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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0199

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188

Bauch.

so vor dem Rektus herum, daß sie unterhalb der Douglas sehen Linie besonders
kräftig den Bauch zurücknehmen und den Transversus unterstützen können.
Hierin liegt der Vorteil der Struktur der Rektusscheide und der Ausrichtung
der Muskelfasern in den breiten Bauchmuskeln für unseren Organismus. Es sind
die Rekti kaum beteiligt; sie sind stets für die Bewegungen des Rumpfes bereit.

Beim Vierfüßler wirken die Bekti wie Traggurten in der Längsrichtung des
Körpers unter automatischer Beihilfe der oberflächlichen gelben" Bauchfaszie.
Bei der aufrechten Körperhaltung werden dagegen die Bekti möglichst ausge-
schaltet, weil sonst die Hebung des Thorax bei der Atmung eingeschränkt wäre.
Die breiten Bauchmuskeln sind weiter hinten an den Bippen befestigt und ziehen
sie deshalb weniger nach unten, als es die Bekti tun würden. Die Mittelstellung
des Brustkorbes (S. 161) wird durch elastisches Federnder Skeletteile bedingt und
reicht aus, um die Längsspannung der Bauchdecken auszugleichen.

Der intraabdominale Druck ist sehr wechselnder Art. je nach dem Füllungs-
zustand der Baucheingeweide. Er kann höher sein als der Atmosphärendruck,
also positiv, kann aber bis Null und tiefer sinken. Die dehnbare Bauchdecke er-
leichtert die Aufnahme größerer Nahrungsmengen in einer Mahlzeit, deren Ver-
dauung dann allmählich erfolgen kann. Tritt die Bauchpresse in Kraft, so können
die oft mit Gasen gefüllten Eingeweide komprimiert und die Blutmengen innerhalb
der großen Bauchgefäße weggedrängt werden. Zirkulationsstörungen und nicht
unbeträchtliche Spannungen der Bauch decke begleiten auch die Blähungen und
das Aufstoßen.

Durch die Bauchwandmuskeln kann man ohne äußere Hilfe die Eingeweide
aktiv massieren, namentlich wenn die einzelnen Teile der Bekti sukzessive innerviert
werden. Durch Übung ist ein wellenförmig fortschreitendes Einschnüren der ge-
samten Bauchdecke zu erreichen.

Die einzelnen Bauchwandmuskeln müssen die beiden Aufgaben, denen sie
dienen, so vereinigen, daß ihre Flächen die Berührung miteinander nicht ver-
lieren. Rektus und Obliquus externus suchen sich bei der Rumpfbeuge nach
vorn in den kürzesten Weg zwischen der unteren Brustkorbhälfte und dem
Schambein einzustellen. Die Rektusscheide unter dem Einfluß der breiten
Muskeln, besonders des Transversus, welche dem intraabdominellen Druck
entgegenwirken, ist dem im Wege. Denn sie beschreibt einen flachen Längs-
bogen, dessen Konvexität nach der Wirbelsäule zu gerichtet ist (Abb. 85).
Diesen Weg nehmen notgedrungen auch der Rektus und Obliquus; sie para-
lysieren deshalb einen Teil der Kraft der anderen Muskeln, welche jene in ihrer
nach innen konvexen Lage erhalten müssen. Die Folge ist, daß die Bauchdecke
nach innen eingezogen wird, und zwar mit bestimmten Knickstellen, an welchen
der Rektüs aponeurotisch bleibt, während sonst die Zwischensehnen verloren
gingen. Die Haut schiebt sich an diesen Stellen zusammen. Die Hauptquer-
falte liegt in Nabelhöhe; sie ist als feine Linie der Haut auch in jeder anderen
Stellung angedeutet. Nebenfalten bilden sich manchmal oberhalb des Nabels.
Bei Rumpfbeuge nach der Seite liegt die Hauptknickung seitlich in der Höhe
der DouGLASSchen Linie (unterste Inskriptio des Rektus).
des Bruches Einem ähnlichen Kompromiß verdankt der ganze Bauch seine Form.

als Folge Auf einem Querschnitt ist er in den Weichen am stärksten gekrümmt; die vordere
Muskel- Bauchwand ist viel flacher (Abb. 108). Der Bauchsack ist also von vorn nach

aufaabpn hinten stark abgeplattet; außerdem ist er durch die Wirbelsäule eingeengt,
die von hinten weit in das Innere vorspringt . Das Ganze ist darauf abgestimmt,
daß der intraabdominale Druck in der seitlichen Bauehwand (Weiche) weniger
Widerstand findet als vorn. Der seitliche Kontur ist im einzelnen beeinflußt
durch den individuellen Zustand der breiten Muskeln. Eine leichte Einziehung
besteht meistens an den untersten Rippen (Abb. 100). Es ist die Stelle,
an welcher der Transversus unter den Rippen herauskommt (Abb. 90); sie
ist durch alle Schichten und die Haut hindurch sichtbar. Nach unten zu
ist bei kräftigem Obliquus extemus sein Weichenwulst für den Seitenkontur
maßgebend (Abb. 100).
 
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