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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Pecht, Friedrich: Die Münchener internationale Ausstellung von 1892, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0426

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VII- Aahrgsng. Deft 22

Aurmst 1892


-r- Geraufgegeben von Friedrich Pechr -4-

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3517, bayer. Verzeichnis M. 406, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1593» 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Die Münchener internationale Aufstellung von 1892

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VI/

^4S»enn man sich fragt, was die deutsche Lyrik
ygn andrer Völker am meisten unter-
scheide und uns an den Liedern Goethes, Heines
u. s. w. am meisten bezaubere, so wird man die
Naturlaute nennen müssen, d. h. jene unmittelbar
dem Leben abgestohlenen Ausdrucksformen, die
uns glauben lassen, die betreffenden Personen
selber reden zu hören. Ungefähr dasselbe könnte
man auch als den Hauptvorzug der deutschen
Sittenbildmalerei bezeichnen, wo wir dergleichen
schon bei Dürer oder Memling finden, was aber
bei dem bald überhandnehmenden italienischen
Einfluß ganz verschwindet, um erst nach der
antikisierenden Periode durch Menzel wieder ein-
geführt zu werden. Ihm folgten dann bald andre,
wie Enhuber, Knaus, Vautier, Defregger, Diez,
die sich alle dadurch anszeichnen, daß ihre Figuren
nicht nur an sich dem Leben abgestohlen erscheinen,
sondern daß sie sich auch ganz individuell, ihrem
innersten Wesen entsprechend, bewegen. Wäh-
rend bei den meisten Bildern der Maler die
Bewegung im Atelier erfunden hat, wie dies
z. B. die Alten fast noch alle thun, und ihre
Gestalten daher mehr seine Subjektivität oder
einen konventionellen Stil aussprechen, d. h.
lediglich dem rythmischen Gesetz folgen, wie die
des Cornelius, Kaulbach und ihrer Schule, so
gehorchen die der obengenannten Künstler bloß
ihrem eigenen Naturell und frappieren uns des-
halb alsbald durch ihre Wahrheit. Das kann
man nun unter den in nicht geringer Zahl vor-
handenen Bauernbildern am besten bei denen
Defreggers beobachten, und deshalb trägt sein „Antritt zum Tanz" auch diesmal den Preis davon, obwohl
er denselben Vorwurf schon viel früher und damals mit einer jugendlichen Frische und unmittelbaren Wahrheit

Ein alter Raufbold, von Richard Friese

VI. Intern. Kunstausstellung 1892 zu München

*) V. siehe Heft 21.

Kunst für Alle VII.
 
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