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Der Beobachter vom Donnersberg — 9.1800-1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.42679#0197
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» Der Beobachter vom Donners berg.

U


Nro 49.


Man abonnirt in dem Bureau der Munizipalität--Buchdruckerei im Bürgerhospktale, äV
einzelne Blätter, das Stt'rck um 4kr. verkauft werden, und für Deutschland bei dem Obcrpostexpedft
tions-Amt in Frankfurt am Main.
Preis vierteljährig 4 Fr. 50 Cent. (2 fl. 4 kr.) Postfrei 5 Fr. 85 Cent, (r fl. Z8 kr.)

Mainz den 8ten Nivos im 9ten Jahre der fränkischen Republik.
..— - . .. ..- ..—- -—
Inhalt. Endliche E-ksnung des Lüneviller Kongresses. Offizielle Widerlegung verschiedener Gerüchte. WEWtigkeitk-
Maximen des ersten Konsuls. Nachrichten aus Neapel. Fortsezzung der Orientalischen Berichte. Helvetiens PkoklaMSkis»
des Erzherzogs Karl. Kriegsstand. Kaiser Joseph und Friedrich, der Einzige. Veränderung iw russischen Habiuere.. ' »


Frankenrepublik.
Nancy vom 30. Frimär.
14 Tagen soll der Kongreß förmlich eröffnet wer-
den. Lüneville ist voller Jubel; der Telegraph hat die
Ankunft mehrerer Gesandten gemeldet; die Meublirung
des Hauses dcö kaiserl. Gesandten wird mit neuem Ei-
fer betrieben. Man versichert, daß der Friede
unterzeichnet ist, und daß man bws den Kurier
obwarket, der die Auswechslung der Ratifikationen
mitdringen soll, um die Präliminarien bekannt zu
machen.
Paris vom 28. Frimär.
Man hätte denken sollen, die aus Egypten ange-
langten Nachrichten würden die Journalisten während
mehreren Tagen genug beschäftigen, um sie zu dispen-
stren, die Leichtgläubigkeit ihrer Leser durch falsche Ge-
rüchte zu täuschen. Nichtsdestoweniger haben die einen
versichert, die Munizipalitäten seien in Permanenz ge-
sezt worden , um die Ankündigung einer großen Bege-
benheit zu erwarten, und haben nicht eingesehen, daß
das Lächerliche einer solchen Maßregel dieser Behaup-
, tung allen Kredit benehmen mußte. Die andern Haden
angeblich durch den ersten Konsul gehaltene Reden au
geführt, welche blos durch dieZeitungsmacher von Un-
garn und Böhmen gehört worden waren. Einige er-
zählen alle Morgen die Stunde, den Augenblik der
Ankunft des Herrn von Sprengporten, der erst heute
Abend spät hier angelangt ist. (Moniteur.)
Zu diesen Gerüchten gehört vorzüglich eine angeb-
lich von dem ersten Konsul den 4 Grosvikarien
des ehemalien Erzbischofs von Paris er-
theilte Audienz, um sich über die Wiederherstellung der
fränkischen Clensey zu benehmen. Alle Tagdlätter,

welche gestern dieses Gerücht in Umlauf gesezt haben,
beeifern sich heute, es für absurd, lächerlich und unge-
reimt zu erklären.
Folgende Nachricht ist zuverläßig:
Die leidende, hilfslose Menschenklasse ist besonders
ein Gegenstand der alles überblikkenden Aufmerksam-
keit des ersten Konsuls.
Man würde vieles hievon zu erzählen haben, wenn
seine Menschenfreundlichkeit und Freigebigkeit nicht
durch Personen wirkte, denen das strengste Stillschwei-
gen a«rferlegt ist.
Er hat diesen feinen Geschäftsträgern folgende Ver-
fahrungsregeln aufgestellt.
1) Im nächsten , dringenden Nothfall nicht erst zu
fragen, wer die Hilfsbedürftigen sind, sondern vor-
dersamst sie zu retten. „Leichtfertiger Bube, so rief
ein gravitätischer Mann einem Bllben zu, der in Gefahr
zu ertrinken war. Warum hast du dich einem solchen
Elemente anvertraut?" Rette mich erst, kreischte der
Gemhrumflossene, und frag'und predige hernach! —
Nein oder ,a! ein baldiges Nein ist auch Wohlthat für
den Mann, der um Hilfe umher sucht.
2) Die bedrängten Staaksglieder in Thätigkeit zu
sezen, und ihnen Gelegenheit zu ehrlichem Verdienst,
wor-n es zezt manchem Biedermann ehlk, der
Ropfund Herz so aut, wie irgend ein General der
Republik am r chren Fleck srzen bat zu geben,
und (da meist aus Manglungvon UnterstüzungPrivat-
plane, wie Staatsintriken, scheitern^ die arbeitsame,
der Unterstüzung würdige Klaffe mit Vorschuß zu Un-
terst zen, und mit einem Worte: nichts halb zu rhun.
r 3) Lieber zu riskiren, als Würdige hilfios zu laj^
' sen. Dos allgemeine innere Gefühl, welches uns zur
Unterstüzung unserer bedrängten Mitbrüder hindrangt,
z wird gewöhnlich durch den zweiten Haupttrieb derSer»
 
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