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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 58
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0239

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ISr Univtz^

L-1 e n n a g,
Donnerstag und
Sanntag ncbst dcr
dclletristischcn Bcigabe
, S oiintagsblatt
Aüe Postanstalten und
Potcn nehmen Bestel-
lungen an.

PrerS: jährlich 8 fl«,
vicrteljährlich 48 lr.
Anzeiqen wcrden d!«
dreispaltige Zeile oder
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2 kr. berechnet.

Die Bot < n erhaltkD
2 kr. monatlich.

Sam!>»!,, 16. Mai.

4*4 W o ch e rr s ch a rr.

Die haiinöverische Legion scheint der franz. Negierung
lüstig zu werdeu; sie soll eingelnden werden, in Algier ihrer
kriegerischen Ausgabe obzuliegen Dort kunn inan sie vielleicht
in Bälde noch gnt brciuchen. Denn zu ollen Fragen die be-
reitZ vorliegen, ist jetzt auch noch eiuc t u n e s i s ch e getreteu.
Der Bay von Tunis, dein übrigens England Flöbe in die
Ohreu gesetzt haben soll, will sich den französischeu Ansprüchen
nicht sügen und nainentlich nicht bezahlen, was die große Na-
tion von ihin aus verschiedenen nierkantilischen und politischen
Rechtstiteln verlangt. Es sollen bereits zwei Fregatten un-
terwegs sein, uin ihn französischen Mores zu lehreu. —

Die irische Staatskirche, wie sie Gladstone aufsaßt, hat
dcn englischen Minister Disraeli bewogen, seine Entlassung
einziireichen, allein die Königin hat dieselbe uicht angenominen.
Da es in England aber heißt aut Minister, aut Parlament,
fo muß letzteres daran glaubcn. Dvs Parlament wird deß--
halb aufgelöst wcrdeu, dies wird jedoch, wie Disraeli bemerkt
hat, erft im Herbste geschehen. Unsere Zeitungen haben die
letztere Nachricht einmal wieder recht mißoerstanden und dem
Hrn. Minister eine Gefühlsregnng untergeschoben, die in Eng-
land unerhört ist, und auch seit Olim's Zeiten bei dem Bolke
Jsrael, welchem bekanntlich Hr. Disraeli von Haus aus we-
nigstens angehörte, auch bis jetzt keine schwache Seite gewesen
ist. Sie schrieben ihm nämlich die Aeußerung zu, daß diese
Auflösung im Herbste für ihn das H e r b st e sei. Daran
hat natürlich der Hr. Minister gar nicht gedacht. eowbrairs.

Bemerkenswerth ist ferner, daß die englische Regierung
bei Gelcgenheit einer Anfrage hinsichtlich der mexikanischen
Schuldverschreibungen, d!e bereits wcit untcr pari stehen, fich
dahin vernebmen ließ, man müsse in dieser Hinsicht sehr vor-
sichtig sein und dürfen die freundschastlichen Beziehungen nicht
außer Acht setzen, welche man der mexikanischen Republik schulde,
und die zu verletzen man keinen Grund habe.

Ein englischer Abgesandter hat sich nach Dänemark be-
geben, um die Berbindung des dünischen Kronprinzen mit der
englischen Prinzessin Luise anzubahnen. Eine treffliche Pho-
tographie der letzteren wird ihn gehörig unterstützen, da die
hohe Tame wirklich eine Schönheit sein soll.

Der gute Cornelius Nepos, dem wir die ersten Begriffe
der römischen Classiker zu danken haben und dessen Miltiades,
Themistocles und Epaminondas uns einst so viele Tropfen
Schweiß gekostet, als er der jetzigen und künftigen Generation
sicher noch kosten wird, hat in Ostiglia cin Denkmal erhalten.

Der Pabst hat diese Woche auch wieder eine Rede ge-
halten und sich in derselben mit Energie für die Aufrechter-
haltung des Bollbestandes seiner weltlichen Herrschaft ausge-
fprochen. Uns wundert das nicht, aber auf ben Kopf würden
wir uns stellen, wenn er das Gegentheil ausgesagt hätte.

Die Leute in Bakau und Umgegend müssen es auf die
Juden schrecklich abgesehen haben, denn selbst während der An-
wesenheit des Fürsten Carl haben sie nicht nachgelassen in ihrem
zelotischen Verfolgungseifer. Der Minister Bratiano will's
erber immer noch nicht zugeben, daß den Juden zu nahe ge-
kreten wcrde.

Der Fürst von Montenegro hat's lange get ieben, aber
der Krug geht so lange zum Brunnen, bis der Henkel zcr-
bricht. Der Senat der schwarzen Berge hat ihn adgesetzt und
ihm noch obendreiu Hausarrest gegeben, weil ihm das consti-
tutionelle Regieren zu schwer gefallen ist.

Auch in Athen sind die Kammern erösfnet wordm.
Nichts als Kammern und Himmel kann man in dcr ThaL
heute in Europa sagen! Jn seiner Thronrede sagie er, daß
er zur Befestigung deS Königsthrones eine orthodoxe Gattin
gewühlt habe (ein neuer Kitt meine Herren) und daß die den
Leitern eines Brudervolkes gewordene Unterstützung das DesiciL
der Staatskasse nicht blos entschuloige, sondern auch rechtfertige.

Jn Amerika ist der Jo.nson'sche Prozeß immer noch nicht
zu Ende: erst am Dienstag soll die Entscheidung erfolgem
Sonst ist uoch anzuführen, daß auf der Eric-Linie ein ent-
setzliches Eisenbahnunglück vorgekommen. ein leider sich nur zu
oft wiederholendes Ereigniß. — D!e Staöt Boston lätzt Spatzen
aus Europa importiren uno zahlt sie sehr gut. um in die dor-
tige Monotonie ein gewisses Belebungselement zu bringen.

Die Aufstündischen in China haben die kaiserlichen Trup-
pcn geschlagen und stehen bereits 25 Stunden südwestlich von
Peking. Prinz Kung hat an Truppen ziisammengerafft, waL
er -konnte und bezog ein verschanztes Lager vor der Stadt.
Jm kaiserlichen Palaste bereitet man sich zur Flucht vor, wo-
hin aber, das hat uns der Bericht vorderhand noch verschmiegen.

D e ll t s ch l a n

Veelin, 14. Mai. Die Mehrheit der national-
liberalenFraktion stimmte gestern einem Amendemenr
Twestens bei: die Tabaksteuer auf 6 Thlr. für dm
Morgen festzusetzen und die Zollerhöhuug von 4 auf 6 Thlr.
für den Ctr. fremden Tabaks abzulehnen.

Verlin, 11. Mai. Wegen Nordschleswigs sind
vielc Gerüchte in den Zeitungen verbreitet über Verhandlungen,
welche Preußen mit Oestreich cröffuet habe.

— Nach dem Frankf. I. bestütigt es sich, daß in die seit
dem Friedensschluß von 1866 allein von Preußen besetzte
Festung Mainz ein hessisches Regiment aufgenom-
men werden soll. Das Regiment soll am 19. in Maiuz ein-
trcffen, die Verpffegung desselben nach preußischen Normen
stattsinden. Auch Baden habe den Wunsch geäußert, seine
Truppcn nach und nach zum Zwecke vollständigerer Ausbildung
in Mainz garnisoniren lassen zu könuen.

Berlin, 12. Mai. Ein Berliner Korresp. der Wes.Z.
legt den Schwaben zur Last, daß sie cs seien, welche im
Zollparlament häufig die Reduer, sobald sie in allgemein po-
litischer Weise die Zollfragen besprechen zu wollen scheinen,
„zur Sache" rufen oder mit demRuf„Wein! Wein!" oder:
Roheisen, Leinwand! rc. unterbrechen, je nachdem man an
einer Tarifposition steht.

A rr s l a n d.

Paris, 13. Mai. Man versichert, der Prinz Napo«
leon werde in dieser Woche nach Wien gehen.
 
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