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Der Beobachter vom Donnersberg — 9.1800-1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.42679#0595
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Der Beobachter vom Donnersberg.

wechsel in Rükstcht der Einkünfte gewinnen zu kön-
nen.
Daß aber das hochheilige Rom jemals aufhörcn
würde, heilig zu seyn, oder, was gleichviel ist, unsere
Gilde in ihren heiligen Schuz zu nehmen, dieß hatte
ich sowenig, als irgend ein Menschenkind vermukhen,
oder auch nur ahnden können.
Sieh'mal, Vetter, und staune! Am rz. dieses
laufenden Monats hat allhier in Rom der Vice Staaats-
sekretär, Kardinal Doria , ein Edikt publiziren lassen,
in welchem der Landadel, die Staatsbeamten, und
alle Bewohner des Kirchenstaats aufgefordert werden,
auf die Bösewichter, wie Doria die Banditen zu be-
nennen beliebt, überall Jagd zu machen, und sie samt
und sonders dec Gerechtigkeit lebendig oder todt einzu-
liefern. Zwanzig Thaler werden für den Kopf bezahlt,
und wenn er dem Rumpfe eines Anführers oder doch
bedeutenderen Banditen angehört, verhältnißmäßig
noch mehr. Selbst ein Bandit, der seine Mitschuldigen
angiebt, bezieht eine ähnliche Belohnung. Derjenige,
welcher geheime Zusammenkünfte von Banditen ent-
dekt, oder die Personen angiebt, welche denselben Zu-
flucht und Aufenthalt gönnen, erhalt 50 Thaler."
Briefe aus Triest melden, daß die englischen Fre-
! gatten, welche die nach Egypten bestimmten Derstär-
kungstruppen begleiten sollten, durch widrigen Wind
genöthigt worden seycn, wieder auf die Rhede zurük-
zukehren.
Livorno vom 29. Jun. Seit ein paar Tagen
sind mehrere Schiffe, unter andern auch ein Amerika-
nisches, aus Augusta, auf der östlichen Küste von Si-
zilien, hier angekommen, deren Kapitäne folgende-

.. Inhalt. Schreiben eines BanditenhauplmannS. Englische mit Hilfsrruppen nach Eavvten bestimmt, »
widrigen Wind zurukgefuhrt. Höchstwichtige Nachricht von der Landung deg Admirals Kantbeaum? »»e i^satten werden durch
unfern Kairo. Niedersezzung einer Kommission im Preussischen zu Erörterung der Mürel, die Lage ber Juden^ru^rÄwrn
klarung des fr. Geschäftsträgers m Regensburg, in Betreff der Wiederbesez,ung einiger Krieqevläz,e in Dsuks^land
des Parlaments. Englische Berichte über den Stand der Dinge in Egypten. Cngland foU Vertagung
die portugiesischen Besizzungen, Brasilien, Madera und Goa in Depot zu nehmen Abschluß einer friedii^-n «?,Ä!.^en - um
schen Rußland und England. Gesichtspunkt, aus welchem die Geistlichkeit die von der fr. Regierung gefottert^TrÄ
betrachten habe. Erstndun, einer leicht zu dirigirenden Luftpumpe. Ankunft des englische» Kommissärs Merr» in Vari« ^-?-i/?
lichkeiteu, welche am 25. Mesi.dor (14. Jul.) in Mainz Statt gehabt haben. " " ° ^eerr» ,n Paris. Feier.

Man abonnlrt in dem Büreau der Buchdrukkeret der Mairie im Bürgerbospktale, alrvo wuck
einzelne Blatter, das Stük um 4 kr. verkauft werden, und für Deutschland bei dem Obervosterved^
tionö-Amt in Frankfurt am Main.
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Ausland.
Italien.
eines Banditen-Hauptmanns an seinen
Neffen aus Rom vom 24. Jun.
,, Vetter'. Heuraihe flugs die Hure eines Fürsten,
eines Ministers, eines Kammerdieners — wie es sich
zunächst schikt — wenn nur der Herr Schwager Be-
deutung genug hat, dir Brod zu verschaffen. Sonst
weiß' ich dir kein Erwerbsmittel mehr, auf das man
sich in diesen revoluzionairen Zeiten verlassen könnte.
Der Teufel hole Talente und Studien! Ich hatte
den Berufsdrang, ein großer Mann zu werden, von
Jugend auf in mir gefühlt. Ich hatte noch nicht 7
Monate als Gemeiner bei dem Regiment N. gestanden,
als meine Geschiklichkeit im Furaschiren bemerkt wurde.
Ehe z Jahre verflossen waren, wurde ich, was für
einen Mann, der nicht adelich gebohren war, verlem
fest schwehr hielt, zum Lieutenant befördert. Auf eine
eben so aussergewöhnliche Weise wurde ich ins Krugs
kommissariat versezt. Hier absolvirte ich gleichrühm-
lich meinen zweiten Kursus. Der Friede überraschte
unS zwar sehr unangenehm. Allein der Ruhm meiner
Talente hatte mir eine neue, nicht minder einträgliche
Laufbahn im Zivilstande eröffnet. Ich durchlief alle
Grade der Employirten, und vollendete.als Chef eines
Kollegiums meinen dritten Kursus. Die löbliche Ban.
ditengilde in Rom schikte mir jezt das DoktoratSdiplom
unentgeldlich, und zugleich den ehrenvollen Ruf zu, ei-
ne vakantqewordene Borstehersstelle bei ihr anzuneh-
mrn. Ich folgte dem Triebe der Ehre, ob ich gleich kei-
ne Wahrscheinlichkeit vor mir fahr, bei diesem Standes-

Nro 148.
Mainz den 26ten Messidor im yten Jahre der fränkischen Republik.

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