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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 95
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0389

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Aus Badeu, 10. Aug. Atlerorten wird die Feier des
50jährigen Bestehens nnserer Verfassung vorbereitet. So in
Offenburg, Budeu, Walvshut, Görrwyhl, Thiugen, Waldkirch,
nachdein andere Städte uud Orte bereits voraugegangen sind.

Rippoldsau, 8. August. Der Höhepunkt der dies-
jährigen Saison ist wohl nnn erreicht, und mit dem Ver-
schwinden des Sternes, der sich heute dem Neckarstrande zuge-
wendet hat, werden sich nach und nach anch die vielen Kurgäste ver-
lieren. die Wald und Flur in nie dagewesener iZahl bevölkert haben.
Freiligrath, der edle Dichter und Mensch, suchte noch vor seinem !
Scheiden durch sein Talent einer kleinen Künstlertruppe. die
durch die sortdanernde herrliche Witternng sich genöthigt sah,
außer dem stehenden Theater ein kleineres im Freien zu errich-
ten, das Jnteresse des Publikums zuzuwendcn. Er schrieb
einen Prolog zu der Einweihnng ihrer kleinen Bühne, der von
einer der Schanspielerinnen gesprochen wurde. Ein geistvoller
junger Mann beantwortete denselben, und schöne Hände über-
reichten dem Dichter im Namen seiner Verehrerinnen einen
Lorbeerkranz, bei welchem Anlaß das sehr zahlreiche Pu-
bliknm ein Lebehoch aus ihn ansbrachte. Die Prinzessin von
Nemours und der Prinz von Alenyon ehrten durch ihre
Anwesenheit über die Dauer des Prologs den verehrten Mann,
der nach zwanzigjühriger Abwesenheit in seine Heimath zurück-
gekehrt ist.

Aus dem Breisgau, 10. August. Gestern hat in
Riegel ein Bürgerabend stattgefunden, der sich durch die große !
Zahl der Theilnehmer vollständig zur Volksversammlnng ge- j
staltete. Sie mußte im Freien abgebalten werden, da die ge- !
schlossenen Ränme nngenügend waren. Der „Freibg. Ztg."
znsolge wurde dieselbe durch Hrn. Oberamtmann Wallau von
Kenzingen eröffnet. Jhin folgten Hr. Ministerialrath Kiefer
Von Karlsrnhe und Abg. Lasker von Berlin, der z. Z. in
Freibnrg zu Besnch ist. Ihre der dentschen Einheit und Frei-
heit geltenden Reden übten eine hinreißende Wirkung.

Ocsterrcichifchr Mouarchie.

Wien, 11. Augnst. Das Ar beiterverbrüderungs-
fest ist dnrch Polizeierlaß untersagt. — Wie das „Tagblatt"
meldet, ist Fürst Alexander K ara g eo rgevich im GefÜngniß
deüeutend erkrankt.

u s l a u d.

Paris, 10. Angust. Gestcrn wurde in der Nähe d§r
Privatwohnung des Seinepräfekten Haußmann im Boulogner
Wäldchen ein verdächtiger Mann verhaftet, der die Absickt ein- !
gestand, den Seinepräfekten ermorden zu wollen. — Der bei
der Anseinandersprengung dcr Privatversammlnng von Nimes
verwundete junge Mann (er hcißt Sanier) besindet sich in
einem gcführlichen Zustande. Der Sübcl des Osfiziers, der
ihn verwundete, war nämlich viel tiefer eingedrungen, als man ^
Anfangs geglanbt. — Verschiedene Znschristen in den Blüttcrn ^
führen Klage über die Willkührlichkeit, mit welcher die Polizei
bei der Wegnahme der Laterne vorging. H. Brisson sagt
im Temps: „Jn Nimes, in Alais verletzt die Polizei das
Hausrecht, in Paris aus den Bonlevards, im Brennpnnkt der
Eivilisation, verletzt sie das Eigenthum. Wir kehren zu den
Zeiten des ersten Kaiserreichs znrück. Damals schloß man die
Salons, heute dringt man in dieselben ein. Man verbot die
Bücher ohne Prozeß; ohne Prozeß reißt man sie heute den
Bürgcrn aus der Hand, welche sie gekanft. Hente reißt man
sie aus der Hand, morgen wird man sie uns aus unsern Biblio-
theken holen. Wo wird unsere Znflucht sein?" Brissot nennt
Rochefort den Junius des zweiten Kaiserreichs, vielleicht doch ^
gar zu viel Ehrei ' i

Perris, 10. August. Der „Moniteur" beschreibt den
Empfang. der Lem Kaiser zu Troyes zu Theil wurde. Auf
die Anrede des Bürgermeiskers antwortete der Kaiser: „Jch
wollte nicht durch Troyes sayren. ohne mich einen Angenblick j
aufzuhalten, nm einen BeweiS meiner lebhasten Sympathien >
für die Bevölkerung der Champagne zu geben, welche von so j
patriotischen Gefühlen bescelt ist. Mit Befriedigung habe ich !
im letzten Jahre die Forlschritte der Jndustrie in Jhrem De- §
partemeute wahrgenommen. Ich fordere Sie auf, fortzusahren.

denn nichts bedroht heute den Frieden Europa'S-
Haben Sie Vertrauen auf die Zukunft und vergeffen Sie nicht,
daß Gott Frankreich beschützt.

Paris, 10. August. Heute wird der Kaiser in Fon-
tainebleau ermartet. Nicht ohue Befriedigung dürfte er die
Kunde von der Beschlagnahme der allzu sehr in den Vorder-
gruud der öffentlichen Aufmerksamkeit getretenen Laterne
vernehmen. Es war blos ein harmloser Schcrz, daß man dem
Kaiser Napoleon den Ausspruch in den Mund legte, er wolle
die Laterne nicht unterdrücken, weil es das einzige Blatt sei,
das zu seiner Unterhaltung diene. Jn der That, die heute mit
Beschlag belegte Nummer, die im Vorbeigehen gesagt, unter der
Hand zu hohen Preisen verkauft wird, hat wenig Unterhaltliches
weder sür die Regierung, noch für den Kaiser. So agreffiv
und beißcnd ist Rochefort noch nie gewesen. Er spricht eS
ungescheut aus,»daß die beideu durch ihre Vergangenheit ge-
brandmarkwn Menschen Marchall (auch de Buffy genannt) und
Stamir (die gestern zu 3000 Fr. Schadenersatz an Rochefort
verurtheilt wurdeu) von der Regierung aufgefordert worden
seien, um Rochefort zu verlüumden und ihn durch ihre Heraus*
forderuugen zn einem übereilten Schritte zu verleiten. „Die
gegenwärtige Regiernng kennt nur zwei Gattungen von Fran-
zlssen: ihre Frcuiide und ihre Feinde. Sie wird mit gleicher
Frechheit einen Charles de Bnssy dekoriren nnd einen Arago
absetzen. Der eine ist ein Schuft, aber er ist der Regierung
ergeben; der andere ist ein Geuie, allein er weigert sich am
15. August zu beleuchten." D e Beschlagnahme der Laterne
hat heute Morgeu cfleichzeitig iu deu Bineaux des JournalS
und iu dem Verkausslokale stattgefuiiden. Es sind mehr alS
50,000 Exemplare weggenommen worden. Die Anklage lautet
auf Ausreizung zum Hasse gegen die Regierimg und auf Be-
leidiguug der Persou des Kaisers. Pinard war gegen die Be-
schlagnahme. Der Generalprokurator Grandperet drang auf
dieselbe uiid der Justizmiuister Baroche war auch dafür. Zur
Vervollstandigung jei noch bemerkt, daß ein Journalist, A.
Arnoifld, welcher mit der Lalerne in der Hand durch die
Snaßen g'ng, sich dieselbe plötztich von einem Individuum, daS
er bis dahin nicht bemerkt hatie, weggecissen sah. Aufblickend
sieht er einen Herrn, der ihm znrnft: „Jch bitte um Berge-
buug, mein Herr, ich bin Polizeikomri issär." Auch ein Wagen
wurde augehalten, weil der darin sitz nde Herr die Laterne i»
Ler Hand hatte. Er mußle sie abgeben. Jm Laufe des Nach-
mittagS nmrde eine Nummer der Lalerne mit 15 bis 20 Frcs.
bezahlt. Tieselbe wird morgen in Brüssel nachgedruckt und
soll deu ausländischen Abonnenten des Blattes von dort aus
direkt zngesandt werden. (Schw. M.)

Luzcrrr, 10. Augnst. Am 7. Angust um 10 Uhr
Vormittags tras hier, anf dem Bahnhof, mit dem Dampfwagen
des Kaisers der Franzosen, die Königin Viktoria von Eng-
land wohtbehalten, bei bester Witterung, mit ihren jüngeren
Kindern uno großem Grfolge ein. Sie ließ den Behörden
Anzeige machen, daß sie incognito, nifler dem Namen einer
Grüfin von Kent, den Sommer in der Pension Wallis, vie
gauz nahe der Stadt Luzern jüngst neu erbaut wurde, ihren
Ausenthalt zn nehmen gedenke. Empfang hatte keine Behörde
gemacht, es weht anf der Wohnung der Königin der stolzen
Vriiten die eidgenössische Flagge.

Wus giebL es Neues irrr LLmLsbezirke?

' I . Schwetzingen, 12. Nugust. Heute vcrungläcktc auf dem Wege
zwischen hier und Friedrichsfcld Ler Biirgcr B. aus FricdrichSfeld, welcher
vou feinem mit Mehl beladenen Wagen heruntcrstürzte und so unglücklich
siel, daß die Räder über den llnterleib und die Füße hinwegginge». Die
Vcrletzungcn sind so bedeutend, daß an dem Austvmmcn dcs Bctregcndev
gezweifelt wird.

Briefkasten«

Nn unsere geehrten Herren Hopfenberichtcrstatter in Baden: Wtr
bitten Sie, Jhre Mittheilung statt mit eincr Kreuz rmarkc versehcn, unter
einem Dreikreuzcrcouvert odcr mit ciner Groschenmarke frankirt cinzüscfldcn.
da wir sonst 6 kr. Portoauslagen habcn!

An die Rcd. d. H. Z. in H. Da unsere .Ncuesten Hopftnnachrichkcn'
unsere Sp zialität sind, so bitten wir Sie srcundl.chft, dir Ouelle stetA in
der Art und Weise anzugcben. wie Sie «8 bei andrrn PlSttern cmch
zu thun gewohnt sind. Di«
 
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