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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0049

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Dienilag^ 28. Ianuar.

Das Uebereinkommen zwischen Oefterreich un-
Frankrcich nber -ie türkische Frage.

Dasselbe birgt in seinem Schooße fnr Oesterreich eine be-
denkliche Mißstimmnng, da sie den Slaven Oesterreichs, aiso
der halben Bevolkcrung des Kaiserstaats, als eine Fortsetzung
der Metternich'schen Politik erscheint. Wie die Kroaten sich
nicht entschließcn konntcn, durch ihre Vertretung bei der Krö-
nung Franz Josephs in Pesth anzuerkennen, daß sie cin „an-
nerirter Theil" Ungarns seien, so zürnen die Tschechen dem
Freiherrn v. Beust, daß er das föderalistische System Belcredi's
auf die Seite schob, „welches sie allein für die Vereiuiguug
mit Rußland entschädigen könne." Schnffarik war es, welcher
in der Krise von 1848 zuerst das Wort aussprach: wenn
Oesterreich nicht schon bestünde, so müßte man es ersinden.
Und er ist jetzt nahe daran, gegen Osten, nach dem Mekka der
Slaven, nach Moskau gewendet, Oesterreich den Nücken zll
kehren. Seit der Zusammenkunft in Aussee im Herbst 1866
fuchen die Deutsch - Oesterreicher diese äußerste Gefahr für Oe-
sterreich dadurch zn beschwören, daß sie auf den politischen Zu-
sammcnhang mit dem stammverwandten Deutschland verzichtend
den österreichischen Slaven ein Beispiel geben, damit anch diese
sich nicht dem stammverwandten Rllßland, sondern vor Allem
Oesterreich znwenden möchten. Deßhalb haben auch die Deutsch-
Oesterreicher die Bildung des norddeutschen Bundes und den
Abschluß der den Main halb überbrückenden Vertrüge bkgrüßt,
damit durch deren ehrliche Haltung ans den Gemüthern der
österreichischen Slaven der Verdacht entfernt würde, als ob
Oesterreich und Südwest - Deutschland noch intimere Ansprüche
auf einander machten.

Gegen ein internationales Bündniß zwischen einein starken
Deutschland und zwischen Oesterreich ist selbst ein Theil der
österreichischen Slaven nicht. Ein österreichischer Slave erklürt
dies sogar für eine Nothwendigkeit Angesichts der Möglichkeit,
daß einmal Nußland und Frankreich ein Offensivbündniß schlössen.
Aber auch diese besonnenen österreichischen Slaven erklären, sie
könnten auf ein solches Programm nur unter der Bedingung
eingehen, daß ihnen durch große Provinzialselbstständigkeit und
durch ein bloßes söderalistisches Band um ganz Oesterreich
dieses ihnen ein liebes Vaterland würde. Der Dualismus aber
zerreiße ihr Anerbieten, indem er die Magyaren zu Herren der
südöstlichen Slaven, die Deutschösterreicher zu Herren der west-
lichen Slaven Oesterreichs mache. Und nun verbinde sich gar
Oesterreich mit Frankreich, um Millionen Slaven unter dem
türkischen Joche zu erhalten. Wie soll Oesterreich, welches mit
den Magyaren auf den Grundsatz hin, daß die Einheit auf
die Zweitheilung aufzubauen fei, das Blatt der slavischen Sy-
bille honoriren? — Dies ist schwer, aber nicht unmöglich und
Freih. v. Beust dürfte der Mann auch dafür sein. Oesterreich
muß innerhalb seiner zwei Theile dem Slaventhum durch schöne
Provinzialrechte Befriedigung schaffen und zugleich seine ganze
üußere Politik der europäischen Türkei zuwcnden, aber mit
ganz anderen Zielen und Mitteln als unter Metternich. Dieser
machte sich, mn die russischen Plane auf die Hämushalbinsel
zu durchkreuzeu^ zum Verbündeten der Pforte gegeu ihre slavi-

schen Uuterthancn. Dadurch hat er nicht blos die Slaven der
Türkei zu Feindcn Oesterreichs gemacht, sondern auch den
Grund zur Entfremdung der Slaven gegen Oesterreich gelegt.
Dieses kaun nach und nach wieder gut gemacht werden, iudcm
Oesterreich auch den slav/Provinzen der Türkei zur Selbststün-
digkeit verhilft. Beust hat den ersten Schritt gethan, indem er
dcn Serbcn zum Besitz der Citadellc von Belgrad verhalf.
Dieses wäre aber ein politischer Fehler, wenn er nicht jene
neue positive Politik befolgte. Und er scheint sie bereits an-
getreten zu haben. Seit einigen Wochen hat es den Auschein,
als ob nicht blos Frankreich, sondern auch Bismarck ihn im
Juteresse des Friedens warm nnterstützte. Werden die Serben
und Bulgaren unter eiuem solchen Schutze nicht lieber ihre
wirkliche Selbststündigkeit, wenn auch noch unter vorlüuffger
türkischer Sonverainität, befestigen, als Vasallcn Nußlands
werden wollen? Auch eine wirkliche Gleichberechtigung der
Konfessionen in Oesterreich wird ihre Früchte bei diesen Völ-
kern tragen, bei welchen die Konfession wenigstens so stark zieht
als die Blutsverwandtschaft. Oesterreich von dieser Politik ab
in die deutschen Angelegenheiten hereinziehen zn wollen, wäre
erfolglos oder nur für Rußland gearbcitet.

B a - e n.

KaPlsenhe, 24. Jan. Bei Ausgleichung der Kriegs-
kosten ergab sich nach Leistung sümmtlicher Ausgaben mit vor-
lüufig 1,025,000 fl. ein Ueberschuß von 50,000 fl., welcher
an die Generalstaatskaffe abgeliefert wurde. Die Kommission
der zweiten Kannner belobt Geschick und Eifer der Kommission,
sowie die Bereitwilligkeit der Bevölkerung bei der erforderlichm
Steuerleistung.

D e rr t s ch l a n V.

Mnnchen, 24. Jan. Die Abgeordnetenkammer nahm
die das Kontingentsgesetz betreffende Modifikation, welche von
dem Kriegsminister vorgeschlagen war, sowie die auf das Be-
förderungsgesetz bezüglichen Wünsche des Reichsraths am Ab-
lehnung fand die vierjährige Dienstzeit der Reitsrei. Eine
baldige Verständigung steht in Aussichk. Fernev nahm die
Kammer die Vorschlüge des Ausschusses bezüglich des Gcwerbe-
gesetzes an und ist Aussicht auf Verständigung vorhanden. Die
Regierung legte in heutiger Sitzung Gesetzcsentwürfe über die
Rechtsverhältnisse der Genossenschaften, Aktiengesellschaften, Ehe-
schließungen, und Ehetrennungen bei staatlich nicht anerkannteu
Religionsgenossenschaften vor.

Verlin, 24. Jan. Mit Unrecht ist nsnerdings mehrfach
behauptet worden, Preußen unterstützr die in den orientalischen
Angeleg.enheiten von Nußland befolgke Pdlitik. Hat man doch
soMr von einem darauf bezüglichen Bündniß beider Mächte
ge'sprochen, während in Wirklichkeit die preußische Politik bestrebt
ist, namentlich in Gemeinschaft mit Oesterreich einen gütlichen
Austrag der jetzigen orientalischen Wirren herbeizuführen, und
insbesondere den kriegerischen Regpngen in den Donaulün-
dern gegenüber durch ernste Mahnungen den Frieden Zu wahren.
— Die sehv girüdige und wohlwollende Aufnahme, welche der
znr feierEchen Beifetzung der Leiche des verewigten Kaisers
 
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