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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 47
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0195

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Erjchcint D i e n st a g,
Donnerstag und
Samstag nebst der
belletristischen Beigabe
. S onntagsblatt
Alle Postanstalten und
Boten nehmcn Bestel-
lungcn an.

WsHenUatl

für die Bezirke

Prcis: jährlich 3 fl.,
vicrteljährlich 45 lr.
Anzcigen werdcn die
dreispaltige Zcile oder
dercn Raum mit nur
2 kr. bercchnet.
Die-Botcn erhaltm
2 kr. monatlich.

Schwchmgcn nn- Philippsburg.

^io. 47.

Dicnltng^ 21. April.

1868.

K Schwetzingerr.

i.

Die Pflege der Lokalinteressen ist eine der wichtigsten
Ausgaben eines Lokalblattes nnd zugleich eine seiner dankbarsten.
Aus diesem Felde kann es ihm möglich wcrden, seinen Mit-
bürgern und Mitbewohnern dnrch die That zu beweisen, daß
sein Streben ein gutes, anch ans das materielle Wohl seiner
Stadt bedachtes ist. Allerdings geht die Krast des Einzelnen
seltcn so weit, als, der gnte Wille, aber die Presse, die wir
diesem Streben fortwührend offen zn halten wissen, ist eine
Macht, die mit der Zeit das erreichen muß, was dem Einzelnen
zu erreichen schwierig, oft selbst unmöglich werden dnrfte. Die
Anregungen, welche auf diese Weise gegeben werden, wecken
neue Gedankcn, rufen neue Kräfte in's Dastin und stärken
das öffcntliche Bewußlsein, dem sie Nahrung fiir ihre Bedürf-
nisse geben, zu unwiderstehlicher Spannung.

Jn dieser Erkenntniß werden lvir auch in unserem Blatte
von Zeit zu Zeit die hiesigen Jnteressen einer nüheren Bespre-
chung unterzichcn und hoffen damit einem wirklichen Bedürf-
nisse entgegenzukommen.

Unsere Stadt ist vor vielen andern geeignet, diesem Stre-
ben ein weites Feld zu bieten. Schwctzingen ist zwar klein,
aber sein Name wird weithin genannt. Tausende von Fremden
kommen alljährlich, um die in ihrer Art einzig dastehenden
Sehenswürbigkeiten unseres altberühmten Gartens in Augen-
schein zu nehmen. Weithin sind die Produkte unserer Gegend
bekannt nnd jeder Jünger des Köntgs Gambrinus wciß den
Werth unserer Hopfen ebenso zu schätzen, als in culinarischer
Beziehung der Gourmand unseren Spargcln den reinsten Ge-
schmack abgewinnt.

Schwetzingen ist eine Stadt, die schon etwas ist und das
will viel heißen, denn damit ist zugleich gesagt, daß noch mehr
daraus zu inachen ist. Denn daß auch hier noch nicht Alles
ist, wie es sein sollte, wird selbst der cnragirteste Schwetzinger
nicht behaupten wollen. Jede Aenderung zum Besseren ist
aber nicht allein ein Gebot der Zeit, die uns endlich auch deni
Weltverkehr näher bringen soll, sonderu sie wirkt auch wohl-
thuend auf jedcn Einzelnen zurück.

Das crste Erforderniß bei allen dcrartigen Bestrcbungen
liegt nun, da von einem eigentlichen Widerstreben nirgends
dK Redc sein kann, vornümlich darin, dic Sache in Fluß zu
dr'rngen und das zu überwinden, was wir mit dem Wortc Jn-
differenz, Gleichgültigkeit bezeichnen müssen, was cben in Wirk-
lichkeit nur Scheu vor der Oeffentlichkeit ist. Es werden Miß-
stände, Verbefferungen tagtäglich in Privatbriefen und an öf-
sentlichen Orten besprochen, allein an die volle Oeffentlichkeit
wagt man sich nicht heraus, weil man bei uns üblicherweise
viel lieber einen Anstoß erhält, als eimni solchen gibt. Mancher
denkt auch, das wird sich schon von selbst machcn und versetzt
so das bekannte politische Wort Napoleons: ,,ItÄliu kara äu

in die lokale Sphäre. Aber man sollte erkennen, daß
nichts sich von selbst macht, sondern alleS erlümpft oder viel-
»nehr erarbcitet sein will und sein muß.

Wir sind unseres Erachtens nach bisher viel zu lässig
gewesen und wenn wir auch jctzt durch die Fürsorge unserer
Regierung endlich eine Eisenbahn erhalten, so ist damit nicht
alles geschehen. Vielmehr sollen wir darin einen Sporn finden,
auch unsrerseils Alles zu thun, nnserc Stadt Fremden ange-
nehm und uns dadurch nutzbringender zu machen. Es wurde
in dieser Beziehung Manches versäumt, allei», wenn jetzt mit
erneuertem Eifer die Aufgabe wiedcr aufgenommen wird, so
ist dadnrch nicht viel geschadet. Aber es gilt, für diesen Zweck
unablüssig zn arbeiten und wir würden uns freuen, wcnn von
ben Bausteinen, welche wir beibringen, auch nur einige der
weiteren Benutzung anheimsielen.

Wir haben im vorigen Jahre in einem Artikel kurz an-
gedeutet, was unsercs Erkennens Schwetzingen Noth thut.
Wir weroen in der Folge einzelne der dort berührten Punkte
des Nüheren besprechen, ohne deßhalb andere allgemeine Wünsche
ausznschließen. Wir glauben im Jnteresse der hiesigen Bewoh-
ner zu handeln, wenn wir dies thun und eröffnen damit zu-
gleich einen Sprechsaal für uns entgegenkommende Stimmen,
welche, das sind wir überzeugt, nicht ausbleiben und uns daS
ihnen in dieser Beziehung bekannte Material nicht vorenthalten
werdcn. Denn blos dann können wir uns Erfolg versprechen : auch
der Lokalpatriotismus muß von der öffentlichen Meinung dcr
Bürger gehoben werden.

B a d e n.

Karlsruhe, 17. April. Das provisorische Ge-
setz vom 6. d. M. enthült in seinen Z. 31 ff. die neuen
S tra fbest i mm u n g en gegen Desert i on. Die Strafe
besteht bei Desertion in Frieöenszeiten das erste Mal in sechs-
monatlicher bis zweijähriger Militürarbeitsstrafe, beim ersten
Rückfall in zwei- bis vierjühriger Militärarbcitsstrafe, beim
zweiten Nückfall in Ausstoßung auS dem Soldatenstand mit
Zuchthaus von 10 — 15 Jahren. Die Desertion in Kriegs-
zeiten ist das erste Mal mit 6 —lOjahriger Militürarbeitsstrafe,
der Rückfall mit dem Tod bedroht. Unteroffiziere trifft nebst
der Strafe stets Degradation. Bei Offizieren tritt an Stelle
der Militürarbeitsstrafe Festungsarrest und Dienstentlaffung.
Gegen Deserteure, deren man nicht habhaft lverden kann, wird
im Abwesenheitsverfahren Geldstrase von 200 — 1000 fl. er-
kannt. Eine Strafschürfung mit Krummschließen findet über-
haupt nicht mehr statt.

Aus Baden, 16. April. Die Eisenba h n M ann -
h eim-S chwetzingen-Karlsruhe hofft man in lüng-
stens 1M Jahren vollendet zu sehen. Die Konzessionirung
weicht von der bisherigen Uebung ab und es soll, wie wenig-
stens mehrere Blätter erzählen, die Konzeffion der Diskontoge-
sellschaft in Berlin bereits ertheilt sein. Die Gesellschaft würe
nach den im Gesctz gegebenen Voraussetzungen gewissermaßen
für dcn Bau nur Geschüftsführerin des Staates, der das An-
lagekapital schon nach den ersten 5 Jahren des BetriebS zurück-
bezahlen kann. So lange der Staat nicht zurückbezahlt, ent-
richtet er als Pächter des BetriebS dem Unternehmer jührlich
145,000 fl. Pachtsumme.
 
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