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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 41
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0171

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Grscheint D i e n st a g,
Don n erstag und
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Allr Postanstaltcn und
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I^o. 4l

Snmstng^ 4. Aprit.

1868.

^ W o ch e n s ch a u.

Die friedliche Stimmung, welche in der verflossenen Woche
vorwaltete nnd sogor in osfiziellen Blättern den vollsten Aus-
druck fand, indem keine Wolke mehr den blanen politischen
Himmel bedecke, hai zwar in dieser keinen Nückschlog erfahren;
indessen läßt sich doch nicht behnupten, daß es überall deßhalb
ruchig geblieben sei, denn nnr haben in unserer Chronik dies-
mal mehrfache Unruhen und Störnngen der öffentlichen Rnhe
zu beklaaen. Jm Uebrigen konzentrirt sich das Jntereffe aus
die Berhandlungen des österreichischen H^^^nhanses und die
württembrrgischeu Wahlen.

Der Norddentsche Reichstag wurde vom König in Person
eröffnet. Die Thronrede ist rein geschäftlich gehalten; konstatirt
indessen die Beziehungen znm Auslande als sehr befriedigend.
Aus gleiche Weise spricht stch Graf Bismarck in einem Rund-
schreiben aus, welches er an die diplomatische Welt richtete
und worin er die Missionslosigkeit des Prinzcn Napoleon ver-
sichert. Dem sranzösischen Prinzen scheint es in Berlin sehr
gefallen zn haöen, anch dem Nor^deutschen Bunde hcn er Ge-
schmack abgewonnen und desien „gute Mene" hervorgehoben.
In der Kaserne am Knpfertafel wurde ihm zu Ehren eine
Gedenktafel errichtet, auf welcher das wichtige Faktum: hier
srühstückte am 9. März 1868 Prinz Napoleon" in goldenen
Lettern verewigt wird.

Graf Wrstphalen hat auf seinen Eintritt in den westphä-
lischen Provinziallandtog verzichtet nnd damit diesen parlamen-
tarischen Zwischcusall ohne Skandal erledigt.

.Mecklenburg ist noch immer ohne konstitutionelle Verfas-
sung; indeffen rührt man sich dort gewaltig, eiue solche zu
erhalten und der Großherzog soll mehr Petitionen deshalb be-
reits eingebracht erhalten haben, als ihm am Ende lied sein
mag.

Der Herzog von Naffau soll sich gleichfalls über allzu-
viele Bittschristen zu beklagen haben, welche jedoch weniger po-
litischen als matericllen Jnhalts sein sollen.

„Gründe, wohlseil wie Brombeeren" — wird in den prcu-
ßjsch gewordenen Landestheilen Heffens einer Modifikation un-
treliegen müffen, denn zur Einsammlung von Brombeercn nnd
Heidelbeeren bedarf es daselbst jetzt eines besteuerten Erlaubniß-
scheins.

Jn Bayern sind bei Gelegenhe'it dcr Landwehrkontrolirung
an einigen Orten wüste Unruhen und rohe Exceffe vorgekom-
men. So besonders in Traunstein und Troftberg. Am ersteren
Orte wurde das Rathhaus demolirt und die Gendarmerie miß-
handelt. Da die Bürgermiliz Gewehr bei Fuß zusah und
nicht einschritt, mußte Militär von München beigezogen werden,
das die Nuhe wiederherstellte. Als Grund ihres wilden, ge-
setzwidrigen Treibens gaben die Pflichtigen au, daß sie nicht
preußisch schwören wollten. Man wird es sie übrigens noch
lernen, daran zweifeln wir gcmz und gar nicht.

Das Testament deS Königs Ludwig ist ervffnet worden.
Die Kunstanstalten Münchens werden darin als Krongut
erklärt. ' ' -

Die württembergischen Wahlen sind oppositionell ausge'
fallen und ist in sämmtlichen 17 Wcchlbezirken des Landes
kein einziger Nationalliberaler gewählt wordea. Jn dcn anti-
preußischen Blättern ist deßhalb großer Jnbel. Wenn auch
dieier Thatsache alle Bedeutung nicht abgesprochen werden kann,
so dürste durch dieselbe der Anschlnß des Südens an den Nor-
den höchstens verzögert, keineswegs aber aufgehalten werden,
da die Natnr der Dinge jedenfalls mächtiger ist, als der Wille
der Menschen am Nesenbach und in Böblingen.

Das 25jährige Jubilüum des Erzbischofs von Freiburz
wurde in Freiburg glänzend gefeiert und erhielt der greise
Jubilar vielfache Beweise der Äuerkennuug. Auch Se. Kön.
Hohcit der Großherzog ließ ihm hnldreich gratulieren Dcr
Bischof vou Mainz hielt die Festrede, die übrigens nicht von
aller Polemik frei gewesen sein soll. Domherr Kübel wurde
einige Tage zuvor zum Bischof von Lucca in xurtistuK ge-
weiht.

Herr Lindau ist mit seiner Beschwerde wegen des Ver-
bots der Bühler Versammlung vom Ministerium abgewiesen
worden, und hat deßhalb in seinem ofsiziellen Organ, dem
Pfälzer Boten, ein offenes Sendsckreiben an Herrn Minister
Jolly vom Stapel lanfen lassen, welches übrigens das Unglück
hatte, polizeilich mit 2 eschlag belegt zu werden.

Während der .Herr Erzbischof gegen das neue Schulgesetz
protestirte, sein Protest jedoch vom Ministerium als rcchtlich
unwirksam zurückgewiesen wurde, habeu sich viele Lehrer ver-
einigt, um deffen Einführung festlich zu begehen. Am 1. April
wird dieses Fest in Lahr stattsinden.

Das Ehegesetz ist im österreichischen Herrenhause durch-
gegangen uud damit dem Konkordate zum Voraus der StaL
gebrochen. Graf Auersperg hielt dabei zu Gunsten der Vor-
lage eine glünzende Nede, welche weithin ihr Echo in den Herzen
der Völker stnden wird nnd bereits gefunden hat. Die Stadt
Wien war Abend? prachtvoll illnmimrt.

Den auf dem Wühringer Kirchhof begrabenen Opser des
Jähres 1848 soll ein Deuimal gesetzt werden. Die Begräb-
mßstätten der einzelnen Erschoffenen, namentlich R. Blum's
nnd Meffenhausers sind jedoch nicht mehr zu ermitteln, da die
srühere Regierung dafür Sorge getragen, daß jene Gräber
nnbezeichnet blieben.

Jn der belgischen Provinz Hennegau sind unter den Ar-
beitern in den Kohlenbergwerken sehr ernste Unruhen ausge-
brochen, bei welchen es an, Todten und Verwundeten nicht
fehlte. Die Unrnhen begannen in Charleroi und pflanzten
sich von dort nach Chatelet und Tamines fort. Man sürchtet
immer noch weitere Unruhen in jrner Gegend.

Jn Frankreich war Bordeaux der Schauplatz nemr An?-
lehnungen gegen das Militärgesetz, bei wekcher Gelegenheit^dir
Marseillaise gesungen wurde und eine rsthe Fahue WM Vor-
schein kam.

Auch diese Woche hat wieder zwei Brochüren an^s Licht
der Welt gebracht. Die eine derselben ist betitelt: der Rhein
ist der Friede. Was in Frankreich nicht Alles friedengestempeU
wird! Heute daS Kaiserrcich, morgen der Rhem, ikberWSMk
kommen vielleicht auch noch die Nebenflüffe an die Reihe,
 
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