» Mainz den r4ten Frimär im -ten Jahre der fränkischen Republik.
Inhalt. Frankreichs Aussöhnung mit Rußland. Lüneviller Friedenskongreß. Bonaparte, Berthier. Rochambeau.
Baron von Hillers Aufruf an v>e Tyroler. Neapel. Erzher-oz Karl. Preuße«. Spanien. Englands und Frankreichs
Unterhandlungen. K. Paal. Türkei.
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Frankenrepublik.
Der Franke.
^ls wir, satt unserer Trägheit und unserer Erniedri-
gungen , aus dem taustndjährigen Sklavenschlaf uns
emporriffen, und den ersten Tag der entfesselten Frei-
heit, über das erstaunte Weltall hin, ausl lesen, da
harten wir freilich die Hände voll zu rhun, um uns
des schimpflichen Widerrufs zu erwehren. Wir hat-
ten in mehr aiS nur ein Wespennest gestochen. Ra-
che und selbst auch unverdientes Mistrauen hatten uns
von allen Seiten mit Tod und Zerstörung umlaaert.
Da schlugen wir gar weidlich drein, und die zurükwei-
chenden Feinde gaben uns den Namen der Wilden,
welche nichts verständen, als nur zu schlagen und —
zu siegen.
Noch wähnten die Hedernuthigten, uns durch Koali-
tionen erdrükken zu können. „Lebt nicht Pitt noch,
der Meister in Unterhandlungen, der von seinem Kadt-
vet'auö die Mächte Europa'S, wie Kinder, lenkt am
Gäugelbande?" —
Noch lebt er, aber zu lange für den Ruhm, dem er
M uionen Menschen und Guineen geopfert hat.
Seine graue Politik hat die nordischen Mächte- für
zu blöde oder zu leiMt geklommen, und die fränkische
Regierung hat indessen —- gleichgroS, im Kabinett,
wie auf dem Marsfelde — sich mit dem lusnschen Hkste
ausqesohnt, und über die Grundlage ihres gemeinschaft-
lichen Interesses — dem anmaßlichen Beherrscher der
Meere Ziel und Schranken zu sezzen—sich völlig einver-
standen.
Man spricht sogar von einer geheimen, bereits
zwischen Frankreich und den Nordischen Mächte» abge-
schlossenen Konvention, welche über den Lesizstand ge-!
wisser Inseln undSeepläzze entscheide und gewisse See«
gesezze aufstelle, welche freilich dem übermükhigen Brit-
ten eben so wenig behagen werden, als die angesonnene
Herausgabe des größten und wichtigsten Theilö seiner
Eroberungen.
Und doch! sollte er wohl die Schwindelhoffnunz
wagen dörfen, gegen eine solche Allianz bestehen zu
können? —
Der Preußische, zum küneviller Kongreß bestimmte,
Gesandte ist bereits in Paris angekowmeO. Die Ge-
schäftsträger der übngen Nordischen Mächte werden
— wie wohl - unterrichtete Leute versichern — täglich
erwartet, um (der Krieg mit Oestreich möge losbrechen
oder nichts mit dem ersten Konsul persönlich zu trakti-
ren. Nur das Detail und die Formalitäten der Ver-
handlungen , besonders in Hinsicht auf Deutschland,
sollen in Lüneville berichtigt werden.
Paris vom 5. Frimär.
Gestern Morgens tst die Musik der konsularischen
Gardevon hier abgegangen. DasGrenadierkoips wird
unverzüglich folgen. Bonaparte's Abreise wird, wie
es heißt, den 6. vor sich gehen. Gen. Berthier wird
den ersten Konsul begleiten. Ohngeachtet alles noch
auf Krieg hindeutet, sind doch die Staatspapiere die-
ser Tage merklich gestiegen, welches ein Beweis zu <eyu
scheint, daß man neue Gründe habe, den wirklichen
Ausbruch des Kriegs noch zu bezwnflen.
D^r vom Grafen Kohenzel nach London abgetzhichte
Kurier ist wieder über Calais nach Lüneville zurükgereiset.
Vorgestern ist er Ef-marschall Rochambeau vvm
Kriegsminister Berthier dem ersten Konsul vorgesteütz
und sehr zur ausgenommen worden.