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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0031

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20

Baumaterialien.

A. Vegetative Gewebe.

I. Epithelgewebe (Abbildungen siehe Eingeweide, Bauelemente desgastro-
pülmönalen Apparates, Bd. II). Die Zellen sind nur durch geringe
Mengen von Zwischensubstanz miteinander verbunden und deshalb
gegeneinander abgekantet (Polyeder); werden sie künstlich isoliert,
so nehmen viele Epithelien wieder kugelige Eorm an. In der Zwischen-
substanz gibt es feinste Spalten für Flüssigkeiten: Epithellymphe.
Blutgefäße kommen im Epithel nicht vor. — Eine besondere Abart
des Epithels sind Zellen, deren Protoj)lasma Sekrete ausscheidet ; sie
heißen Drüsenzellen. Einzellige Drüsen sind solche, welche verstreut
in anderem Epithel liegen: vielzellige Drüsen sind Epithelverbände,
die im ganzen zu Drüsengewebe geworden sind.

II. Stützgewebe. Hierher gehören die den Organismus stützenden, skelett-
bildenden Gewebe.

a) (Jhordagewebe. Die Zellen stehen hier noch im Vordergrund. Sie
sind vakuolisiert und dadurch gegeneinander gepreßt. Die Chorda
ist ein axialer Stab, welcher bei niederen Wirbeltieren allein den
Körper stützt, bei höheren noch beim Embryo einzige Stütze ist
(Abb. 5, 6), aber dann durch Knorpel und Knochen ersetzt wird.
Die Chordascheiden, welche die Chorda umhüllen und dem Innen-
druck der Chordazellen Widerstand leisten, sind aus zellfreien
Derivaten zusammengesetzt, die von den Chordabildungszellen
einseitig nach außen abgeschieden werden.

b) Bindegewebe. Die Zellen scheiden allseitig eine durchsichtige
Grundsubstanz ab, so daß sie weit auseinander zu liegen kommen.
In die Grundsubstanz sind Fasern eingebettet. Es gibt Blut- und
Lymphgefäße im Bindegewebe. Doch ist es sehr genügsam. Isolierte
Stücke können ohne Blutzufuhr lange außerhalb des Körpers
lebendig bleiben; sie eignen sich deshalb gut zur Heilung von
Defekten (durch Pfropfung, Transplantation).

1. Embryonales Bindegewebe. Bei sich entwickelnden Organismen
und in der Nabelschnur. Die Grundsubstanz ist flüssig oder
gallertig weich. Fasern sind noch wenig entwickelt. Zellaus-
läufer verzweigen sich in der Grundsubstanz und verbinden be-
nachbarte Zellen zu einem netzförmigen Synzytium oder Plas-
modium.

2. Fibrilläres Bindegewebe. Die Fasern stehen im Vordergrund
und können trotz ihrer Feinheit durch geeignete Lage dem
Gewebe große Festigkeit verleihen, z. B. dann, wenn sie durch
ihre Lage gespannt werden. Man unterscheidet leimgebende,
kollagene Fasern und nicht leimgebende, elastische Fasern.

3. Straffes Bindegewebe. Es besteht wesentlich aus kollagenen
Fasern, die in der Hauptzugrichtung liegen, z. B. in Sehnen
(deshalb auch Sehnengewebe genannt, Abb. 37, 42, 43). Die
Fasern sind sehr biegsam, aber nicht eigentlich dehnbar. Werden
sie überdehnt, so können sie wie ein mit Gewalt ausgezogener
Bleidraht nicht mehr die alte Form einnehmen.

4. Elastisches Bindegewebe (Abb. 65). Es besteht wesentlich aus
elastischen Fasern, Netzen oder Membranen aus solchen. Sie
sind biegsam und dehnbar wie Kautschuk, sie kehren in die
alte Form zurück wie ein Gummiband, sobald es nicht mehr
ausgezogen wird.
 
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