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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0131

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Rücken.

Das obere Gelenk, Articulatio atlantooccipitalis, besteht aus zwei
sandalenförmigen, konkaven Gelenkflächendes Atlas, aufweichen die entsprechend
geformten, konvexen Hinterhauptskondylen ruhen (Abb. 335). Man kann sich
beide Sandalengelenke als Stücke eines Ovals denken, dessen Mitte ausgespart
ist, um dem Zahn des Epistropheus und dem Rückenmark Platz zu lassen
(Abb. 72). In der Tat funktioniert die Gelenkverbindung zwischen Atlas und
Schädel wie ein Ellipsoid- (oder Ei-)gelenk. Von den Bewegungen in einem
solchen Gelenk ist nur die Bewegung um die Längsachse der Ellipse ohne
Deformation der Gelenkknorpel möglich (Abb. 34); Schädel und Atlas be-
wegen sich um diese Achse am ausgiebigsten, allerdings auch ein wenig um
die Querachse der Ellipse (S. 116).
Kopfnicken Der Schädel dreht sich beim Nicken um eine Linie, welche dicht hinter

dem Gehörgang quer durch die vorderen Ränder der beiden Warzenfortsätze
läuft. Er ist auf dem Atlas so ausbalanciert, daß die Nackenmuskulatur durch
eine geringe Spannung dem Übergewicht des vor der Achse liegenden Gesichts-
teils des Schädels die Wage hält (Abb. 316). Erschlafft die Nackenmuskulatur
im Sitzen bei aufrecht stehendem Kopf, so fällt dieser nach vorn (,,Einnicken").

Schädel Membrana tcetoria lMira mater

3. Halswirbel Lig. longitud. posterius

Abb. 73. Hintere Verstärkungsbänder der Drehgelenke. Wirbelsäule von hinten geöffnet. Membr.

tect. und Dura mater in die Höhe geklappt.

Anders beim Säugling, bei dem das Übergewicht im Hinterkopf liegt und des-
halb der Kopf leichter nach hinten überkippt.

Die Hemmung der Bewegung des Schädels nach vorn wird bei allen
Wirbeln durch die Bandverbindungen der Wirbelbogen besorgt. Der hintere
Bogen des Atlas ist mit dem Epistropheus und dem Schädel durch Membranen
verbunden, welche den Ligg. mtercruralia (flava) entsprechen und im Nacken-
band ihre Fortsetzungen finden. Außerdem sind aus den Längsbändern der
,,Körpersäule" besondere Apparate hervorgegangen. Die hinteren bekommt
man zu Gesicht, wenn der Wirbelkanal von hinten eröffnet wird (Abb. 73).
Unter den Hüllen des Rückenmarks, von denen die derbe Dura mater im Schädel
fest an den Knochen angewachsen ist und auch als Hemmung dient, wird die
Membrana tectoria gefunden, eine Fortsetzung und Verbreiterung des
Lig. longitudinale posterius der Wirbelsäule bis zum Schädel. Unter dieser
liegt das Kreuzband, Lig. cruciatum, dessen Querschenkel von dem oben
beim Radgelenk erwähnten Querband (Lig. transversum) gebildet wird und
dessen Längsschenkel Schädel und Epistropheuskörper .verbindet. Dura, Mem-
brana tectoria und Längsschenkel des Kreuzbandes hemmen wie die Bogen-
verbinclungen die Beugung des Kopfes nach vorn. Sie sind beim Menschen
verhältnismäßig lang und dem aufrechten Gang angepaßt.
 
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