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Der Beobachter vom Donnersberg — 9.1800-1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.42679#0624
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Deutschland.
GS bestättkgt sich, daß Graf Philipp von Kobenzl,
Detter des berühmten Ministers dieses Namens, zum
kaiserl. Gesandten in Paris bestimmt seye; doch wird
der lrztere zu Paris bleiben, bis die Unterhandlungen
wegen Toskana beendigt sind-
Der englische, russische und fränkische Gesandte in
Berlin nähern sich, wie von daher geschrieben wird,
immer mehr, und haben öfters Konferenzen mit ein-
ander, welches als eine gute Vorbedeutung gehalten
werde, auch gehe der Kurierwechsel sehr häufig.
Wien vom i8- Jul. Der Palatin von Ungarn,
der am rz. d. in besondere! Angelegenheiten nach Ve-
nedig abgereisit ist, wird von da die Reise nach Rußland
antcelen. Alles das Vermögen, welches die verstorbene
Großfürstin von Rußland und Gemahlin des Palatin
von Ungarn, Erzherzogs Joseph, hinterlassen hat, es
bestehe in baarem Gelbe, Praziosen, Kapitalien oder
Effekten, hat der russische Kaiser Alexander dem Pala-
tin ihrem Gemahle, geschenkt; hierunter sind auch r
Mill. Rubeln, welche sie in Rußland anliegen'hatte,
so wie alle jene Kostbarkeiten mitbegriffen, welche für
sie und ihr Kind zum Taufgeschenke erst nach ihrem
Tode aus Rußland angekommen sind.
So, wie man hört, ist es nunmehr höchsten Orts
beschlossen, den Sold der gemeinen Soldaten täglich
um 2 kr. zu erhöhen.
England.
London vom io. Jul. In der lezten Woche ist
auf der Themse so stark gepreßt worden, daß kaum ei-
ne einzige Person, welche von der Regierung privile-
girt ist, enkgieng. Von den beiden Flotten aus Spor-
ts und Westindien soll man 1222 Seeleute gepreßt ha-
ben. Bei Sonthend ist ein Kanonenboot stazionirt,
welches alle Kauffahrer in dieser Absicht aufhält.
Vom 15. Jul. Der fränk. Kaper Io L-avo hat sich
mit List von 5 Schiffen der westindischen Kauffarthei-
fiotte bemächtigt. Er hielt sich vier bis fünf Nächte
immerfort auf den Flügeln der Flotte auf. Die eng-
lischen Kriegsschiffe, le Montaigne von 74, und der
vlenmore von z6 Kanonen, machten Jagd auf ihn;
aber vergebens; denn der Kaper hatte 44 Ruder, die
ihn schnell entfernten, und eben so schnell in der Nacht
wieder zurükbrachten. Endlich denuzte er Vie fünfte
Nacht, welche sehr dunkel war, fuhr in die Flotte hin-
ein und bemächtigte sich von fünf Kauffartheischiffen.
Tagesanbruch signalisirte ihn dec Olenmore; aber
er war schon weit unter dem Winde. Olonmore eilte
ihm sogleich mit vollen Segeln nach, konnte ihn aber
nickt erreichen. Er verbrannte eines von den Schiffen,
und mit den vier anderen eilte er davon.
Nordamerika.
Nach englischen Berichten beträgt die gegenwärtige
Bevölkerung der amerikanischen Freistaaten 6 Mill.
Menschen, die Summe der öffentlichen Einkünfte rc
M'll. Dollars, der Betrag der Kaufeahrtkeischjffahrl,
über 122,222 Tonnen und die jährliche Ausfuhr über
70 Millionen Dollars«

F v a n k e n r e p u b l i k.
Die Legion der Nordfranken ist aufgehoben und
wird unter andere KorpS untergestekt. General
Elkemeyer ist unter die Brigadegeneräle in Dienst-
thätigkeit vcrsezt worden.
Der Prisenrath hat die Wegnahme des preussischen
Schiffes Diana, welches mit englischen Maaren bela-
den war, aber bloö durch einen Windstoß genöthigt
ward, sich in die Rhede von Dünkirchen zu flüchten,
für ungültig, die Wegnahme des portugiesischen Schif-
fes, Jesus Maria Joseph, aber für gültig erklärt.
Am 17. Messidor sind aus dem Haven von Havre
wieder 14 Kanonierschaluppen und Z Pinken ausgelau-
fen. Der Wind hat die Schiffe die erste Nacht sehr
begünstigt.
Seitdem die Flottillen von Havre, Boulogne, Ca-
lais, Nieuport und Ostende in Bewegung sind, haben
sich die englischen Kreuzer vor Dünkirchen versammelt,
weil man glaubt, daß alle jene Flottillen zu Dünkir.
chen zusammen kommen sollen, wo sie eine Seemacht
von beinahe 222 Kriegsfahrzeugen, worunter mehrere
große Fregatten sind, ausmachen würden. Auf jeden
Fall sieht man in kurzem merkwürdigen Vorfällen an
den belgischen Küsten entgegen.
Der Divisionsgeneral Alexander Dumas und der
Brigadegeneral Mansikourt, welche nach einer Gefan-
genschaft von 25 Monaten die Gefängnisse von Neapel
verlassen haben , sind zu Paris angekommen.
Der Gen. Liebert zeigt dem Polizeiminister an, daß
er bei Chateau Goutier (Mayenne) einen Verborg ent-
dekt hat. Äusser 22 Gewehren und 66 Bajonetten von
englischer Arbeit hat man 42 englische Fässer gefunden,
deren 27 jedes 1002 bis 1202 Patronen, die 14 ande-
ren aber zusammen 1522 Pfund Pulver enthielten. Der
Verhehler dieser Waffen und Munizion ist verhaftet
und ins Schloß Gontier geführt worden. Wenige Ta-
ge vor diesem wichtigen Fange hatten die Brigaden von
Goron und Champion im nemlichen Departement! 9
Straßenräuber verhaftet.
Der Odergeneral Brune ist in den Staatsrath ge-
kommen, und hat seinen Rang alslPräsident der Kriegs-
sektion eingenommen. Der erste Konsul bezeigte ihm
sein Vergnügens nhn nach dem mühsamen und glor-
reichen Feldzuge, den er gemacht hat, wieder im
Staatsrathe zu sehen.
Der Divisionsgeneral Klarke ist als fr. Minister bei
dem Könige von Hetrurien , der B. Bourienne als
Staatsrath im ausserordentlichen Dienste, und der Di-
visionsgeneral St. Suzanne, und der Brigadechef, Du-
mas , sind alS Staatsrathe im Kriegsfache ernannt
worden.
Man spricht von einer Veränderung der Departe«
mentseintbeilungen in den Vorlanden der Republik.
Wer die Sache nicht abwarten kann, wird auf diejeni-
gen ZeitunaSblätter verwiesen, welche von Frankreich
immer m->br »ussen, als das fr. Amtsblatt weißt.
Eine Lütticher Zeitung meldet, daß am r?. Messidor
 
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