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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0229

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218

Vordere Rumpfwand als Ganzes.

linken, durch die Unterlage unterstützten Brustseite (Abb. 118, l, rechts
vom Beschauer). Das Zwerchfell steht tiefer, der Brustraum ist schmaler
und höher als auf der freien rechten Körperseite. Bei Rechtslage (2) sind
die Brustinnenräume in der Breite weniger verändert, aber mehr in der Höhe,
weil die Leber auf der unterstützten Seite liegt, aber hier stark kranialwärts
drängt (links vom Beschauer). Wird forciert geatmet, so ist in beiden Seiten-
lagen nur auf der freien Seite kostale Atmung möglich. Bei Linkslage herrscht
deshalb links der rein abdominale, rechts ein gemischter Typus, bei Rechts-
lage das Umgekehrte (Abb. 118, Stellung c).

Patienten mit einseitiger Schmerzhaftigkeit der Brust (Rippenfell, Lunge)
liegen auf der erkrankten Seite und stellen so die Sehmerz auslösenden Rippen fest.

Bei Seitenlage kann die kostale Atmung, weil sie nur auf der freien Seite
möglich ist, die Rippen so stark heben, daß die betreffende Zwerchfellkuppel sich
fast zur geraden Fläche ausrichtet. Das ist links eher möglich als rechts, weil der
Magen dem Zwerchfell weniger Widerstand entgegensetzt als die Leber (Abb. 112).
In der Tat ist bei Rechtslage und bei forcierter Atmung die Zwerchfellstreekung
links am häufigsten (Stellung c, Abb. 118, 2, rechts vom Beschauer). Das Zwerch-
fell nimmt dabei eine scheinbar paradoxe Stellung ein: es folgen aufeinander

Abb. 118. Zwerchfell in Seitenlage des Lebenden. Ansicht von vorn. Abb. 1 heim Liegen auf der
linken Körperseite. Abb. 2 beim Liegen auf der rechten Seite. Mit Benutzung von Orthodiagrammen
nach demselben Mann wie in Abb. 117 (Jamin. Röntgenatlas). Die Abbildungen sind in die gleiche Richtung
gestellt wie in Abb. 117. um sie mit jenen bequemer vergleichen zu können. Die Hilfslinien und Buch-

stabeiihezeichnungen wie dort .

a, c, b (anstatt a, b, c). Trotzdem es inspiratorisch im Verhältnis zu den Rippen
gesenkt wird, steigt es doch absolut gemessen in die Höhe (im Verhältnis zur Körper -
länge), sobald die linke Thoraxseite stärker gehoben wird als sich das Zwerchfell
senkt. Deshalb steigt der Zwerchfellkontur in diesem Falle auf dem Röntgen-
schirm, wenn forciert geatmet wird, höher als bei ruhiger Atmung (er steigt links
bei rechter Seitenlage; in allen anderen Fällen würde er tiefer sinken).

\hersßundS Alters- und Habitus Varianten des Brustkorbes (siehe S. 148) be-
"der indi- einflussen die Atmung ebenfalls sehr stark. Das Kind hat ein steiler stehendes
Formales Brustbein, weniger schräg liegende Rippen und einen mehr faßförmigen Thorax
Brustkorbesals der Erwachsene. Die Form erinnert noch an den embryonalen Zustand
(Abb. 88). Der Brustkorb sinkt in seine definitive Gleichgewichtslage während
der Reife (Descensus thoracis). Die kindliche Atmung ist vorwiegend kostal.

Im höheren Alter sinkt die Federkraft des Brustkorbes, besonders die
Elastizität der Rippenknorpel. Da auch die Elastizität der Lunge nachläßt,
tritt das Zwerchfell tief und wird oft ganz flach. Die Atmung ist erschwert.
Frequente Atemzüge von gemischtem Typus sind die Regel.

Ein schmaler Thorax mit herabhängenden Rippen und kleiner unterer
Apertur ist als ,,flache Brust" bekannt, er bedingt H och stand des Zwerchfells.
Es steht nicht absolut hoch wie beim Kind, weil dort der ganze Brustkorb hoch
steht, sondern es steht im Vergleich zu den Rippen, also relativ höher als sonst.
 
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