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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0130

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Drehwirbel und Drehgelenke für den Kopf.

119

Ten« art '~
verttbr.

Beide Gelenkflächen berühren sich in jedem der beiden Gelenke nur in einer Linie.
Bei der Badbewegung um die vertikale Achse rutscht alternierend der eine Atlas -
böcker vom oberen Epistropheushöcker nach vorn und der andere nach hinten um
etwa 2 mm Höhe hinab (Abb. 71). Die Verkürzung der Wirbelsäule ist ein gewisser
Ausgleich für die seitliche Bewegung des hinteren Atlasbogens bei der Baddrehung,
welche sonst abscherend auf das Bückenmark wirken könnte. Übrigens summieren
sich ähnliche Bewegungen sämtlicher Hals-
wirbel so, daß der menschliche Körper bei
scharfer Seitendrehung des Kopfes deut-
lich kleiner wird. Legt man wie beim Messen
der Körperhöhe eines Menschen, der mit
Blick geradeaus an die Wand gestellt ist,
einen rechten Winkel dem Scheitel an und
hält den Winkel fest an die Wand gepreßt,
läßt dann den Kopf in der gleichen Hori-
zontalebene seitlich drehen, so fühlt die
Versuchsperson, wie ihr Kopf sinkt, weil

der Kontakt mit dem Winkel verloren geht.

* Abb. 71. Kotation (Hor.izontaldreh.ung)

Die Handapparate der beiden zwischen Atlas und Epistropheus. Letz- trelenkver-

, J, i r - v. ! n 1 l terer VOD vorn. Die Pfeile «eben die Hüben- bmdungen

Drehgelenke bestehen ailS den Gelenk- differenz an, um welche der Atlas beim Drehen ller Dreh-

kapseln für die sechs Gelenkkammern hinabgesunken ist. AbT?2-74

und aus besonderen Bändern, welche

für eine Gelenkkammer allein oder für mehrere zugleich hemmend eingreifen.
Die Aufteilung einer einheitlichen Gelenkhöhle, welche ursprünglich alle Knochen-
kontakte zwischen Schädel und Atlas, Atlas und Apex dentis, Atlas und Epi-
stropheus umfaßte, in kleine Unterabteilungen mit besonderen Kapseln muß
die Ausgiebigkeit der Bewegung erheblich einschränken. Die Unterteilung ist
bei den verschiedenen Säugetieren in sehr verschiedenem Maß durchgefühlt.

Arcus posterior

s Ligam. transv. atluntis

Fovea articu!aris stipjeri

. ^ /Vi-', transv. atluntis

us epüstropht

Abb. 72. Articulatio atlantooccipitalis und A. atlantoepistrophica von oben. 1. Die beiden
Atlantookzipitalgelenke sind durch eine schematische Hilfslinie zur Ellipse ergänzt. 2. Radgelenk zwischen
Zahn des Epistropheus und geschlossener Kinghülse (aus Arcus anterior, Massae laterales und Querband des

Atlas bestehend).

Wenn der Kopf zum schnellen Erhaschen der Beute dienen muß, ist die Be-
weglichkeit in den Drehgelenken ausgiebig und die Unterkammerimg wenig
ausgebildet. Beim Menschen haben die Hände die Zufuhr der Nahrung über-
nommen. Was an Beweglichkeit des Kopfes durch die am höchsten gesteigerte
Kammerung der Drehgelenke verloren ging, das ist an Präzision der Bewegung
im einzelnen gewonnen. Sogar die obere Gelenkfläche des Atlas und entspre-
chend die Hinterhauptskondylen sind oft durch Querlinien in zwei Eacetten zerlegt
(Abb. 70a), aber eine wirkliche Kammerung dieses Gelenkes in zwei Unter-
abteilungen ist nicht eingetreten; sie ist vielleicht für die Zukunft eingeleitet.
 
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