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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 95
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0387

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Donnerstag, 13. August 1868.

Xo. 95.

Zweiter Jcrhrgaug.

Erscheint D i e n st a g,
Donncrstag und
Samstag nebst dcr
bellctristischen Deigabe
, S onntagsblatt
Alle Postanstaltcn und
Boten nehmcn Bestcl<
lnngen an.

sür dic Bcnrkc Schwctzingcu und Philippsbnrg.

(unter Kontrole der landwirthschaftlichen Bezirksdireltio n lschwestingen stehend).

Pre i s: hstjährlich 45 lr.
pcr Post bezogcn 56 kr.
Anzeigen wcrdcn dic
dreispaltige Zcile oder
Lercn Rnum mit nnr
2 kr. bcrechnet.

Dic Botcn erhalten
2 ?r. monatlich.

Die beabsichtigte Maßreges unser Blatt iu
sien Vormittagsstunden erscheineu zn lassen ^ erlveist
dch als ungenügend. Wir finden nns, in Rücksicht
ans lmsere zahlreichen Postabonnenten nnd hiesic-en
Leser daher genothigt, die Ausgabe des Blattes wäh-
rsnd der Fri'chstrrndeu zn bewerkstelligen nnd
bitten frenndlichst, Anzeigen, die für l-nser Blalt be-
stimmt sind, längstens bi's 1 Uhr des vorhergehenden
Dages abzuliefern, wodnrch uns alleiü die allerseits
gewünschte frühere Ausgabe des Blattes ermöglicht

Die Nedaktiün.

" Schweizmgsn, 12. Aug. Trotzdem alle Aussichteu
seit ehegesteru für Regen sind, hat sich derselbe bis zur Stuude
uoch uicht eiugestellt. Die Hitze ist wahrhaft iropisch uud so
hat die Pflücke hier, weun auch llicht allgeuiciu, doch in
vieleu Fülleu begounen. Die srischgepflückte Waare trocknet
raich, wenn anch nicht grnndlich so doch oberflächlich nnd wird
uns von Nürnberg aus berichtet, datz bereits einige Büllchen
bad. Hopsen nach dorten unterwegs seien, welche sich srnnco
Mrnberg, einschlietzlich aller Spesen anf fl. 55 stelleu. — Seit
Ausaug der Woche wurdeu auch hier wieder verschiedene, tleine
Frühpvstcheu zu fl. 50 gekauft. Bei dieseu lleiueu Käuseu sieht
mau gerade weder aus hübsches Aussehen noch Qualitüt, wer
cben etwas neuen Hapfen haben will, zahlt den gleichen Preis
mit anderu. Erst wenu einmal Vorräthe am Platze sind, be-
dingt der Unierschied in der Waare höhere oder niedrigere Preise.

Im Monient da wir zur Presse gehen, fehlen nns noch
die uenesten Nachrichten aus Bayeru.

^ Weiher, 10. Aug. Trotz der Wärme und Trockenhcn dic wir
habcn, bilden sich die Dolden an unscrn Hopfenstöckcn gut aus; sämmt-
Uche Lagen sind frisch und gcsund und man hofst eine gute Ernte zu ma-
chen. Das Quantum, welchcs wir zu crwarten haben, kann sich nach heu-
tiger Schätzung auf 2000 Centner belaufcn. Bci uns hat die Pstiickc noch
. nicht angefangen.

Oesterreichische SLimmerr über -as SchühenfefL»

Ueber das Schützeufest briugt das Wiener Fremdeublatt
folgeuden Artikel: „Die Festwoche liegt glücklich hinter uns.
Vom Wetter und Von der Wiener Gemnthlichleit ausnehmend
begünstigt, verlies dic Festwoche in ungetrübier Heiterkeit, und
wäre nicht Ge.ist und Ohr ermüdet durch den Redeschwall, der
stch über uns ergoß, so könnte man nur mit innigster Befrie-
dignng und in wahrhast gehobener Stinnnung an das groß-
artige nationale Fest znrückdenken. Ausgeglichen schien seder
Zwiespalt, der seit Jahren die Deutschen verschiedener Stäinme
und Länder rnit Sorge und Knmmer ersüllt. Versöhut und
vergessen schien das blutige Schauspiel, welches das in Waffen
starrende Deutschland währeud des letzteu Vürgerkriegs darge-
boteu hatte, Nord und Süd, Ost uud West staud iu friedlicher
Weise beisammeu, uud wetteiferte, sich gegenseitig mit Freuud-
schaftsworteu uud sympathischen Grüßen zu überschütteu. Dem
Auslande wäre ciumal wieder der Gcdanke klar gewordeu, daß

trotz dynastischer Poliiik. trotz Auuexiou nud Praaer Friedeus-
vertrag doch ein gemeinsawes Nationalgefüht, ein gemeiusames
Kulturbaud die verschiedeucn Stämme der alteu Germauia in
Familieuliebe und Treue zusammeuhült. Auch m Berliu, wo
mau uicht ohne Aeugstlichkeit dem Büchscugekuakle des hier ver-
sammelteu >Lchützeutages lauschte, hütte sich die Ueberzeugung
aufdrängen müsscn, daß man anf dem bisherigcn Wege de'r
deutschen Einignug n.ichj zur wirklichen Einheit des deutschen
Volksbeivntztseins gelangen könue, daß vielmehr noch andere,
freiere Mittel gewählt wsrdeu müsseu, um die Natiou mit dem
jetzigeu Gefüge des deutschen Slaatswesens nnd mit den poli-
lischen Folgen der jüngsteu Kriegsepoche zu vsrsöhueu. Man
hätte an dein prentzischen .Hofe sich nicht der Erkenntuiß ver-
schlietzeu köuueu, datz ein grötzeres Matz von Offeuheit nud
Freimnth, eine onsgedehntere Entwickeluug der verfassuugsmüßi-
geu Justitutiouen, eiue wirklich demokratische Gruudlage der
gesammteu Ltaatsvcrhältuiffe vor allem uothweudig sei, um
der deutscheu Natwn das Uugeuügende der heutigen Bundes-
verfassung vcrgessen zu macheu, und ihr eiu inueres Behagen
au der provisorischeu Gegenwart-uud eiu sicheres Vertrauen in
die definitive Zuknust eiues einigen Gesammtdeutschland einzu-
stößeu. Alles dies und noch we>t mehr, wos vom politischen
Standpnnkte zn einein guten nachhattigen Eindruck des hier ab-
gehalteueu Lchützeusestes hälte sühren kounen, ivurde zum grv-
ßeu Theile durch die unbezähn'.bare Redelust jeuer haudwerks-
mäßigeu Politiker verwischt nnd verdorbeu, welche an keiner
Tribüue vorbeigehen könneu, ohue sosort vou eiuem Phrasen-
fisber besallen zu werden, nnd welche sich nur dann woh! fühleu.
wenu sie ihre eigeue Stimme lreischend oder donnerud im Echo
eiues „„allgemeinen Beifalles"" verhallen hören. Zu diesen
wilden Politikern gehören vor allem die süddeutschen Demokra--
ten, diese angestammten Repräsentanten des Nedeheldenthnms,
welche gewohnt sind, von Dorf zn Dorf mit ihrem Phrasenkram
zu wauderu, uud auf ihre politische Weisheit eiu Hausirpatent,
giltig sür das gauze deutsche Vaterlaud — nnd dieS mntz da--
her immer „„größer sein"" — zu uehmen. Das heurige Jahr,
das allen Gewerben in Oesterreich günstig war, bat auch den
süddeutschen Wanderpolitikern den Markt anf dem deutschen
Schützensest in Wicn eröffnet. Uud sie haben ihre Standplätze
daselbst mit uuverkenubarer Geschästskust ausgeschlageu, uud
bieteu um jedeu Preis, uur um einmal gründlich auszuräuiueu,
ihre Programme, Wüusche uud Forderuugeu aus. Wir göuuen
den weit hergereisten süddeutschcn Patrioten von ganzem Herzeu
die vollste Redesrciheit, denn wir sind prinzipiell für die unge-
hinderte Gewerbefreiheii; wir finden auch manche schöne Waare
unter ihrcm Vorrath an deuischen Klageu und Veschwerdeu, die
wir in vielen Stücken nicht nur gerecht, soudern auch sehr billig
finden. Wir sympathisiren sogar ganz lebhaft mit unseren
deutschen Brüdern von Frankfurt und von Donaueschiugeu, uud
wünscheu ihneu aufrichtig, datz sich Deutschland ganz nach ihrem
Sinne föderativ oder dreitheilig eniwickle, daß sie den Bismarck
und sein Militür recht bald stch vom Halse schaffeu, daß es
ihnen wohlergehe in cinem neuen selbststäudigeu Südlmud, in
! welchem die Bewohner von Württemberg das vollste Selbstbe-
! stimmnngsrecht behalten, ebenso wie die Bewühner vou Baden
 
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