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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 87
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0355

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Xo. 87.

Zweiter Jahrgang.

Samstag, 25. Juli 1868.

Erscheint D i e n st a g,
Donnerstag und
Samstag nebft der
bclletristischen Beiqabe
, S onntagsblatt *.
Dlle Postanstulten und
Lvten nehnicn Bestcl-
lungcn an-

sür die DeMc Schwctzingen und Philippsburg.

Pteis: P^jährlich^bkr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.

Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.

Verkündigungsblatt d-Z Amtsu. Amtsgerichtsbezirks Schwchingen.
tzrgan der öadischen Kopsenproducenten

(unter Kontrole der landwirthschaftlichen Bezirksdirektio n Schwetzingen stehend).

Neireste Hopsen-Nachrichten.

Die „Allgem. H.'Ztg. bringt socbcn nachstehendeS Telegramm, welches
«egen Ler Scltcnheit dcs Falles nicht geringe Scnsatwn erregen dürfte!

Telegraphische Depesche,

«ufgegeben London, 22. Juli 3 Uhr Nachm., angekommen 22. Juli
S Uhr Abcnds. Erster Ballen l868r Kenthopfcn wurde gestern
4 Uhr zu Marktc gesandt und als Hop-King zu acht Guinen (circa
N5 fl.) per Centner verkauft.

Schwehingen, 25. Iuli. Die gegenwärtige Hitze wird
doch mitnnter dn-ch tüchtige, die Pflanzenwelt erfrischende Re-
gMgüffe unterbrochen, die, wemi öftcrs wiederkehrend, unsern
Fluren anßerordentlich zu statten konunen, da Fenchtigkeit nnd
Würme für nusere leichten Böden eine Hanplbedingung find.

Es ist nicht zu verkeimen, daß der Stock bei uns wie
anderwärts anch nnter dem Einflnsse langer Hitze und Trocken-
hcit zu leiden hat, doch kann sich derselbe, behalten wir gute
Witterung, vollständig wieder erholen.

Aus Bayern lanfen wieder vermehrte Klagen über eine
wahrhaft tropische Hitze und Trockenheit ein und sollen sich
manche Lagen ganz welk nnd abgestorben zeigen.

Ebenso wird aus Böhmen nnd Elsaß uber ähnliche Wit-
kernngsverhältnisse berichtet nnd können wir nns somit immer
noch beglückwünschen, als wir uns darin doch besser als die
genannten Prodnktionsländer stehcn!

Jn 1867r Waare fand diese Wochc in Nürnberg ein kleiner
Uinsatz statt nnd wurden ca. 20 Ballen Mittelqnalität zu
fl. 30—33 (ca. fl. 27—30 per Zollcentner) nmgcschlagen.
Man änßert indessen anch dort die Ansicht, welche wir in nnserem
jüngsten Berichte ausg-sprochen, daß nemlich auch eine geringere
Erndte als die vorjährige genüge, den Bedarf von 1868/69 zn
decken.

Dle letzten Londoner Nachrichten lauten ebenfalls nicht
günstig. Die Hitze und Spinnen fügen den englischen Pflan-
zungen nicht unerheblichen Schaden zn, trotzdem bleibt der Markt
ohne Veränderung, d. h. das Geschäft in vorjähriger älterer
Waare leblos.

Aür KopferrproducenLen.

Das „Bischw. W.^ enthält cincn beachtenswerthen Nath, dcn lvir
«tch zum Nutzen und Frommen unserer Leser mittheilen wollsn.

Es ist nemlich eine anerkannte Thatsache, daß der Hopfenhändler nicht
nur auf gute Qualität sondern auch auf hübsches, empfehtendes Aussehcn
der Waare achten muß. Die beliebteste und gesuchteste Farbe ist cin
schdnes, lichtes Grün. Besitzer von solcher Waare finden immer Liebhaber
and erhaklen gern und willig den höchsten Tagespreis. Um ein Produkt zu
crhalten, welches diescn Anforderungen entspricht, rathet ein Hopfenpflanzer
mit dem Pflücken der Dolden zcitig, doch nicht allzu frühe zu beginnen
und dasselbe q'o rasch als möglich fortzusetzen. Bei der Trocknung muß
dcr Hopfen jedoch sorgfältig auseinander gelegt werden, damit die Waare,
was sonst leicht möglichwäre, nicht dunkel wird. (Es gehören folglich hin-
längliche Räumlichkeiten zur richtigen Ausführung dieser Manipulation.)
Der so behandelte Hopfen soll sich auch bedeutend länger als der
vollkommen reife halten, ohne ranzig zu werden. Handelt der eine oder
«mdere unscrer Leser nach dieser Methode so soll es unk freuen, wenn
« itus über dic gcmachten Erfahrungen Günstiges berichten kann und wird.

Die Red. '

^ Wo ch enfch a u.

War in den letzten Wochcn ciuch eine große Stille in öer Politik
eingetreten, so ist die jetzige Erntezeit durch eiiieu fast förmlichen
Stillstund derselben cmsgezeichnet. Die Fürsten und Miuister
besindcn sich meist iu Vädern, die Diplomaten in Urlaub und
ouf ihren Gütern und selbst das Militär ift zum Theil ent-
lassen, — wo soll du cmch die Politik herkommeu! Am übel-
sten sind freilich die Zeituiigsschreiber daran, welche Tag für
Tng die Spalten ihrer Blütter zu füllen genöthigt sind und
dcuen blos der Soimtag politischcr Ruhetag sein darf. Jhnen
sind Dinge wie die röwische Allocntioii erwünschte Vorgänge, die
spanische Verschwörung rc. wahre Helser in der Noth, wirkliche
Oasen in der Wüste!

Draußen sreilich auf den Eisenbahnen nnd Dampfschiffen,
in den Bädern und Touristengegenden, da ist jetzt volleS
üppiges Leben, das mit der Stille der Politik gar sehr con-
trastirt. Auf den Feldern draußen herrscht eine Regsamkeit und
Thätigkeit, welche der politischen augenblicklichen Unthätigkeit
gegenüber Paroli zu bieteu scheint. Je wcniger mit der Zunge
gedwschen wird, um so mehr wird der wirkliche Dreschflegel in
Bewegnng gesetzt und düß dieL heuer in besonderem Grsde
der Fnll sein kann, das wollen wir freudig und dankbar ver-
merken! —

Preußen soll, wie man hört, dem Vorschlage Rußlands
bezüglich der Sprenggeschosse im Prinzip beigetreten sein und
es soll deßhalb im Laufe dieses Jahres eine Kommission der
Großmächte zur Prüfung der Vorschläge selbst zusammentreteu.
Die Sprenggeschosse stehen somit immerhin in Frage. Obgleich
Frankreich bereits gleich in dieser Beziehung seine humanitäre
Bereitwilligkeit auSsprach, so hat es sich seitdem doch vorzugs-
weise mit derartigen Waffeiistudien beschäftigt, und die Kom-
mission, welche in Paris die massenhaften neuen Geschoffe,
welche neben den Ehassepots gemacht werden, zu prüfen hat,
kanir. gar nicht zur Ruhe kommen. Es will uns daher schier
dünken, als würde der russische Antrag doch mit der Zeit noch
zu Wasser werden.

Der arme Knak, der seiner astronomischen Forschungen
halber so vieles zu dulden hatte, wurde dieser Tage durch die
Geistlichen von Schönfließ mit einer Zustimmungscidresse erfreut.
Uebrigens ist der gute .Herr Pastor eiu berühmter Manu ge-
worden und weun das Portrait des modernen umgekehrten Ga-
lilei wie nicht anders zu erwarteu steht, uüchstens im Kladde-
radatsch erscheiut, wird dasselbe gewiß nicht wenig Jnteresse
erregen.

Von der süddeutschen Militärkonvention ist immer noch
viel die Rede und besonders in Münche.l scheint dieselbe der
Regierimg gar sehr am Herzen gelegen zu sein, da der baye-
rische Premierminister Fürst Hohenlohe deßhalb sich trotz der
Hitze auf die Eisenbahn gesetzt und in Stuttgart und Karls-
ruhe persönliche Rücksprache genommen hat. Was er in
Stuttgart ausgerichtet, hat der württembergische Staatsanzeiger
bisher noch zurückgehalten, daß er übrigeus in Baden keine
gute Geschäfte gemacht, das entnehmen wir der Karlsruhe?
Zeitung.

Aus Schwaben, „dem Lande des Widerstandes", ist ein
 
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