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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 85
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0347

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Dienstag, 21. Juli 1868.

Xo. 85.

Zweiter Zahrgang.

Erscheint Dicnstag,
Donnerstag und
Sainstag nebst der
belletristischen Belgabe
, S onntagsblatt
Ällc Postanstulten und
Boten nchmcn Bestcl-
lungcn au.

sür die Bezirkc Schwehingcn und Philippsburg.

Preis: LsiährlichlHkr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zcile oder
dcren Rauin mit nur
2 kr. berechnet.

Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.

(unter Kontrole der landwirthschaftlichen Bezirksdirektio n Schwetzingen stehend).

Neneste Hopferr-Nachrichterr.

SchWeizirrgeN/. 20. Jnli. Die Witternngsverhältnisse
zeigen sich unsern Pflanznngen fortwährend sehr gnnstig. Starke
gewitterhaste Regenniederschlüge sühren dem Stoek die nöthige
Feuchtigkeit in reichlichem Maße zn nnd ist die Temperatur da-
bei eine warme. Unsere Gürten haben ein bedeutend besseres
Anssehen als anfünglich »erslossener Woche und geht anch die
Doldenentwicklung unter diesen Umständen raicher als bisher
vor sich. Aehnliches wiro uns aus der Brnchsaler Gegend be-
richtet, wo ebenfalls starke Negengüsse das Wachsthnm der Pflanze
begünstigten. Ein stets gnt nnterrichtetes Nürnberger Hans
üußert sich dahin, daß nach den Berichten, die ihm ans Baden
znkoinmen, eine Mittelernte in unserem Lande zu gewür-
tigen sei; obivohl wir in der Zeit noch nicht so wcit vorgerückt
sind, um hierüber eine bestimmte Meinnng fassen zn können,
scheint dicse Ansicht nach dem hentigen Stand der Dingc doch
die richtige zn sein.

Die Berichte ans Bayern lauten ziemlich widersprechend.
Wührend einerseits über eine tropische Hitze geklagt wird, sindet
man anderseits, daß die kühlen Nüchte der Pflanze nicht zutrüg-
lich sind. Jn e i n e in Pnnkte stiminen jedoch sümmtliche Berichte
mit einander überein: in der Klage über Regenmangel. Hier
soll Regen der Hitze, dort der Nachtkühle ein Ende machen.

An den Produktionsplützen liegt des Geschüft in 1867r
Waare völlig darnieder, in Nürnberg beschrünkte sich der Umsatz
aus einige Vallen, die ü fl. 30—32 (ca. fl. 27—29 pr. Zollctr.)
verkauft wnrden.

Nachstehend geben wir einen Londoner Bericht. Ans New-
Pork wird berichtet, daß die Ernteaussichten in den amerikani-
schen Hopfendistrikten vorzüglich seien, weßhalb das Geschäft
in vorjühriger Wnare daselbst leblos ist nnd Umsütze nur zn
den niedersten Preisen stattfinden.

London, 14. Juli. (H.-J.) Das Hopfengeschäst bleibt
rnhig, die Umsütze der verflossenen Woche brschränken sich
anf den sofortigen Verbranch zn den srüheren Notirungen.

Die nenesten Berichte von den Hopfendistriklen sind nicht
so günstig; in Folge der langen Trockenheit ist die Pflanze zum
Stillstand gebracht worden, namentlich wo leichter Boden ist
und die Erwartnngen hinsichtlich des Ernte-Ergebnisses sind da-
durch herabgestimn t.

Jn den letzten Tagen sind mehrere starke Platzregen ge-
fallen, die Hitze aber ist so groß, daß nach wenigen Stnnden
die Spnren des Regens verschwnnden sind. Sollten wir bald
mehr Regen bekommen, so können sich die srüheren Hoff-
nungen hinsichtlich der Ansgabc noch bewahrheiten, andernsalls
aber wird die Ernte den Ermartungen nicht entsprechen.

W o ch e rr f ch a rr.

(Fortsetzung von vorigcr Woche.)

Für den vertriebenen Fürsten Alexander Karageorgewitsch,
der sich in Pesth besindct und dessen Schwager Nenadowitsch
vor einigen Tagen in Belgrad als Verschwörer hingerichtet
wurde, scheinen die schönen Tage von Aranjnez sür immer
vorüber zu sein. Der srüher regierende Herr wurde von der
ostreichischen Regierung nnter polizeiliche Anfsicht gestellt.

Die schweizerische Bnndesversammlung ist am 6. d. M. in
Bern erösfnet worden.

Der gesetzgebende Körper in Frankreich füngt endlich an,
etwas sparsamer zn werden, und die Arbeit des Streichens am
Budget. die er ganz verlernt zu haben schien, wieder aufzu-
nehmen. Er hat es selbst gewagt, das I^oU ms tnriAsrs des
Kriegsbudgets nm eine Million zn reduciren, obgleich Marschall
Niel nntürlich dem müchtig sich widersetzte, da der französische
Soldat nnter allen UmstGnden in l4 Tagen bereit sein müsse,
was ohne die lnmpige Million nicht möglich sei. Selbst auf
die Gefahr hin, daß der Sieger von Solferino durch „übcr-
mäßige" Sparsamkeit noch „ins Wanken" gebracht werden
könne, ließen es die eigensinnigen Volksvertreter ankommen.

Die vielen Neisen des Prtnzen Napoleon haben den Jonr-
nalisten schon gar viel Kopfzerbrechen gemacht nnd doch ist bis
jetzi eigentlich noch keiner so rccht dahinter gekommen, wo das
hinans wolle. Endlich hat der witzige Pariser „Figaro" das
Ei des Colnmbns gefnnden. Er belehrt uns, daß Se. kaiserl.
Hohcit sich nach Wien begeben habe, nm eine Meerschaumpfeife
zu kaufen und daß er über Constantinopel deshalb znrückkehre,
um sich dort Tabak zn dieser Pfeife mitzunehmen.

Das franz. Witzblatt „die Laterne" bringt die boshaftc
NaHricht, daß die Zimmer des verstorbenen Generals Bona-
parte anf St. Helena frisch tapezirt nnd hergerichtet worden
seien.

Jn Paris hat eine Frauenversammlung statlgefnnden, in
welcher Madame Chameir, eine Mitarbeiterin der Opinion
nationale, die Emancipation der Frauen als die große Ansgabe
des 19. Jahrhunderts bezeichnete.

Die Kaiserin Engenie, welche bekanntlich wie die Herren
Alban Stolz nnd Baumstark eine besondere Vorliebe für alles
Spanische hegt, hat die Stiergefechte anch anf den französischen
Boden verpflanzt und wnrde dieser Tage ein solches in Havre
abgehalten. Es ging freilich dabei nicht so wild her als in
Spanien, da dem Stier die Hörner und den Reizwerkzeugen
die Spitzen nnd Stacheln abgenommen waren, und der geistreiche
Dnmas spricht in seinem Berichte aus, daß sich dic so abge-
haltenen französischen Stiergefechte zn den spanischen verhalten,
wie ein Lnstspiel Scribe's zn einer Tragödie V. Hugo's.

Die Königin von England hat sich für einige Zeit von
den Regierungsgeschüften zurückgezogen und weilt in strengstem
Jncognito in ciner Villa bei Luzern.

Der Sieger von Abyssinien, Sir Napier, erhielt vom
Parlamente eine jührliche Pension von 2000 Pfd. Sterling
nnd überdies einen Kriegsehrentitel, so daß er sich jetzt Sir
Napier of Magdala schreibt.

Der prenßifche Armeebericht von 1866 bespricht auch die
Kriegführnng des damaligen italienischen Verbündeten. Da
dieselbe nichts weniger als ansgezeichnet war, so läßt sich denken,
daß in dem Vericht mancher Tadel enthalten sein muß und die
Tage von Cnstozza und Lissa nicht in die Kategorie derer von
Königgrütz gestellt sind. Das ärgerte den General Lamarmora
nicht wenig und derselbe Leschwerte sich deßhalb in der italie-
nifchen Kammer!
 
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