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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0786

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Musculus mentalis, M. triangularis.

775

Die Kiniilippenfurche wird nach oben verschoben und liegt im Knickpmikt
der Profillinie. Sie ist bei dieser Bewegimg besonders deutlich. Die einzelnen
Muskeif äserchen der Mentales, welche in der Kinnhaut inserieren, erzeugen
viele kleine Grübchen, die namentlich bei Kindern die ersten Zuckungen des
Muskels verraten und den Beginn des Weinens einleiten können. Dabei wird
die Paibe der Haut bei manchen Menschen fleckig, weil die Gefäße da, wo die
Muskelfasern inserieren, komprimiert werden und weil die kleinen abgeklemmten
Hautgebiete sich weiß gegen das Inkarnat der übrigen Haut abheben. Manche
Menschen haben ein ,,Kinngrübchen", welches unpaar mitten auf dem Kinn
auftritt und ebenfalls durch die beiden Mentales erzeugt wird.

Dabei scheint eine Verwachsung des von den Mentales umklammerten Binde-
gewebspolsters mit der Haut beteiligt zu sein, wenn die Muskeln nur wenig weit
hinabreichen. Gewöhnlich ist dieses Polster über-
all gegen die Haut durch das Muskelfleisch ab-
gegrenzt. Auch ein ..gespaltenes Kinn" kommt
vor; dabei liegen die kleinen Grübchen der beiden
Mentales am weitesten lateral.

Innervation: Endzweige des R. mandibu-
laris (VII). Blut zufuhr wie beim vorigen. Varie-
täten: Er ist ein Abkömmling des Platysma,
kann aber eng mit dem Orbicularis oris, einem
Abkömmling des tiefen Sphinktersystems, verfilzt
sein und ist dann gegen letzteren nur künstlich
abzugrenzen. Er kann auch auf die Unterkinn-
gegend ausgedehnt sein. Mit dem Mentalis hängen
Fasern zusammen, welche von dem gleichen Ur-
sprung an den Alveolen zur gleichen Seite des

Unterkiefers abwärts laufen und am Tuberculum

. , j-aii o/ir, nnr^ Add. 37o. w iikuiig des M. Dient alis.

mentale inserieren (Anomalusmenti, Abb. 369, 6 iü). photo von H. Virchow (Aren. anat.

Sie fehlen eigentlich nie, sind aber sehr wechselnd Phys. 1908).

an Zahl und manchmal gegen den Mentalis selb-
ständig. Sie sind funktionslose Reste, welche bei

der Umorientierung der Platysmafasern zum Mentalis liegen geblieben sind.

Musculus triangularis. Der dreieckige Muskel ist mit seiner Basis M. tri:
am Unterkiefer zwischen die Befestigungen des Platysma und Quadratus labil (Tab. s.742,
inf. eingeschoben (Abb. 370). Der Knochen ist an dieser Stelle etwas vor- r^bb1^'
gewulstet, nicht selten in Form eines besonderen lateralen Höckerchens, welches 369, 370,

375 377

gegen das Kinndreieck selbständig sein kann oder mit ihm verschmilzt. Der 378, 393
Uisprung des Muskels reicht nach hinten bis in die Höhe des 1. Molarzahnes.
Die verhältnismäßig groben Muskelbündel konvergieren nach oben (Abb. 375).
Die Spitze des Muskels inseriert in einem Muskelknoten am äußeren Mund-
winkel, in welchem verschiedene Muskeln strahlenförmig zusammenlaufen und
ihre Pasern verflechten (Abb. 369). Viele Pasern gehen fleischig oder sehnig
durch das Gewirr der Fasern im Knoten hindurch bis in die Oberlippe und
inserieren dort an der Haut in der äußeren Hälfte der Lippe (Abb. 393). Andere
treten in ähnlicher Weise in den Kaninus ein (Tab. Nr. 14).

Diese Zusammenhänge mit den tief liegenden mimischen Muskeln weisen auf
die Vorgeschichte des Muskels hin: er ist vom Sphincter colli profundus entstanden
und vom Kaninus aus, von dem er sich abgelöst hat, erst sekundär am Mundwinkel
an die Oberfläche gelangt. Das, was wir Ursprung nennen, ist das Ende, welches
sich progredient vorwärts schiebt. Seine Funktion geht gerade in umgekehrter
Richtung, er wirkt von unten nach oben auf die Lippe (siehe unten). Für den Men-
schen ist charakteristisch, daß er breit am Kieferrand Fuß gefaßt hat. So weit ist
der Muskel bei keinem Menschenaffen vorgedrungen. Beim Menschen können
aberrierende Muskelfasern ausnahmsweise unter dem Quadratus 1. inf. gegen den
Kieferrand vordringen.

Spezifisch menschlich ist die Beziehung des Triangularis zur Haut des ^^^nn-

Kinns. Der untere Rand des Muskels ist nicht nur mit dem Kieferrand, sondern furche

auch mit der Lederhaut fest verwachsen. Ziehen sich beide Dreiecksmuskeln
 
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