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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 56
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0231

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61 iS

Erscheuü Dienstag,
onncrstag und
amstag nebst der
belleiristischen Beigabe
„ S onntagsblatt
Allc Postanstalten und
Boten nehmcn Bestcl-
lungen an.

für dic Bezirke

Prcis: jährlich A ff.,
Nicrteljährlich 45 kr.
Nnzeigen werden Lic
dreispaltigc Zeilc odcr
dcrcn Nauin mit nur
2 kr. berechnet.

Die Botc n erhalten
2 kr. monatlich.


Dieusta^ 12. Mai.

K Schwetz'rugen.
m.

Vor emigen Tagen ward ia diesen Blüttern die Anzeige
gemacht, daß dieersten Spargeln gestochen wnrden nnd es
wurde an diese Anzeige die Erwartnng geknnpst, daß die Gonr-
mands bald dieselben hier, an ihrer Qnelle anssnehen wnrden.

Es ist zwar allgemcin bekannt, daß die h esigen Spargeln
in ihrer Gnte nichts zn wnnschen lassen nnd daß dieselben nicht
nnr den Vergleich mil den Ulmern anszuhalten vermögen,
sondern letztere in Qualität noch nbertreffein Anch in der
Quantität liefert Schwetzingen eine große Menge dieses Lieb-
iingsgemnses, nnd den hiesigen Gürtnern nnd Prodncmten
mnß man es rnhmend nachsagen, daß sie der Cnltnr dieser
Pflanze alle Sorgfa.t angedeihen lassen.

So ist es gekommen, Laß die Schwetzinger SpargeU be-,
reits was man so sagt „berühmt" geworden sind und daß
namentlich in den größeren Stüdten der Umgegend diese Lieb-
linge der Küche viel begehrt nnd gesncht sind, so daß dieselben
beveits die Bcdeutnng eines Handelsartikels für uns erlangt
haben.

Hierin liegt aber bis jetzt die einzige Ansbcnte, welche
uns diese Pflanze bis letzt gewährt. Denn daß auch Fremde,
die hierherkommen, gelegentlich ein Spargelgericht zn dem
Bcsuche des Gartens in den Kaus nehmcn, das ist nichts Ans-
sallendes nnd darf daher auch nicht als solches betrachtet werden.

Damit ist indessen nicht gesagt. daß, wenn gleich jetzt die
Spargeln an sich noch keinen Anziehungspnnkt für Fremde
bieten, dies in der Folge auch nicht der Fall sein werde. Jm
Gegentheil sind wir überzeugt, daß dies künftig gar wohl noch
der Fall sein wird.

Dis Spargeln sind nümlich nicht allein ein wohlschmecken-
des, sondern, nnd darauf ist ein Hanptgewicht zu legen, zn-
gleich anch ein sehr gesundes Essen, und man ist in neurer
Zeit bereits schon daranf gekommen, sie gerade ihrer blntreini-
gendm Wirknng halber zu Cnren in Anwendnng zu ziehen,
die Spargeln scheinen demnach in der Folge gleich den Tran-
ben bernfen zn sein, methodischer Heilzwecken zn dienen.

Wcnn dies nnn sestgestellt ist, so laßt sich anch nieht blos
denken, sondern auch voranssehen, daß diese Curen immer
mehr Ausbreitnng sinden werden und nnter diesen Umstanden
liegt der Gedanke niehr als nahe, daß mit der Zeit Orte, wo
man dieselben in bester Qnalität nnd in hinreichender Menge
habcn kann, anch vorzugsweise anfgesncht werden mögen.

Schwetzingen hütte also Anwaltsehaft ein Cnrort noch mit
der Zeit zn werden nnd zwar ein — Spargelcnrort. Man
lache nicht: es sind schon andere Büder entstandcn, welche viel
weniger Bercchtigung düzn haben, ein Cnrort zn werden und
wo die Knnst und Jndustrie mehr zum Anfblühen des Vades
gethan hat, als hier nöthig wäre. So gnt es Tranbenknren
gibt, von denen man früher aueh nichts wnßte, nnd so gut
diese ihre Curörter erlangten (wir erinnern nur an Dürkheim),
so gnt kann es anch hinsichtlich der Spargeln der Fnll sein.

Die milde Luft, wclche unsern Ort anszeichnet, macht ihn

aber ganz besonders geeignet, gerade in dcr schönsten Jahres-
zeit — welche ja anch di> son der Spargeln ist - - znm
Anfenthalte solcher Personen zn dienen, die hier glcichsaiü eine
Vvrknr machen wollen um dann spüter in anderen Bädern
weitcr ihrer Gesnndheit obzuliegen.

Man lann also hie'' mit leichter Müh: eineu Cnrort
schaffen und zwar gewiß emen solchen, deni der Neiz der Neu-
hcit in der That nicht abgesprochen werden lann. U»s scheint
es wenigstens der Mühe werth, diesen stizzirten Gedanken wei-
ter zu verfolgen, um so mehr, als er jedenfalls anf einer so-
ljdcren Grnndlage bcruht, als so viele andere, die in dieser
Beziehnng alljührlich in i verschiedensten Gegenden des dent-
schen Vaterlandes anftancyen.

So könnte die „unscheinbare Spargel" noch von größerer
Bed'eutnng mit der Zeit für nnsere Stadt werden.

Aber bereits die Vortheile, welche jetzt schon diese Pflanze
bietet, sind so in die Augen springend, daß wir deren weitcre
nnh ausgebreitetere Cnltnr als selbstverständlich voraussetzen
dürfen. Der Spargelban wird so wenig aufhören, hier in
Schwetzingen seine Pflege zn finden, als der Hopfenban, dem
nächst dem Tabak nnsere Gegend ihrcn Hanptwohlstand ver-
dankt. Alles, was diese Handelsgewachse fördert, verdient da-
her nnsere volle Aufmerksamkeit nnd jede Verbeffernng in der
Cultur in diesen Gewächsen wird bei nns mit Eifer benntzt
und gepffegt werden, da sie eine weitere Quelle der steigenden^
Wohlfahrt unsrer Stadt nnd Umgegend eröffnet.

W o ch e rr s ch a u.

Der Fenier Barnett wnrde wegen der Affaire in Clarke-
well zum Tode vernrtheilt nnd wird am Ü2. d. M. gehüngt
werden. Außcrdem wurden noch in voriger Woche die Fenier
Bnrke nnd Shaw vernrtheilt, ersterer zn 15, letzterer zn 7
Jahren Zuchthans, die übrigcn Angeklagten jedoch sreigesprochen.

Der Sohn des Exkönigs von Neapel, Prinz Gastan von
Girgenti hat sich mit Jsabella, der ällesten Tochter der Köni-
gin von Spanien verlobt. Das gibt einmal eine ücht bour-
bonische Vollblntehe.

Der rnmünische Minister Bratiano versteht das Lügcn
trotz einem Münehhausen. Er lüngnet immer noch die Jnden-
verfolgnngen, obgleich sie leidcr nur zu wahr sind nnd hat
deßhalb sogar init dem österreichischen Generalkonsnl, der deß-
balb protestirte, Krakehl angefangen, den letzterer sich aber
nicht so mir nichts, dir nichts gefallen zn lassen scheint. Daß
der Herr Minister selbst nichts weniger als Jndenfreund ist,
hat cr dadurch bcwiesen, daß er den Präsidenten Lscea in
Bnkan zum Polizeiprüsidenten in Bukarcst befördert hat.

Der Prozeß gegen Johnson ist immer noch nicht zu Ende,
nnd wenn die Geschichte noch lange fortdanert, so wird er von
selbst aufhören Prüsident zn sein, da seine Zeit am 4 Jnli
nm ist und braucht dann nicht mehr abgesetzt zn werden. Das
ist gut für ihn und die Advokaten verdienen dann noch etwas
dabei. Uebrigens scheint ihm der Prozeß keine großc Sorgen
zu machen, denn er will schon wieder einen nenen Kriegsmi-
nister (Shofield) machen und hat an dem erstcn, den er ver-
gcblich ernannt hat (Thomas) nnd wcgen dessen er in Anklage-
 
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