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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0203

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Bauch.

und unvollständig. Der künstliche Schlitz ist dort oft direkt vom Muskelfleisch

des Transversus abdominis gebildet.

Der Weg des Samenstranges vom inneren zum äußeren Leistenring geht
schräg von lateral innen nach medial außen durch die Bauchdecke hindurch
(Abb. 98). Wir haben die Wände des Leistenkanals auf diesem Wege zu definieren.
Die hintere Wand fassen wir zuerst ins Auge, weil sie unmittelbar an den oben
beschriebenen inneren Leistenring anschließt. Die Vasa epigastrica inferiora, welche
bekanntlich den Inhalt der Falte gleichen Namens bilden, laufen innen von einem
Muskel- und Faszienzug in die Höhe: Musculus interfoveolaris und Liga-
mentum interfoveolare (auch Hesselbachsches Band genannt). Beide unter-
scheiden sich durch ihre Lage zum Tractus iliopubicus (S. 168). Sie sind wechselnd
in ihrem Vorkommen und selten gleichzeitig vorhanden. Sie stellen Verstärkungs-
züge der hinteren Wand des Leistenkanals dar. Es folgt nach der Bauchmitte zu
eine verdünnte Stelle, welche der Fovea inguinalis medialis entspricht, und weiter
medial ein Verstärkungszug längs dem lateralen Band des Rektus; Falx apo-
neurotica (Abb. 110). Von außen sieht man im Leistenkanal das Ligamentum
Collesi (reflexum, Abb. 105, linke Bildseite), welches vor der Falx die Hinter-

Linea RPinicircularis (Douglas!) Anulus inguinalis

Abb. 110. Bauchwand von innen (vgl. Abb. 109). Das Bauchfell und der Inhalt des Beckens und der
Kanäle entfernt. Die innere Öffnung des Leistenkanales etwas schematisiert.

wand austapeziert. Die untere Wand des Kanals wird vom Leistenband gebildet,
welches mit seinem umgebogenen Teil, dem G-imberxat sehen Band, den Samenstrang
in einer seichten Rinne umfaßt (Abb. 105, rechte Bildseite). Das Ligamentum
Collesi vervollständigt die Rinne nach hinten und setzt sie in die Hinterwand des
Kanals fort. Die vordere Wand besteht lediglich aus der Aponeurose des Musculus
obliquus abdominis externus und aus deren Verstärkungszügen (Crura inguinalia
und Fibrae intercrurales, Abb. 105). Der Mangel an Muskelfleisch an dieser
Stelle bedingt hauptsächlich die Schwäche der Bauchwand im Bereich des Leisten-
kanals. Das Muskelfleisch des Musculus obliquus abdominis externus endigt weiter
lateral (an der ,,Muskelecke"); dasjenige des Musculus obliquus abdominis internus
und Musculus transversus zieht über den Leistenkanal hinüber; nur die obere
Wand des Kanals wird von diesen Muskeln und vom Kremaster gebildet oder bei
besonderem Hochstand der Muskelränder gar nicht von ihnen erreicht. Der Kre-
master löst sich von ihnen ab und schließt sich dem Samenstrang an (Abb. 98).

Bei Leistenbrüchen wird die an sich schwache Stelle der Bauchwand gedehnt
und weiter geschwächt. Die BASSiNische Operation versucht das Übel an der Wurzel
zu packen; bei ihr wird der Samenstrang so verlagert, daß er vom inneren Leisten-
ring nicht schräg, sondern quer geradeaus durch die Bauchwand hindurchgeht.
Meistens läßt sich dann der wulstige untere Rand des Musculus obliquus abdominis
internus und des Musculus transversus abd. bis zum Leistenband und Beckenrand
 
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