Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

DOI chapter:
No. 81
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0331

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Xo. 81.

Zweiter Zahrgang.

Samstag, 11. Juli 1808.

Erscheint D i e n st a g,
Dpnucrstag und
Samstag nebst der
belletristischen Beigabe
„ S ünntag 8 blatt ".
Allc Postanstaltcn und
Boten nehnicn Lcstel-
lungcn an.

sür dic BeMc Schwchingcn und Philippsburg.

Preis: ^/4jährlich45kr.
per Post bczogen 56 kr.
Anzeigen wcrden die
dreispaltige Zcile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.

Die Boten erhaltcn
2 kr. monatlich.

(untcr Kontrole der londwirthschastlichrn Bczirksdirektion Schwetzingen stehend).

RcuLste Hspfcn-NachrichLett.

Schwetzittgett, 11. Juli. Seit einigen Tagcn haben
lvir warnies hn.sches Welter, nnd wacht die Hopsenpflanzc
bei uns, wit Ansnahwe vereinzelter Gärtcn, welche von den
sog. Mollen heimgesncht sind, gnuz besriedigende Fortschritte.

Ai-n Nürnbcrger Niartt ergaben sich diese Woche keinerlei
Verandernngen, der Uwsatz besehrünkte sich aus einige ttnbe-
dentenve Abschtüsse 1n ordinairer Waare, ivelche zu fl. 28 — 32 s
(fl. 25 — per Zollcent.) , bcssere Hallertaner zu fl. 33—36
(fl. 30—40 pcr Zollcent.) stattsanden.

Beznglich dcs Standes der Hopsengewüchse ist wan dorten
der Ansicht, dast die allgemein knhle Wiiternng den Gewnchsen
nnchtheilg war, doch sind nach dcw Dasnrhalien der Geschüsls-
welt die Vorrüthe in 67ger Waare noch so bcdentend, dasz
setbst bei cinew Minderertrag des dieSjährigen Ernteausfalles
dcr Bcdars leicht zn decken würe.

Wir gcben diese Mittheilnng nur, uw die Stiwwnng nnd
Ansichten, welche über die bevarstchende Geschüstssaison herr-
swt'^-.zi^äwrnEe ieüt sclwn Urtbeile über^ den kiinf-

tigen GUchüstsgang abgeben zn wollen, ist ein zn gewagtes'
Ding, als dasz wir nns damit befassen wöchten.

Pvag (Böhmcn), 5. Juli. Dic dießwöchcntlichc Kühlc unb regne«
rischc Wittcrung kam auch dcn Hopfcnpflanzungen sebr zu statten und wird
fast allgemein nüt größcrer Zuversicht auf eine qualitätsvollc und reichlichc
Ernte gcrechnct. Dcr Handcl mit cffcctiver Waarc ist nunmehr kaum
nenncnswerth, da höchstenS noch einige Ballen an die Consumenten abge-
setzt werden, bei welchcn sich die Preise nicht normiren lassen, weil solche
nur zu sehr von der Kauflust und dem momentanen Bedarfe abhängen.

(P- Hbl.)

Hagenan (Elsaß), 5. Juli. Der nbnormen Hitze dcs Frühlings
ist in vollem Sommcr sast cine ähnliche abnorme Kälte, die mit zn er-
fnschenden Regengüssen begleitet ist, gefolgt. Bei solchen Tempcratur-
Abwechselvngeu lnnn man schwer vorausschen, was nus der Hopfencrnte
wird. Wir können nur bcstätigen, daß in unierer Gcgend dcr wirkliche
Anschcin wenig günstig ist, abcr der Monat Juli kann viel verbessern,
ebenso wie er auch viel vcrderben kann; tassen wir ihm also Zeit, um sein
Wörtlcin zu sprechen. Was den Verkehr anbclangt, so war diescr unbc-
deulend in den letzten acht Tagen.

W o 6) e rr s ch a «.

Jcderwmm keimt die Geschichtc vou der großen Seeschlwige,
wekche schon hnndertwal beschrieben, aber noch von Niemand
wirklich gesehen wurde. Sie yat in der neueren Zeit in der
5iongreßfrage ihr politisches Seitcnstnck gefunden. All. paar
Monate kowwt die Kongreßidee wieder zwn Vorsche'n, bald
init Fnrsten allein, bald wit Fürsten nnd Diplowaten zugleich.
Aber nie will darans ctwas werden. Auch jetzt ist wieder der
Kongreß mit der Drnckerschwürzc in Berührnng gekowmen und
sast alle größere Zeitnngcn haben dadnrch Gelegenbeit erhalten,
cine Mcnge prüchtiger Artikel in die Welt zu schicken und je
nach ihrem Standpunkte ihre Herzenswünsche dew noch in der
Lnft schwebenden Kongresse anszusprechen. Die Franzosen be-
streben sich darzulegen,, das; Prenßen jetzt Macht genug haüe
und keiner weiteren bednrfe, nnd die Preußen sprechen es aus,
daß eigentlich die Franzosen doch bescheidener werden müssen;
die Englünder sind nicht besonders kongreszlustig nnd weinen,
die Welt könne auch ohne Kongresse ihren Gang gehen, wie
überhauvt bei Kongressen noch wenig Gutes hcrausgekommcn

sei, und die Russeu wolleu uoch weuiger davou wisscu, da sie
doch uicht die erste Violiue darm spielen köuuen uud mit ihrcr
türkischen Zukuuftswusil auch uoch uicht durchzudriugen ist. So
wird halt die Kougreszidee vorderhaud blos noch Idee bleibeu.

Jiu Uebrigen werden die Friedeusaussichteu iwmcr gröszer,
uud die vieleu Neubauteii eiuerseits, noch wehr aber die ver-
sihiedeusteu Eiseiibahuliuieu beweiseu, daß das Verlrauen sich
iwmer mehr befcstigt. Dazu kowmt uoch eiue gutc Erute, so-
wie die Hosfuuiig aus eiu gesegnetes Wi'iujahr. Ursacheu gc-
uug, die Wolken des menschlichen Trübsinns zn verschmchen.

Die Vrüude, welehe uns bereits in den beiden vorher-
gehenden Wochenberichten nngewöhnlich in Anspruch nahweu,
haben auch in dieser Woche noch nicht aufgehört. Das Arsenal
in Triest wurde eiu Raub dcrFlawweu; eoeuso ein bedeuten-
der Theil des Siädtchcns Anerbach in der baierischen Ober-
pfalz imd endlich wurde anch in imserem Lande der Ort Kup-
peuhcim bei Nastatt iu dieser Beziehuug leider schwer heiw-
gesucht.

Der Köuig vou Preußen wird dieses Jahr seiue Badekur
'iifl Eius uiaehett; der ans dew Epile--zimückgekehrtL.Dichterkönig
Freiligrath hat das Bad Rippoldsan bezogen.

Dcw norddeutschen Biwdesrathe soll der Antrag anf eine
Jnseratensteuer vorliegen. Den Zeitungm wird dieselbe schwer-
tieh znsagen.

Die oernrtheilti'n Hannoveraner sind init Ausnahine
zweicr Austifter vow König von Preußen begnadigt worden.

Man erzühlt vielseitig, dasz Preußen versncht hube, den
Hafen von Limon in Costa-Niea als Ftottenstation zu erwer-
ben, das; aber die Monroe-Doetrin, welche sich von Nordanierika
ans dem ganzen vierten Welttheil initgetheilt habe, diesem
Streben nnmiderstehliche Hindernisse in den Weg lege. Nach
dieser Doctrin soll keine srewde Macht Emflnsz in Amerika
üben. Nach dew was in Mexiko geschehen, kann mnn aller-
dings den Awerikimern diese Doctrin nicht allzusehr verübeln.
Was übrigens wirklieh an der Sache von Limon ist, bleibt
zweiselhaft, da die preußischen Regierungsorgane sich noch nicht
bemüßigt gefunden Hielten, Nüheres ansznkrawen.

Jn Mecklenbnrg, dessen Groszherzog sich dieser Tage jin
Rudolstadt verheirathet hat, ist eine Verordnnng erschienew, nnch
welcher Lehrburschen, Gesellen, Mügde, u. s. w. des Abends
nach 9 Uhr nicht niehr ansaehen dürsen. Wenn die mccklen-
burgische Negierimg durch die Verhültnisse gedrüngt wird, po-
litisch einen Schritt vorwärts zn machen, so sucht sie dies dn-
durch nuszugleichen, dasz sie sogleich sozinl zwei Schritte wieder
rückwnrts wncht.

Sicher wird aiigenominen, dnß Bnyerns König der Miliinr-
Kowinission sür dic gemeinsnmen Angelegenheiten Süddeutsch-
lnnds und znr Erfüllung der hiernuf bezüglichen Bestimmungen
des Prnger Friedens seine Znstimnmng gegeben hnt.

Jn Gens hat sich ein internntionnler Frnuenverein ge-
bildet, welcher dnrnuf nnsgeht, den Frnucn nicht nllein die
Berufsarbeiten nller Art zugünglich zu machen, sondern nuch
denselb.en die politischen Rechte zn verschnffen.

Mit dew Nitro-Glycerin ist's in Belgien nlle: sein Ge-
brnuch ist dort förwlich verboten worden.
 
Annotationen