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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 65
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0267

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yeint D i e n st a g,
onnerstag nnd
amstag nebst dcr
belletristischen Beigabe
, S onntagsblatt
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No. 65.

Donncrstng^ 4. Iuni.

K Schwetzingen.

v.

Um die Siadt Schwetzingen füe Fremde anzieheud zu
machen, dürfte es angemessen fein, einige weitere Veranstaltnn-
gen zu treffen, welche da sie meist rwn Privaten leicht herzn-
stelleu find, keine llesondere Schwierigkeiten bieten dürften.
Glücklicherweise find nnsere Gaslhünser durchgehends gut und
etwaige Vergrößernngen werden sich bei vorhandenein Bedürf-
niffe von selbst ergeben. Anch bietet der hiesige Ort recht
schöne Biergärten, Bierhallen nnd Bierkeller, welche, da sie in
der Regel auch einen guten Stoff liefern, bereits auch jetzt
schon von Fremden vielfach ausgesucht werden. Wenn es in
dieser Beziehung vieüeicht lioch an etwas mangelt, so dürfle
dies ein bescheidenes Kaffeehans nlit Billard sein, allein aueh
dieses dürste llicht allznlange mehr anf sich warten lasseil und
bereits vor der Eisenbahn seine Erbffnung finden.

Ta, wie wir auseinandergesetzt, Schwetzingen mit der
Zeit immerhin Anwartschaft hat, in gemissem Sinne Kurort
zu werden, so wäre besonders auch dafür Sorge zu tragen,
daß die besseren Mineralwasser, wie namentlich die von Ems,
Sellers, Karlsbad, Hombnrg, Langenbrücken, Rippoldsau und
Friedrichshall stets zur Sommerzeit in hinreichender Menge
vorräthig gehalten lvürden. Wenn irgend ein Ort, so eignet
sich diese Stadt besonders sür den Gebranch dieser Wasser,
da nirgends wohl sich angenehmere und so naheliegende Pro-
menaden finden, als im hiesigcn Garten, welche die nach dem
täglichen Trinken nothwendige Bewegung anf's beste ermöglichen.
Ebenso wäre es wünschenswerth, wenn täglich während der
Saison frisch bereitete Molken dem Verkaufe ausgesetzt lvürden.

Auch eine regelmüstige Omnibusverbindung mit Ketsch
wegen der Rheinbäder würde den Aufenthalt für Fremde an-
genehm machen. Selbst abgesehen hiervon glanben wir, daß
im Jnteresse dcr hiesigen Bewohncr an und für sich eine solche
Verbindung geboten erscheint und sich anch für den Unterneh-
mer gut rentiren würde. Bei derarligen Unternehmungen mnß
nur einmal ein Anfang gemacht lverden: die Vortheile für
beide Theile, Unternehmer wie Benutzer werden sich jedenfalls
rccht bald zeigen und Bürge sein, daß das einmal Angefangene
nicht wieder in Abgang kommt. Die Probe des Pnddings ist
das Essen, sagt ein cnglisches Sprüchwort und hat vollkommen
recht. Wir wollen hoffen, daß diefer Versuch bereits in diesem
Jahre gemacht werde. Warme Bäder sind bereits hier vor-
handen und Dampfbäder lasfen sich überall leicht einrichten.

Etwas schwieriger als die angeführten Ersordernisse ge-
sialten sich die weileren, die wir hier emer knrzen Betrachtung
unterwerfen wollen.

Unser herrlicher Garten ist gleichsam zur Musik geschaffen
und die gleich am großen Bassin sich befindliche Vronzestatue
Nrion's scheint darauf hinzuweisen, wührend der schöne Apollo-
tempel, auf dem die marmorne Bildsäule oes heidnischen Gottes
der Musik mit seiner Leycr im Lapidarstyl daran erinnert.
Aber mehr als das hat die Natur selbst diese Mahnung sich
vorbehalten. 5^undertr der lreblichen kleinen Natursänger haben
diese schönen Anlagen zu ihrem Lieblingssttze ausrrkoren und

wer dem Gesang der lieben Vögelein mit wahrer Natnrandacht
lauschen will, kann sich diesen Gennß nirgends leichter als hier
verschaffen. Aber mit der Naturmnsik der Vögel und allensalls
der Grillen und Frösche muß man sich begnügen; andere Töne
dringen nur selten an unser Ohr. Mit Ansnahme der obli-
gaten Pfiingstmontagsmusik des hälstigen Heidelberger Orche-
sters ist der Garten in dieser Beziehnng ganz tonlos nnd still.
Ein bis zweimal in der Woche sollte aber Mnsik, die das
Menschenherz erhcitert, jedenfalls hier jtattsinden. Die Erlaub-
niß der Regierung macht uns keine Sorge: wir glauben sie
als sieher voraussetzen zn können. Dagegen woher das Orchester
selbst nehmen? Ohne Opfer geht es allerdmgs wahrscheinlich
nicht ab, alleiii die Nähe der Städte Mannheim und Heidel-
berg läßt die Sache denn doch nicht unmöglich und auch nicht
zu kostspielig erscheinen. Ja die geb rachten Opfer werden
ihren rcichlichen Ersatz sinden. Nicht asiein, daß die hiesigen
Bewohner dadnrch Gelegenheit zu sonst seltenem Genusse er-
halten, wird der Garten an den Musiktagen auch von Fremden
viel belebter erscheinen, da nichts mehr anzieht, als gnte schöne
Musik in der schönen sreien Natur.

Von der Mnsik zum Theater ist nur cin Schrilt. Frei-
lich ist dieses nicht so leicht herbeizusühren und wenn anch
zeitweise die Benutzung des Schloßtheaters gestattet werden
sollte, so ist mit den Rüumlichkeiten allein gar nichts gethan.
Doch möchten besonders zur Ferienzeit oer benachbarten Hos-
bühne immerhin einige Vorstellungen nicht gerade zn den künf-
tigen Unmöglichkeiten gehören. Da diese jedoch allerdings nicht
in nüchster Äussicht stehen, so dürften wir schon zufrieden sein,
wenn wir vorderhand ein einfaches. Sommertheater erhielten,
wozu Schwetzingen als der geeignetste Ort erscheint. Und da-
zu kann es, wenn man nur will, ohne Schwierigkeiten auch
wohl noch kommen.

Jn einem weiteren Artikel werden wir die noch übrigen
wenigen Punkte einer kurzen Besprechung unterziehen.

B a d e n.

MltMtheim, 31. Mai. Ein gewaltiger Brand, wie
hier noch wenig gewescn, ist gestern Nacht gegen 11 Uhr in
dem zum Hafen gehörenden Lagerhause ö 7 Nr. 3 u. 4 aus-
gebrochen. Das Feuer entftand in der Abtheilung des Baum-
wollelagers und griff mit rasender Schnelligkeit um sich, so
daß in kürzester Zeit das ganze Lager in Brand stand. Eine
Masse Baumwolle, Oele verschiedener Art, Farbholz, Mehl,
Kaffee, Zucker, Tabak, Frucht, Thran, Pech u. s. w. ging zu
Grunde. Schließlich theilte sich das Feuer noch den Keller-
ränmen mit und brennen die darin enthaltenen Waaren heute
Mittag noch fort. Das anstotzende Magazin des Herrn Eich-
ner ist wie das Hafenmagazin zusammengestürzt und der Waa-
renvorrath, soweit er nicht gerettet werden konnte, gleichfalls
ausgebranm. Mehrere Nachbarhüuser und Gürten wurden
gleichfalls vom Feuer ergriffen und ist es nur den Bemühungen
der Feuerwehren zu danken, daß solche erhalten wurdem Recht
fühlbar machte sich bei dieser Gelegenheit die Vernachlüßigung
der Straße zwischen 0 7 und 8 7. Bom Hasen her war
 
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