Erscheint D i r n ft a g,
Dsnnerstag und
Samstag nebst der
bclletristischen Beigabe
^ S onntagS blatt
4llr Postanstalten unb
Bstrn nehmen Bestel-
lungen an.
Wochenvlatt
für die Bezirke
Preis: jührlich 3
viertcljährlich 45 k.
Anzeigen wcrben die
breispaltige Zeile obrr
bercn Raum mit nsk
2 kr. berechnet.
Dic Boten erha'ün
2 kr. monatlich.
Schwchingen und Philippsbnrg.
^Io. 45.
Dmmtrstng^ 16. Aprü.
1868
W o ch e n s ch a n.
Wir haben unsern Frühlingshymnns vor drei Wochen zu
früh angestiinmt. Der dicsjährige Sominertag (Lätare) ist von
dem Ostertag Lügen gestraft worden. Wir haben dieses Jahr
weiße Ostern gehabt, trotz dem dieselbe nicht gerade früh ge-
fallen ist. Dcr Npril hat diesmal dem Baner nicht blss auf
den Hnt, sondern anch anf's Dach gesehneit nnd den warmen
Sonnenblicken des März ein schnödes Dementi gegeben. Alles
sitzt wieder hinter dem Ofen nnd man sollte dem Anschein
nach glauben, daß Neujahr näher als Pfingsten fei. Hoffentlich
wird aber der gestrenge Herr Winter scine letzte Kraftanstrengung
gemacht haben, von der wir nur wünschen wollen, daß sie un-
sern Feldern nieht zn nahe getreten. —
Das Zollparla m e n t wird am 27. d. M. cröffnet
werden. Wie lange es danern ivird, weiß man noch nicht;
jedenfaUs wird die Art oer Beredsamkeit, welche dort geübt
wird, je nachdem sie mehr lang- oder knrzathmiger Natnr ist,
nicht ohne Einflnß sein. Da die Herren bekanntlich keine Diäten
bckomnien, so wird es ihnen lieb sein, wenn sie bald fertig
werden, denn das Leben in Berlin soU thener sein. Jm Uebri-
gen sind wir anf die Verhandlnngcn sehr begierig, da wir
Anssicht haben, nene parlamentarische Größen jeder Farbe
kennen zn lcrnen. — Unter den Vorlagen, welche dem nächsten
Neichstag gemacht werden, befindet sich auch eine nene G e -
w e r b e o r d n n n g, welche im BnndeSrath eben durchbcrathen
Nnd vereinbart worden ift.
Der Ho ch v e r r ath sproc eß, wekcher vor dem Berliner
Knmmergericht gegen die Ha n nove ran er, die sich mit der
Bildung der sog. Hannoverifchen Legion abgegeben, geführt
wurde, ist di^c Woche zu Ende gegangen. Acht Offizicre sind
ill, aolltllllureillrll zu zehnjähriger Znchthansstrafe vernrtheilt
worden. Der Prozeß gegen den natürlich noch in Hietzing
weilenden Grafen Platen soll erst im Inli vor sich gehen.
Man will ihm wahrscheinlich Zeit geben, sich zn stellen.
Jn Sachsen ist die Todesstrafc a nfgehoben und
dic Einführnng der Ge s ch woren en g e ri ch t c beschlossen
worden. Es wäre sehr zn wünschen, daß dcr Todesstrafe in
den andern dentschen Ländern auch der Garaus gemacht würde.
Die Wiffenschaft rst längst mit dieser Frage im Neinen, nnd
die Humanitüt, fowie das Gefühl sind mit ihr darin ganz
rinverstanden.
Unsere Leserinnen dürfen uns nicht grollen, wenn wir
schon wieder anf die Mode znrückkommen; diese sechste Groß-
macht, welcher selbst mancher würdige Jünger Gnttenbergs sein
Haupt und seinen Nacken bengt. Da wir einmal die Welt-
händel bringen müssen, so können wir anch dies Kapitel nicht
nberschlagen, da selbst der Papst, wie wir bereits mitgetheilt,
ych mik dem Gegenstand beschäftigt. Anch der Königin von
Sachsen gefallen die Chignons nicht nnd wir frenen uns, daß
fie darin den gleichen Geschmack zeigt, der nns inuewohnt.
Sie hat eine ncue Toilettenordnnng für Hofbälle erlaffen, nach
welcher blos Damen „mit gekämmtem Haar" künftig zngelasfen
werden. Es mnß sich jetzt bald zeigen, ob den süchfifchen Damen
der Chignoii über LaZ Tanzen bei Hofe geht.
Jn mehreren kleineren Staaten des Nordd. Bundes haben
sich die Souverüne so zn sagen von dcn Gefchüften znrückge-
zogen nnd leben gewisfermaßen in dem souverünen PensionL-
stande. Die Regiernngsangelegenheiten selbst und die Verwal-
tung überlasfen sie ihrem Schntzherrn. Jn diese Kategorie ge°
hören besonders W aldeck und D e s s a n. Jn ersterem Länd-
chen hat jetzt Hr. v. FlottmeU die SteUe eines Landesdirektors
übernommen nnd auch in Deffau ist an die Skelle des bishe-
rigen Ministerchens Sintenis der prenßifche Staatsrath v. La-
rifch getreten.
Die mater! ellen Verhältnifse in Bay er n schei-
nen nicht die besten zn sein, denn wir erfahren, daß seit drei
Jahren nicht weniger als 10,000 Grundbesitzer oon Hans
und Hof gekommen nud von allen AktiengeseUschafteii, die ihre
Nechmmgsberichte veröffentlichteii, im letzlen Jahre drer Viertel
keine Zinsen bezahlt, ja die Hälfte baar Geld verloren hat.
Jn Speyer hat eine Bersam m l u ng von Tabaks-
i n tc re s s e n te n stattgesunden, in mclcher eine Eingabc an
das ZoUparlameut bezüglich der den Tabak bedrohenden Steuer
beschlosseii wurüe.
Der sonst über badische Verhültnisfe anffalleiid gut nnter-
richtete Schwübische Merknr hat diese Woche doch eine rechte
Wildente geschoffen, da er die Nachricht brachte, das badische
.Handelsministerinm würde bald aufgehoben werden. Jn
den nmßgebenden Kreisen denkt aber kern Mensch daran nntz
dem armen Mcrlur ist daher em Bär aufgebunden worden.
Er kann indeß sich trösten, sein Credit wird bei uns deßhalb
noch nicht in die Brüche gehen.
I Die II nt v er si t ät s ä mt e r der beiden Laiidesuniversi-
täten, welche nach Wegfall der akademrschen Gerichtsbarkeit ge-
wifferniaßen unr noch zum alten Eifen gerechnet werden konnten,
sind jetzt anch ofsiziell ausgehoben worden. Der Carcer
ist dagegen noch für Studenten priveligirtes Gefängniß geblieben.
Die badische Regicrung hat sich bemüht, daß den Reisen-
den sür Goldwaarenfabriken gestattet werde, nicht blos Muster,
sondern fertige Waaren mit sich zu führen und soll der Zoll-
bnndesrath nicht abgencigt sein, anf diesen Wnnsch einzngehen.
Der Herr Erzbischof von Freibnrg (inzwischen gestorben)
erhielt von Sr. K'önigl. Hoh. dem Großherzog bei Gelegenheit
seines 25jührigen Jnbiläums die goldene Kette zn dem bercits
innehabenden Großkrenz des Zähringer Löwen.
Großes Aufsehen macht ein Äussatz, den Prof. H oltz-
mann im Evangelischen süddeutschen Wochenblatte gegen den
Zollparlamentstandidaten, Pfarrer und Abgeordneter Mühl-
hüusser veröffentlicht hat, nnd in welchem er Letzteren einer
ziemlich vernichtenden Kritik nnterwirst.
Die von der Heidelberger H a n del S ka m mer bean-
tragte Stener von 4 Thlrn. auf den Ctr. Petroleum
hat in der Versammlnng der vereimgten badischen Handels-
kammern, welche diese Woche in Karlsruhe stattfand, keine An-
nahme gefnnden. Dcr Repsbau, sagte man, sei im Lande zu
unbedeutend, als daß man ihm den billigen ansländischen Licht-
bringer, welcher nicht nur auf dem Landc helleres Licht, son-
dern auch in den Städten billigercs GaS mache, opsern dürsr.
(Schluß f.)
Dsnnerstag und
Samstag nebst der
bclletristischen Beigabe
^ S onntagS blatt
4llr Postanstalten unb
Bstrn nehmen Bestel-
lungen an.
Wochenvlatt
für die Bezirke
Preis: jührlich 3
viertcljährlich 45 k.
Anzeigen wcrben die
breispaltige Zeile obrr
bercn Raum mit nsk
2 kr. berechnet.
Dic Boten erha'ün
2 kr. monatlich.
Schwchingen und Philippsbnrg.
^Io. 45.
Dmmtrstng^ 16. Aprü.
1868
W o ch e n s ch a n.
Wir haben unsern Frühlingshymnns vor drei Wochen zu
früh angestiinmt. Der dicsjährige Sominertag (Lätare) ist von
dem Ostertag Lügen gestraft worden. Wir haben dieses Jahr
weiße Ostern gehabt, trotz dem dieselbe nicht gerade früh ge-
fallen ist. Dcr Npril hat diesmal dem Baner nicht blss auf
den Hnt, sondern anch anf's Dach gesehneit nnd den warmen
Sonnenblicken des März ein schnödes Dementi gegeben. Alles
sitzt wieder hinter dem Ofen nnd man sollte dem Anschein
nach glauben, daß Neujahr näher als Pfingsten fei. Hoffentlich
wird aber der gestrenge Herr Winter scine letzte Kraftanstrengung
gemacht haben, von der wir nur wünschen wollen, daß sie un-
sern Feldern nieht zn nahe getreten. —
Das Zollparla m e n t wird am 27. d. M. cröffnet
werden. Wie lange es danern ivird, weiß man noch nicht;
jedenfaUs wird die Art oer Beredsamkeit, welche dort geübt
wird, je nachdem sie mehr lang- oder knrzathmiger Natnr ist,
nicht ohne Einflnß sein. Da die Herren bekanntlich keine Diäten
bckomnien, so wird es ihnen lieb sein, wenn sie bald fertig
werden, denn das Leben in Berlin soU thener sein. Jm Uebri-
gen sind wir anf die Verhandlnngcn sehr begierig, da wir
Anssicht haben, nene parlamentarische Größen jeder Farbe
kennen zn lcrnen. — Unter den Vorlagen, welche dem nächsten
Neichstag gemacht werden, befindet sich auch eine nene G e -
w e r b e o r d n n n g, welche im BnndeSrath eben durchbcrathen
Nnd vereinbart worden ift.
Der Ho ch v e r r ath sproc eß, wekcher vor dem Berliner
Knmmergericht gegen die Ha n nove ran er, die sich mit der
Bildung der sog. Hannoverifchen Legion abgegeben, geführt
wurde, ist di^c Woche zu Ende gegangen. Acht Offizicre sind
ill, aolltllllureillrll zu zehnjähriger Znchthansstrafe vernrtheilt
worden. Der Prozeß gegen den natürlich noch in Hietzing
weilenden Grafen Platen soll erst im Inli vor sich gehen.
Man will ihm wahrscheinlich Zeit geben, sich zn stellen.
Jn Sachsen ist die Todesstrafc a nfgehoben und
dic Einführnng der Ge s ch woren en g e ri ch t c beschlossen
worden. Es wäre sehr zn wünschen, daß dcr Todesstrafe in
den andern dentschen Ländern auch der Garaus gemacht würde.
Die Wiffenschaft rst längst mit dieser Frage im Neinen, nnd
die Humanitüt, fowie das Gefühl sind mit ihr darin ganz
rinverstanden.
Unsere Leserinnen dürfen uns nicht grollen, wenn wir
schon wieder anf die Mode znrückkommen; diese sechste Groß-
macht, welcher selbst mancher würdige Jünger Gnttenbergs sein
Haupt und seinen Nacken bengt. Da wir einmal die Welt-
händel bringen müssen, so können wir anch dies Kapitel nicht
nberschlagen, da selbst der Papst, wie wir bereits mitgetheilt,
ych mik dem Gegenstand beschäftigt. Anch der Königin von
Sachsen gefallen die Chignons nicht nnd wir frenen uns, daß
fie darin den gleichen Geschmack zeigt, der nns inuewohnt.
Sie hat eine ncue Toilettenordnnng für Hofbälle erlaffen, nach
welcher blos Damen „mit gekämmtem Haar" künftig zngelasfen
werden. Es mnß sich jetzt bald zeigen, ob den süchfifchen Damen
der Chignoii über LaZ Tanzen bei Hofe geht.
Jn mehreren kleineren Staaten des Nordd. Bundes haben
sich die Souverüne so zn sagen von dcn Gefchüften znrückge-
zogen nnd leben gewisfermaßen in dem souverünen PensionL-
stande. Die Regiernngsangelegenheiten selbst und die Verwal-
tung überlasfen sie ihrem Schntzherrn. Jn diese Kategorie ge°
hören besonders W aldeck und D e s s a n. Jn ersterem Länd-
chen hat jetzt Hr. v. FlottmeU die SteUe eines Landesdirektors
übernommen nnd auch in Deffau ist an die Skelle des bishe-
rigen Ministerchens Sintenis der prenßifche Staatsrath v. La-
rifch getreten.
Die mater! ellen Verhältnifse in Bay er n schei-
nen nicht die besten zn sein, denn wir erfahren, daß seit drei
Jahren nicht weniger als 10,000 Grundbesitzer oon Hans
und Hof gekommen nud von allen AktiengeseUschafteii, die ihre
Nechmmgsberichte veröffentlichteii, im letzlen Jahre drer Viertel
keine Zinsen bezahlt, ja die Hälfte baar Geld verloren hat.
Jn Speyer hat eine Bersam m l u ng von Tabaks-
i n tc re s s e n te n stattgesunden, in mclcher eine Eingabc an
das ZoUparlameut bezüglich der den Tabak bedrohenden Steuer
beschlosseii wurüe.
Der sonst über badische Verhültnisfe anffalleiid gut nnter-
richtete Schwübische Merknr hat diese Woche doch eine rechte
Wildente geschoffen, da er die Nachricht brachte, das badische
.Handelsministerinm würde bald aufgehoben werden. Jn
den nmßgebenden Kreisen denkt aber kern Mensch daran nntz
dem armen Mcrlur ist daher em Bär aufgebunden worden.
Er kann indeß sich trösten, sein Credit wird bei uns deßhalb
noch nicht in die Brüche gehen.
I Die II nt v er si t ät s ä mt e r der beiden Laiidesuniversi-
täten, welche nach Wegfall der akademrschen Gerichtsbarkeit ge-
wifferniaßen unr noch zum alten Eifen gerechnet werden konnten,
sind jetzt anch ofsiziell ausgehoben worden. Der Carcer
ist dagegen noch für Studenten priveligirtes Gefängniß geblieben.
Die badische Regicrung hat sich bemüht, daß den Reisen-
den sür Goldwaarenfabriken gestattet werde, nicht blos Muster,
sondern fertige Waaren mit sich zu führen und soll der Zoll-
bnndesrath nicht abgencigt sein, anf diesen Wnnsch einzngehen.
Der Herr Erzbischof von Freibnrg (inzwischen gestorben)
erhielt von Sr. K'önigl. Hoh. dem Großherzog bei Gelegenheit
seines 25jührigen Jnbiläums die goldene Kette zn dem bercits
innehabenden Großkrenz des Zähringer Löwen.
Großes Aufsehen macht ein Äussatz, den Prof. H oltz-
mann im Evangelischen süddeutschen Wochenblatte gegen den
Zollparlamentstandidaten, Pfarrer und Abgeordneter Mühl-
hüusser veröffentlicht hat, nnd in welchem er Letzteren einer
ziemlich vernichtenden Kritik nnterwirst.
Die von der Heidelberger H a n del S ka m mer bean-
tragte Stener von 4 Thlrn. auf den Ctr. Petroleum
hat in der Versammlnng der vereimgten badischen Handels-
kammern, welche diese Woche in Karlsruhe stattfand, keine An-
nahme gefnnden. Dcr Repsbau, sagte man, sei im Lande zu
unbedeutend, als daß man ihm den billigen ansländischen Licht-
bringer, welcher nicht nur auf dem Landc helleres Licht, son-
dern auch in den Städten billigercs GaS mache, opsern dürsr.
(Schluß f.)