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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Heilbut, Emil: Wilhelm Leibl
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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Ausstellung im Wiener Künstlerhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0155

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Die Ausstellung im Wiener Uünstlerbause

eine überaus wohlgelungene und bedeutende Kom-
position und große, man möchte sagen, Monumen-
talität der Typen geboten. Das junge Mädchen in
ihrer Jungfrauenartigkeit, die mittlere Alte, gebeugt
und sympathisch, die letzte Figur erhoben und gehoben
durchs Gebet, sind, man weiß nicht wie, einem jeden,
der das Bild „In der Kirche" sieht, in's Herz ge-
wachsen — und dieses „in's Herz" treffen ist in der
neuesten Malerei nicht zu oft und auch Leibl fast
niemals wieder gelungen.

Technisch wird Leibl immer zu den größten
Malern der Kunstgeschichte der Jahrzehnte, denen
er angehört, für Deutschland zählen; und weil er
viele, sehr schöne Köpfe von Mädchen gemalt, inson-
derheit aber das Bild „In der Kirche" hervorge-
bracht hat, sind ihm auch alle jene ungezählten
Tausende zu herzlichem Danke verpflichtet, die er
gerührt und durch etwas Inniges, Deutsches im
Ausdruck wahrhaft erquickt hat.

Aphorismen

ihr die Neuen immer schelten,

Als ob sie alles schlecht gemacht?

Und laßt ihr nur die Vorzeit gelten
Mit dem, was sie hervorgebracht?

Bedenkt: einst waren eure Alten
Für ihre Zeit auch neu und jung,

Stets bleibt der Nachwelt Vorbehalten

Die urteilsreife Würdigung. Ad. Stier

Wilhcm Leibl. von kierman kjelferich —

Kildnis. von W. Leibl

Die Ausstellung im Wiener Nünstlerlräuse

von Rar! von vincenti

Esl n der Lothringerstraße ist uns Heuer ein seltenes Fest
.-»^1 bescheert worden: eine Winter-Ausstellung. Wir
müssen zugleich sagen, daß diese außergewöhnliche Lilder-
schau in mehrfacher Hinsicht eine ganz besondere genannt
werden darf. Sie zeigt einen internationalen, vornehm-
lich aber einen ausgesprochen kollectiven Charakter, welcher
ihr numerisch wie künstlerisch eine gewisse Stärke ver-
leiht. Blatt für Blatt nachzählend, kämen wir an die
zweitausend. Selbst Jahresausstellungeil sind im Künstler-
Hause selten so stark gewesen. Unsere Zeit liebt das
„Viel" und da können die Ausstellungs-Komitös nicht
Zurückbleiben. Weniger und nur Gewähltes wäre Wohl
besser, das wissen ja die Herren von der Genossenschaft
recht wohl, aber dann kämen auch nur gewählte, wäh-
lerische Leute und da die Künstlergenossenschaft sich ohne
Staatshilfe ans eigenen Füßen halten muß, braucht sie
Massenbesuch. Wir wünschen ihr einen solchen von
Herzen, denn mehr als je muß es gerade in unserer
Zeit eine Hauptaufgabe der Kunst sein, erziehlich in immer
breitere Schichten der Bevölkerung einzudringen.

Für das Hauptinteresse kommen diesmal weniger
unsere Wiener Maler auf, die wir gerne gerüstet auf
dem Plane gesehen hätten, als die Fremden: das Collektiv-
Werk der Münchener Künstlerschaft für das Jubel-Album
des Prinz-Regenten, daun die Münchener Bartels und
Lang, der Karlsruher C. W. Alters, der Berliner
Woldemar Friedrich, der Schotte John Neid, der Brüs-
seler de Haas.

lieber das Erstgenannte, zu welchem nicht weniger
als 655 Künstler mit Pinsel, Stift oder Radirnadel

Stnbienkopf. von W. Leibl
 
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