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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 23
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0097

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(?rschcint Dienstag,
Donnerstag und
Samstag nebst der
belletristischen Beigabe
„Sonntags blatt".
Allc Postanstalten und
Botcn nehnien Bestel-
lungen an.

für die Bezirke

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dreispaltige Zcile odcr
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2 kr. monatlich.

. 23.

Snmlkag, 22. Icbruar.

^ W o ch ensch au

I.

Die Wahlen zmn Zollparlamcnt haben in dieser Woche
im größten Theile Süddeutschlands stattgesuuden. Die Ergeb-
nisse derselben in Bayern siud bekannt geworden; bei uns wird
dies erst in einigen Tagen der Fall sein können. Die Wah-
len in Bayern sind blos theilweise der nationalen Sache gün-
stig ansgefallen, von Baden gewinnt die Vermuthung, daß
durchgangig solche Wahlen durchgegangen, welche diese Nichtung
bezeichnen, immer mehr Wahrscheinlichkeit. Die Demokratie
hat sich von der Wahl ziemlich fern gehalten, dagegen haben
die Ultramontanen sich viel Mühe gegeben, ihre Candidaten,
unter denen der Name „Lindau" natürlich obenan steht, durch-
zusetzen. Wir wollen die Möglichkeit nicht bestreiten, daß auch
ein solcher Name an irgend einer Wahlurne hervorgehen könne,
sind jedoch davon nichts weniger als überzeugt. Die Entfernt-
haltung der Demokraten ist zn beklagen; die Gründe, welche
dazu bestimmt, mögen einestheils in der Erkenntniß, daß das
Nesultat doch kein anderes dadurch werdcn, andrerseits aber
in der Scheu begründet sein, mit den Schwarzen gerneinsame
Sache zu machen.

Der Norddeutsche Bund hat ^ jetzt auch ein eigenes Bun-
deswappen erhalten, welches an allen öffentlichen Gebüuden
angebracht wird. Dasselbe besteht eiufach aus drei über ein-
ander liegenden schwarz-weiß-rothen Streifen, denen als Schild-
halter die bekannten zwei preußischen wilden Männer zur Seite
stehen. Das Siegel des Bundeskanzleranits besteht dagegen
aus den Wappen sämmtlicher 22 Bundesstaaten, von welchen
das preußische natürlich in der Mitle sich befindet.

Der Gesnndheiiszustand des Herrn v. Bismarck soll fich
wesentlich gebesfert haben, fo daß derselbe seine Reise noch nicht
angetreten hat. Wohin dieselbe eigentlich gehen wird, ist noch
immer ein Räthsel. Da man ihn nach allen Richtungen der
Windrose bereits reisen ließ, der eine nach Pommern, der
andere nach Hessen, der dritte in's Welfenreich, der vierte nach
Ostpreußen, Andere wieder an den Harz und nach Bremen,
so wollen wir die Zahl der vagen Vermuthungen, so leicht
und naheliegend es für den Zeitungsschreiber sein mag, nicht
vermehren, sondern nach Pfülzer Manier abwarten und kalten
Achter trinken.

Die Beziehungen Preußens zum röm. Stuhl find, der Al-
locution, welche der Papst au den Gesandten des Norddeutschen
Bundes richtete, besfer, als dies jemals der Fall gewesen.
Man spricht selbst davon, daß ein päpstlicher Nuntius für Ber-
lin ernannt werden solle, eine Thatsache, die wenn sie sich be-
stätigen sollte, insofern böchst bedentend wäre, als dies an einem
protestantischen Hofe bisher unerhört gewesen. Dagegen soll
der Papst mit Oesterreich nicht gar zufrieden fein und Hrn. v.
Beust besonders auf der Latte haben, gegen deffen antikatholi-
sche Richtung eine gewaltige, mit obligaten Bannflüchen bear-
beitete Encyklika im Werke sein soll.

War es bekanntlich mit der Redefreiheit der Abgeordneten
eine etwas heikle Sache, von der Herr Twesten am Besten
erzählen kann, fo ist dieselbe auch jetzt dnrch parlamentarische

Behandlung auf keinen grünen Zweig gekommen. Das Her-
renhaus hat natürlich die von der zweiten Kammer gefaßten
Beschlüsse nicht genehmigt, allein auch über den aus ihrer
Mitte hervorgegangenen Vorschlag, ein parlamentarisches Dis-
ciplinargericht für solche Fülle bereit zu stellen, ist man nicht
einig geworden. So bleibt die Sache vor der 5wnd beim
Alten.

Die hannöverische Legion im Elsaß macht immer noch
viel von sich reden und namentlich führen deßhalb die preußi-
schen Blütter eine sehr gereizte Sprache, welche sich in dritter
Linie gegcn den Welfenkönig, in erster und zweiter aber gegen
Hrn. v. Beust und Napoleon richtet, welche allerdings, trotz
aller Gegenversicherungen, der Sache nicht ganz und gar fremd
zu fein fchienen. Daß ein austro-französisches Bündniß nicht
zu den Unmöglichkeiten gehört, vielmehr so halb und halb in
der Luft liegt, muß zugegeben werden, wenn man auch der
Nachricht der Opinione, daß ein solches in Voraussicht künftiger
Ereignisse bevorstehend sei, noch nicht unbedingt Glauben schenken
will. Jn dieser Hinsicht verdienen aller-dings die hcmnöverischen
Wühlereien eine große Beachtung.

Der Widerstand, den der Homburger Spielpächter Blanc
den preußischen Vermittlungsvorschlügen entgegengesetzt, hat die
Regierung bewogen, den Stünden einen Gesetzesentwurf vor-
zulegen, der die Aufhebung des Spiels überhaupt längstens
bis 1Z72 anordnet; es der Regierung jedoch anheimstellt, den
Schluß überhaupt oder einzelner Spielbanken insbesondere zu
bewerkstelligen. Herr Blanc, der herauszufühlen fcheint, daß
er wohl zuerst an die Rcihe kommen und die Thütigkeit seiner
Croupiers durch ein preußisches: z'su ost luit, rien U6

vu für immer wohl bald brachgelegt werden möchte, soll

bereits Unterhandlungen mit Genf angebahnt haben, >vohin er
fein Spielgeschöft verlegen möchte. Wird sich aber Herr James
Fazy gutwillig Konkurrenz machen lasscn?

Der Varon Carl Scheel-Plessen, welcher früher ein gc-
waltiger Anhänger des Danenthums gewesen, jetzt aber stch
auf eine Weise rechtsum gekehrt, wie es kein bestens eiuge-
schulter Rekrut ihm nachmachen kann, hat in dem bekannten
Schriftsteller G. Rasch einen nicht gerade fchmeichelhaften Por-
traitmaler gefunden. Es gibt übrigens noch Manche, welchen
es nicht genehm würe, wenn die Brochüre: „Baron Carl Scheel-
Plessen, wie er war und ist" blos der Anfang einer ganzen
Serie zu betrachten wäre, da es dem Verfaffer, wie man
hört, deßhalb an Stoff nicht mangeln soll. —

Der König von Bayern soll, nachdem cr den ersten Schmerz
über die Niederlage feiner Truppen (1866) überwunden, Preußen
den Mitbesitz der Nürnberger Burg, welche mit der preußischcn
Geschichte in naher Beziehung steht, als bleibendes Pfand der
gegenseitigen Achtung und des gegenfeitigen Verstündnisffs zu-
gesichert haben. Die Gefchichte wird diesen Akt, welcher jedoch
auch noch in Abrede gestellt wird, als höchstseltenes Beispiel
Wittelsbachischer Großmuth und Selbstverläugnung in ihren
goldenen Bücher eintragen.

Die Württemberger haben, das muß man sagen,
gar lange gebraucht, bis sie ihr Wehrgesetz zu Stande gebracht
und Hr. v. Varnbüler hat wegen deffelben nicht blos in der
 
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