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Allgemeine Gestalt des Menschen.
Magen, Darmkanal, Leber, Milz und vieles andere mehr); nur seine Gesamt-
masse hat annähernd symmetrische Form. Die äußere Gestalt des Körpers
wird also dadurch nicht betroffen. Für diese sind mehr die Asymmetrien der
Muskulatur und des Skeletts maßgeblich. Es sei hier vorweg darauf hingewiesen,
daß in allen Einzelheiten beträchtliche Abweichungen von der Symmetrie
beobachtet werden, z. B. Schiefstellung des Brustbeines und schiefes Becken
(Abb. 1), seitliche Ausbiegungen der Wirbelsäule (Abb. 83), schiefe Nase und
andere Gesichtsasymmetrien (Abb. 395, 396). Im allgemeinen werden Ab-
weichungen von der Symmetrie an der einen Stelle des Körpers durch ent-
gegengesetzt gerichtete an anderen Stellen so weit ausgeglichen, daß die
beiden Körperhälften ihrer Form im ganzen nach nicht sehr verschieden sind.
Das kommt auch im Gewicht zum Ausdruck. Die eine Körperhälfte differiert
meist nur um 1—2°/0 des Gesamtkörpergewichtes von der anderen. Die Loko-
motion ist es, welcher die gleichmäßige Gewichtsverteilung zugute kommt.
Auch beim Schiffsbau hat der Mensch als einfachstes Mittel das Gleichgewicht
herzustellen, die Symmetrie der beiderseitigen Schiffshälften angewendet.
Die Kräfte, welche beim Körper die Symmetrie bedingen und die Asymmetrien
so regeln, daß das Körpergleichgewicht nicht gestört wird, kennen wir zur
Zeit nicht.
Am häufigsten ist die rechte Körpernälite etwas schwerer als die linke, und
zwar liegt das Plus wesentlich im rechten Arm (Rechtshänder). Dieser ist durch-
schnittlich 1 cm, seltener bis über 2 cm länger als der linke; doch ist meistens das
linke Bein als das bevorzugte Standbein länger als das rechte (10—13 mm) und da-
durch die Gesamtdifferenz zwischen rechts und links bis auf Spuren ausgeglichen. Die
Rechtshändigkeit wird im individuellen Leben diirch die besondere Ausbildung der
linken Hirnseite für feinere Bewegungsvorgänge indiziert (siehe Gehirn). Bei Linksem
ist umgekehrt das Bewegungszentrum auf der rechten Gehirnseite angeboren. Un-
gewöhnliche Vertauschungen zwischen rechts und links sind am auffälligsten bei
den Eingeweiden: angeborener Situs viscerum inversus (Rechtslage des Herzens
und der übrigen, sonst links liegenden Eingeweide und umgekehrt, auch nur des
Herzens allein). Es ist neuerdings gelungen, bei Embryonen niederer Wirbeltiere
experimentell den Situs inversus der Eingeweide hervorzurufen und die Bedingungen
seines Zustandekommens zu studieren. Aus solchen Experimenten ist am ehesten
Aufschluß über die Gesetze der Symmetrie zu erhoffen. Auf die Zustände selbst
wird im einzelnen zurückzukommen sein.
stefiung" eme Stellung des Körpers vereinbart worden, welche als Normal-
Schwer- Stellung bezeichnet und den Bezeichnungen: oben, unten, lateral, medial u. dgl.
Körpers* zugrunde gelegt wird (S. 8). Befindet sich der menschliche Körper nicht in
dieser Stellung, so kann man derartige Bezeichnungen doch verstehen, indem
man sie auf jene Normalstellung bezieht und auf die jeweilige Stellung ent-
sprechend überträgt. In der Normalstellung steht der Körper aufrecht, die
Arme hängen herab, der Daumen sieht nach auswärts, die Beine stehen neben-
einander, die Fußspitzen divergieren (Abb. 148 a, 268). Diese Stellung ist nicht
die natürliche Ruhelage, weiche die Glieder des Lebenden annehmen, wenn sie
entspannt herabhängen (Abb. 1 b). Die Gründe werden in den speziellen Kapiteln
des Bewegungsapparates erörtert werden (siehe besonders: Oberarmmuskeln).
Man kann für jedes Glied, aber auch für den Gesamtkörper den Massenmittel- '
punkt ermitteln. Von der Verteilung dieser Punkte im bewegten Körper leiten
wir das Gefühl dafür ab, ob ein Beharren in einer bestimmten Stellung für längere
Zeit oder nur vorübergehend möglich ist. In der Kunst kann durch dieses Mittel
dem Beschauer einer Bildtafel oder Plastik die Bewegung des Dargestellten suggeriert
werden. Die technische Möglichkeit, ein schweres Bronzebildwerk auf einer kleinen
Unterlage zu balancieren (Abb. 272) hat große Ähnlichkeit mit der Aufgabe für den
Körper, eine bestimmte Stellung mit mäßigem Kräfteverbrauch einzuhalten. Der
Schwerpunkt des ruhig stehenden aufrechten Menschen liegt in einer Vertikal-
ebene, welche durch die wichtigsten Gelenke hindurchgeht (Abb. la); infolgedessen
stehen alle Teile im labilen Gleichgewicht übereinander. Der Schwerpunkt selbst
fällt in den Beckenraum (ein wenig unter das Promontorium, bei x Abb. la, b).
Allgemeine Gestalt des Menschen.
Magen, Darmkanal, Leber, Milz und vieles andere mehr); nur seine Gesamt-
masse hat annähernd symmetrische Form. Die äußere Gestalt des Körpers
wird also dadurch nicht betroffen. Für diese sind mehr die Asymmetrien der
Muskulatur und des Skeletts maßgeblich. Es sei hier vorweg darauf hingewiesen,
daß in allen Einzelheiten beträchtliche Abweichungen von der Symmetrie
beobachtet werden, z. B. Schiefstellung des Brustbeines und schiefes Becken
(Abb. 1), seitliche Ausbiegungen der Wirbelsäule (Abb. 83), schiefe Nase und
andere Gesichtsasymmetrien (Abb. 395, 396). Im allgemeinen werden Ab-
weichungen von der Symmetrie an der einen Stelle des Körpers durch ent-
gegengesetzt gerichtete an anderen Stellen so weit ausgeglichen, daß die
beiden Körperhälften ihrer Form im ganzen nach nicht sehr verschieden sind.
Das kommt auch im Gewicht zum Ausdruck. Die eine Körperhälfte differiert
meist nur um 1—2°/0 des Gesamtkörpergewichtes von der anderen. Die Loko-
motion ist es, welcher die gleichmäßige Gewichtsverteilung zugute kommt.
Auch beim Schiffsbau hat der Mensch als einfachstes Mittel das Gleichgewicht
herzustellen, die Symmetrie der beiderseitigen Schiffshälften angewendet.
Die Kräfte, welche beim Körper die Symmetrie bedingen und die Asymmetrien
so regeln, daß das Körpergleichgewicht nicht gestört wird, kennen wir zur
Zeit nicht.
Am häufigsten ist die rechte Körpernälite etwas schwerer als die linke, und
zwar liegt das Plus wesentlich im rechten Arm (Rechtshänder). Dieser ist durch-
schnittlich 1 cm, seltener bis über 2 cm länger als der linke; doch ist meistens das
linke Bein als das bevorzugte Standbein länger als das rechte (10—13 mm) und da-
durch die Gesamtdifferenz zwischen rechts und links bis auf Spuren ausgeglichen. Die
Rechtshändigkeit wird im individuellen Leben diirch die besondere Ausbildung der
linken Hirnseite für feinere Bewegungsvorgänge indiziert (siehe Gehirn). Bei Linksem
ist umgekehrt das Bewegungszentrum auf der rechten Gehirnseite angeboren. Un-
gewöhnliche Vertauschungen zwischen rechts und links sind am auffälligsten bei
den Eingeweiden: angeborener Situs viscerum inversus (Rechtslage des Herzens
und der übrigen, sonst links liegenden Eingeweide und umgekehrt, auch nur des
Herzens allein). Es ist neuerdings gelungen, bei Embryonen niederer Wirbeltiere
experimentell den Situs inversus der Eingeweide hervorzurufen und die Bedingungen
seines Zustandekommens zu studieren. Aus solchen Experimenten ist am ehesten
Aufschluß über die Gesetze der Symmetrie zu erhoffen. Auf die Zustände selbst
wird im einzelnen zurückzukommen sein.
stefiung" eme Stellung des Körpers vereinbart worden, welche als Normal-
Schwer- Stellung bezeichnet und den Bezeichnungen: oben, unten, lateral, medial u. dgl.
Körpers* zugrunde gelegt wird (S. 8). Befindet sich der menschliche Körper nicht in
dieser Stellung, so kann man derartige Bezeichnungen doch verstehen, indem
man sie auf jene Normalstellung bezieht und auf die jeweilige Stellung ent-
sprechend überträgt. In der Normalstellung steht der Körper aufrecht, die
Arme hängen herab, der Daumen sieht nach auswärts, die Beine stehen neben-
einander, die Fußspitzen divergieren (Abb. 148 a, 268). Diese Stellung ist nicht
die natürliche Ruhelage, weiche die Glieder des Lebenden annehmen, wenn sie
entspannt herabhängen (Abb. 1 b). Die Gründe werden in den speziellen Kapiteln
des Bewegungsapparates erörtert werden (siehe besonders: Oberarmmuskeln).
Man kann für jedes Glied, aber auch für den Gesamtkörper den Massenmittel- '
punkt ermitteln. Von der Verteilung dieser Punkte im bewegten Körper leiten
wir das Gefühl dafür ab, ob ein Beharren in einer bestimmten Stellung für längere
Zeit oder nur vorübergehend möglich ist. In der Kunst kann durch dieses Mittel
dem Beschauer einer Bildtafel oder Plastik die Bewegung des Dargestellten suggeriert
werden. Die technische Möglichkeit, ein schweres Bronzebildwerk auf einer kleinen
Unterlage zu balancieren (Abb. 272) hat große Ähnlichkeit mit der Aufgabe für den
Körper, eine bestimmte Stellung mit mäßigem Kräfteverbrauch einzuhalten. Der
Schwerpunkt des ruhig stehenden aufrechten Menschen liegt in einer Vertikal-
ebene, welche durch die wichtigsten Gelenke hindurchgeht (Abb. la); infolgedessen
stehen alle Teile im labilen Gleichgewicht übereinander. Der Schwerpunkt selbst
fällt in den Beckenraum (ein wenig unter das Promontorium, bei x Abb. la, b).