Krscheint Dc n >i
Donncrst -
Samstac; nebsi der
belletristischcn Beigabe
.Sonntags dlatt".
Vllle Postanstalten und
Botcn nehmen Bestcl-
lungcn an.
für die Bezirke
Pr - is: jährlich S fl^
vierteljährlich 45 kr.
Anzcigen werdcn di»
dreispaltige Zcile odcr
deren Naum mit nu?
2 kr. berechnet.
Die Botcn erhalte«
2 kr. monatlich.
Schwetzingen nn- Philippsbnrg.
kio. 4.
Dsnnerstag- 9. Ianuar.
l863.
Das Verkehrsleber; in Grrgland.
Das Verkehrsseben im Jahre 1867 trügl in allen seinen
Zweigen tiefe Spuren der Krisis, wclche im Jahre 1866
stattfand, und ein Rückblick auf die wirthschaftlichen Verhnltnisse
der letzten 12 Monate gibt uns ein trauriges Bild arggestörten
Verkehrs, zerrüttcten Wohlstandes, gelühmten Handels und er-
schütterten Kredits, sümmtlich Folgen der Katastrophe, die im
Mai des vorhergangenen Jahres sich e'mgestellt hatte. Wie
im Jahre 1867 stoßen wir allenthalben auf Trümmer einstigen
Reichthumes und gebrochenen Vermögens, während die Eröff-
nung neuer Wege auf das müchtige Hinderuiß eines kaum zu
bewältigenden Mißtrauens ftößt, als eine Folge des morali-
schen Bankerotts, der sich Zu dem materiellen gesellte und das
Vertrauen für lange Zeit erschütterte, wcil cr den Glauben
an die Vcrtrauenswürdigkeit nicht blos einzelner Personen,
sondern ganzer Klafsen erschütterte, wci! er neuen Unterneh-
mungen den Boden entzog, indem er das Mißtraucn gegen
die vorhandenen rechtfertigte. Vis in die jüngste Zeit hat fich
die Wirkung jenes Moments erstreckt, wo der Credit mit einem
Make zusammenbrach, nnd Hüufer, die man felsenfeft glaubte,
zum Falle brachte, dem nothwendig auch die Entdeckuug auf
dem Fuße folgte, daß etwas faul fei im englifchen Eifenbahn--
wesen. Unfülle, hervorgerufen durch Krisen, werden nachge-
sehen und vergeben, aber da trat mit einem Male eine Unso-
lidität des Gebahrens hervor, die eine moralische Zerrüttung
bekundete, wie man sie nie vermuthet hatte. Um Geld zu
machen, fütterte man die Vanken mit Wechseln, und um Wechsel
ju haben, verkaufte man auf fremden Plätzcn Waaren zn
Schleuderpreifen, und dieser Schwindel dauerte Jahre lang
und wurde von den geschäftsthütigsten Exportzuren in Glasgow,
Liverpool, Manchester und anderswo getrieben. Nicht minder
traurig, auch uicht ganz ohne Zufammenhang mit der eben
beschriebenen Operation, war das Vorgehen der Eisenbahnen,
die, um Anlagskapital herbciznlocken, höhere Dividenden zahlten,
als jene, die wirklich aus dem Betriebe erzielt wurden, Divi-
deuden, die vom Kapitale, nicht vom Ertrage, gezahlt wurden,
daher immer neue Kapitalszuflüsfe uöthig machten. Cine wei-
tere Folge diefes ungesunden Verhältnisfes war, daß der Dis-
konto in Sprüngen in die Höhe ging, ein Sympton, das sich
in der Regel einstellt, wenn unwahrnehmbare Krankheitsele-
mente die wirthfchaftlichen Zustände vcrgiftet haben. Der solide
Handel und die Jndustrie, welchen dadurch das Betriebskapital
vertheuert wird, werden zuerst in's Mitleid gezogen und die
gesunden Elemente noch vor den kranken vom Druck der Ver-
hältnisse geplagt. England, das mit Frankreich in innigem
Handels- und Geldverkehr steht, besindet sich zwar in ähnlichen
Geldverhültnissen wie seine Nachbarn jenseits des Kanals, ist
aber insosern glücklicher als jene, als sein eigentlicher Natio-
nalwohtstand weniger gelitten hat. Es hat keinen spanischen
Mobilier und keine mexikanische Anleihe, keine Operationen zu
beklagen, bei denen Kapitalien in's Ausland wanderten, um
nebst den Znisen verloren zu gehen. Der Verlust, den das
Sinken der Eisenbahn- und Werthpapiere versuchte, ist mehr
imaginärer alS kin wirklicher; man hat seinen Werth
höher angeschlagen als er wirklich ist, aber man hat am Be-
sitze sclbst keine Einbuße erlitten. Einschneidender sind die
Verluste, welche die Elemeute verursachten. Stürme und Un-
gewitter habeu der Dampf- und Segelschifffahrt größere Schä-
den als ssnst zugefügt, und nicht geringer ist der Verlust, den
das plötzliche Falleu der Baumwollpreise alleu Jenen verur-
sachte, die Baumwolle selbst oder Baumwollstoffe auf dem Lager
hatteu. Der britische Handel jedoch ist im Gauzen und Großen
uicht geschwächt und nicht zerstört worden. Gerade die eigent-
liche Handelswelt hat sich in der Zeit der Noth am krüftigsten
bewährt; der beste Beweis für die innere Kraft des englischen
Verkehrslebens, für dessen immer regere innere Entwicklung
die vermehrte Einnahme der Post als ein Anzeichen gelten
kann. Die große Mehreinnahme in den Zöllen aber liefert
den Beweis, daß die Einfuhr aller jener Gegenstünde, die
damit belastet sind, daß der Verbranch von Zucker, Thee, Wein,
Kaffee und Tabak zugenvmmen hat. Die Abnahme in der
Accise, welche dadurch mehr als aufgewogen wird, erklürt fich
vielleicht nicht blos als eine Abnahme des Verbrauchs, sondcru
mag ihren Grund darin haben, daß theilweife die Art des
Genusses sich geündert, daß z. B. statt des Bieres Thee ge-°
trunken worden ist. Die gewerbtreibende Klasse sieht dem
kommenden Jahre nicht ohne Hoffnung entgegen, nnd alle Be-
richte aus den Fabrikbezirken geben von dieser hoffnungsöollen
Stimmung Zeugniß. Die Friedenshoffmmg, die in letzter
Zeit gestiegen und die klare Einsicht, welche durch die Ereignisfe
des letzten Jahres in die Verhältuisse des Effektenmarktes ein-
getreten, lassen hoffen, daß auch eiue zwar weniger siebcrhafte,
aber um fo gsdeihlichere Thütigkeit im Verkehre mit Fonds
und Werthpapieren eintretcn, daß überhanpt das ganze Güter°
leben einer besseren glücklichern Zeit entgegengehen werde. -
B a d e n.
Karlsruhe, 5. Jan. Jn der Bekleidung der großh.
Truppen sind wieder Veründerungen nach prenßischein Systemc
eingeführt worden. Die Schooßlänge der Waffenröcke hat
künftig bei allen Waffengattungen, wie bisher bei der Jnfan-
terie, 10 Zoll zu betragen. Die Fuß- nnd Festungs-lllrtillerie
erhic-lt zn den Aufschlügen der Waffenröcke Aermelpatten vom
Grundtuch des Waffenrockes. Die Mantelübcrzüge sind befeitigt.
Krrrlsr'trhck, 5. Jan. Das Kontingentsgesetz ist wahr-
scheinlich die wichtigste und man kann sagen bedenklichste Frage
des Landtags; Württemberg will den Satz von ^ F^edens-
stürke, Bayern, wie es scheint, jeweilige gesetzliche Vereinbarung
nzit den Ständen für je zwei Jahre. So wie die Dinge vor-
erst liegen, zumal naH Annahme des französischen Militürge-
fetzes, erwartet man in Baden die volle Stürke von 1 o/o zur
Geltuug zu briugen, und damit im Zusammenhang die drei-
jährige Prüsenz. Wir können uns nicht verhehken, daß die
volle Wehrfähigkeit eine oberste nat'ionale Pflicht des Augen-
blicks und daß sie nur im Zusammenhaug mit dem Norden j»
erreichen ist.
Aus Bchderr, 6. Jam Dem nenesten Rechenschaftsbericht
der Pestalozzi - VereinS badifcher Volksschullehrer, der sich br-
Donncrst -
Samstac; nebsi der
belletristischcn Beigabe
.Sonntags dlatt".
Vllle Postanstalten und
Botcn nehmen Bestcl-
lungcn an.
für die Bezirke
Pr - is: jährlich S fl^
vierteljährlich 45 kr.
Anzcigen werdcn di»
dreispaltige Zcile odcr
deren Naum mit nu?
2 kr. berechnet.
Die Botcn erhalte«
2 kr. monatlich.
Schwetzingen nn- Philippsbnrg.
kio. 4.
Dsnnerstag- 9. Ianuar.
l863.
Das Verkehrsleber; in Grrgland.
Das Verkehrsseben im Jahre 1867 trügl in allen seinen
Zweigen tiefe Spuren der Krisis, wclche im Jahre 1866
stattfand, und ein Rückblick auf die wirthschaftlichen Verhnltnisse
der letzten 12 Monate gibt uns ein trauriges Bild arggestörten
Verkehrs, zerrüttcten Wohlstandes, gelühmten Handels und er-
schütterten Kredits, sümmtlich Folgen der Katastrophe, die im
Mai des vorhergangenen Jahres sich e'mgestellt hatte. Wie
im Jahre 1867 stoßen wir allenthalben auf Trümmer einstigen
Reichthumes und gebrochenen Vermögens, während die Eröff-
nung neuer Wege auf das müchtige Hinderuiß eines kaum zu
bewältigenden Mißtrauens ftößt, als eine Folge des morali-
schen Bankerotts, der sich Zu dem materiellen gesellte und das
Vertrauen für lange Zeit erschütterte, wcil cr den Glauben
an die Vcrtrauenswürdigkeit nicht blos einzelner Personen,
sondern ganzer Klafsen erschütterte, wci! er neuen Unterneh-
mungen den Boden entzog, indem er das Mißtraucn gegen
die vorhandenen rechtfertigte. Vis in die jüngste Zeit hat fich
die Wirkung jenes Moments erstreckt, wo der Credit mit einem
Make zusammenbrach, nnd Hüufer, die man felsenfeft glaubte,
zum Falle brachte, dem nothwendig auch die Entdeckuug auf
dem Fuße folgte, daß etwas faul fei im englifchen Eifenbahn--
wesen. Unfülle, hervorgerufen durch Krisen, werden nachge-
sehen und vergeben, aber da trat mit einem Male eine Unso-
lidität des Gebahrens hervor, die eine moralische Zerrüttung
bekundete, wie man sie nie vermuthet hatte. Um Geld zu
machen, fütterte man die Vanken mit Wechseln, und um Wechsel
ju haben, verkaufte man auf fremden Plätzcn Waaren zn
Schleuderpreifen, und dieser Schwindel dauerte Jahre lang
und wurde von den geschäftsthütigsten Exportzuren in Glasgow,
Liverpool, Manchester und anderswo getrieben. Nicht minder
traurig, auch uicht ganz ohne Zufammenhang mit der eben
beschriebenen Operation, war das Vorgehen der Eisenbahnen,
die, um Anlagskapital herbciznlocken, höhere Dividenden zahlten,
als jene, die wirklich aus dem Betriebe erzielt wurden, Divi-
deuden, die vom Kapitale, nicht vom Ertrage, gezahlt wurden,
daher immer neue Kapitalszuflüsfe uöthig machten. Cine wei-
tere Folge diefes ungesunden Verhältnisfes war, daß der Dis-
konto in Sprüngen in die Höhe ging, ein Sympton, das sich
in der Regel einstellt, wenn unwahrnehmbare Krankheitsele-
mente die wirthfchaftlichen Zustände vcrgiftet haben. Der solide
Handel und die Jndustrie, welchen dadurch das Betriebskapital
vertheuert wird, werden zuerst in's Mitleid gezogen und die
gesunden Elemente noch vor den kranken vom Druck der Ver-
hältnisse geplagt. England, das mit Frankreich in innigem
Handels- und Geldverkehr steht, besindet sich zwar in ähnlichen
Geldverhültnissen wie seine Nachbarn jenseits des Kanals, ist
aber insosern glücklicher als jene, als sein eigentlicher Natio-
nalwohtstand weniger gelitten hat. Es hat keinen spanischen
Mobilier und keine mexikanische Anleihe, keine Operationen zu
beklagen, bei denen Kapitalien in's Ausland wanderten, um
nebst den Znisen verloren zu gehen. Der Verlust, den das
Sinken der Eisenbahn- und Werthpapiere versuchte, ist mehr
imaginärer alS kin wirklicher; man hat seinen Werth
höher angeschlagen als er wirklich ist, aber man hat am Be-
sitze sclbst keine Einbuße erlitten. Einschneidender sind die
Verluste, welche die Elemeute verursachten. Stürme und Un-
gewitter habeu der Dampf- und Segelschifffahrt größere Schä-
den als ssnst zugefügt, und nicht geringer ist der Verlust, den
das plötzliche Falleu der Baumwollpreise alleu Jenen verur-
sachte, die Baumwolle selbst oder Baumwollstoffe auf dem Lager
hatteu. Der britische Handel jedoch ist im Gauzen und Großen
uicht geschwächt und nicht zerstört worden. Gerade die eigent-
liche Handelswelt hat sich in der Zeit der Noth am krüftigsten
bewährt; der beste Beweis für die innere Kraft des englischen
Verkehrslebens, für dessen immer regere innere Entwicklung
die vermehrte Einnahme der Post als ein Anzeichen gelten
kann. Die große Mehreinnahme in den Zöllen aber liefert
den Beweis, daß die Einfuhr aller jener Gegenstünde, die
damit belastet sind, daß der Verbranch von Zucker, Thee, Wein,
Kaffee und Tabak zugenvmmen hat. Die Abnahme in der
Accise, welche dadurch mehr als aufgewogen wird, erklürt fich
vielleicht nicht blos als eine Abnahme des Verbrauchs, sondcru
mag ihren Grund darin haben, daß theilweife die Art des
Genusses sich geündert, daß z. B. statt des Bieres Thee ge-°
trunken worden ist. Die gewerbtreibende Klasse sieht dem
kommenden Jahre nicht ohne Hoffnung entgegen, nnd alle Be-
richte aus den Fabrikbezirken geben von dieser hoffnungsöollen
Stimmung Zeugniß. Die Friedenshoffmmg, die in letzter
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des letzten Jahres in die Verhältuisse des Effektenmarktes ein-
getreten, lassen hoffen, daß auch eiue zwar weniger siebcrhafte,
aber um fo gsdeihlichere Thütigkeit im Verkehre mit Fonds
und Werthpapieren eintretcn, daß überhanpt das ganze Güter°
leben einer besseren glücklichern Zeit entgegengehen werde. -
B a d e n.
Karlsruhe, 5. Jan. Jn der Bekleidung der großh.
Truppen sind wieder Veründerungen nach prenßischein Systemc
eingeführt worden. Die Schooßlänge der Waffenröcke hat
künftig bei allen Waffengattungen, wie bisher bei der Jnfan-
terie, 10 Zoll zu betragen. Die Fuß- nnd Festungs-lllrtillerie
erhic-lt zn den Aufschlügen der Waffenröcke Aermelpatten vom
Grundtuch des Waffenrockes. Die Mantelübcrzüge sind befeitigt.
Krrrlsr'trhck, 5. Jan. Das Kontingentsgesetz ist wahr-
scheinlich die wichtigste und man kann sagen bedenklichste Frage
des Landtags; Württemberg will den Satz von ^ F^edens-
stürke, Bayern, wie es scheint, jeweilige gesetzliche Vereinbarung
nzit den Ständen für je zwei Jahre. So wie die Dinge vor-
erst liegen, zumal naH Annahme des französischen Militürge-
fetzes, erwartet man in Baden die volle Stürke von 1 o/o zur
Geltuug zu briugen, und damit im Zusammenhang die drei-
jährige Prüsenz. Wir können uns nicht verhehken, daß die
volle Wehrfähigkeit eine oberste nat'ionale Pflicht des Augen-
blicks und daß sie nur im Zusammenhaug mit dem Norden j»
erreichen ist.
Aus Bchderr, 6. Jam Dem nenesten Rechenschaftsbericht
der Pestalozzi - VereinS badifcher Volksschullehrer, der sich br-