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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Miethe, Adolf: Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0147

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Die Behandlung des haltbar
gesilberten Albuminpapiers. Eine
große Anzahl von Amateuren benutzen das
haltbar gesilberte Albuminpapier zum Ko-
pieren. Die meisten klagen aber dabei, daß
die Töne nicht angenehm und krastlos, die
Drucke flau und maserig ausfallen. Als
Antwort auf eine ganze Reihe solcher Kla-
gen, welche uns unter Beifügung von
Proben zugegangen sind, mag die folgende
Anleitung zur Behandlung dieses Papiers
gegeben werden. Voraus sei bemerkt, daß
sich mit diesem Material vorzügliches leisten
läßt. —

Das zum Kopieren gebrauchte Papier
wird in die nötigen Formate bei sehr ge-
dämpftem Licht geschnitten und zunächst lO
bis 15 Minuten in den Räucherkasten
gelegt. Der Räucherkasten besteht aus
einer gewöhnlichen Schiebekiste, auf deren
Boden man eine Lage Holzwolle, Filz,
Sägespäne oder ähnliches 1 Cm. hoch aus-
breitet, das ganze mit starkem Ammoniak
betröpfelt, eine durchlöcherte Pappenscheibe
auflegt und bei verschlossenem Deckel eine
Viertelstunde stehen läßt. Das empfindliche
Papier darf mit dem flüssigen Ammoniak
nicht in Berührung kommen. Aus dieser
Kiste kommt cs direkt in den Kopierrahmen.
Die Wirkung des Ammoniaks ist eine mehr-
fache ; es erhöht die Empfindlichkeit auf das
Doppelte, erzeugt tiefere, kräftigere Kopien
udd erleichtert das Tonen im Goldbad. Es
empfiehlt sich auch, die Zwischenlagen der
Kopien vorher zu räuchern oder einige
Krystalle kohlensaures Ammoniak in den
Rahmen zu legen. Man kopiert sehr tief,
wascht in fünfmal gewechseltem Wasser aus,
wobei man dem ersten Waschwasser etwas
Sodalösung hinzugefügt und tont auf fol-
gendem, höchst einfachen Bade:

Kreide . ... 40 Ar.

Chlorgold. . . 1 Zr.

Wasser . . 1000 ccm.

Die Kreide (Champngnerkreide) wird mit
eine": Messer ganz fein geschabt, lauwarmes
Wasser daraufgeschüttet, kräftig in einer ver-
korkten Flasche umgeschüttelt und schließlich
der Rest des Wassers und das Goldsalz
zugesetzt. Hierauf schüttelt man noch einmal
zehn Minuten und läßt das Kreidepulvcr
sich setzen. Das Bad ist damit gebrauchs-
fertig und man gießt die nötige Quantität
desselben in eine ganz saubere Schale, er-
wärmt ein wenig und legt die Bilder ein-
zeln ein. Das Tonen geht sehr schnell
von starten; wenn das Bad beginnt, träge
zu arbeiten, gießt man es in die Flasche
zurück, schüttelt wieder kräftig, läßt absetzcn
und verfährt wie vorher. Ist nach sehr
langem Gebrauch das Gold erschöpft, so fügt
man dem Bade neues Gold (0,5 xr.) hinzu.
Das Bad bleibt so jahrelang brauchbar.
Sparsamer als dieses Bad, arbeitet keine
andere Vorschrift.*) Die Bilder kommen

'I In unserem Laboratorium befindet sich ein
Kreidebad, welches bereits 2>/e Jahre unter gelegent-
lichem Goldznsatz arbeitet. Das Kreidcpulver steht
tiefichwarj aus, weil es mit vulversörmig niederge-
schlagenem Gold durchmengt ist Vas Bad wirkt noch
ebenso gut, wie am ersten Tage. Freilich wüsten die
Bilder sorgfältig ausgewaschen werden!

Am Strande

Momentausnahme von !

direkt ans dem Goldbad in das Fixirbad,
welches besteht aus:

Wasser . . 1000 ccm.

Fixirnatron. 50 §r.

Kochsalz... 100 §r.

Das Bad wird nur einmal gebraucht.

Rodinal, ein neuer Entwickler.
Zu den gebräuchlichen alkalischen Entwicklern
Phro, Hydrochinon, Eikonogen, tritt seit
kurzem eine neue Substanz, welche berufen
zu sein scheint, diesen Körpern eine sehr
energische Konkurrenz zu machen. Es ist
das das Paramidophenol, ein Ab-
kömmling der Carbolsäure. Dieser Körper,
ein hellgraues Kristallpulver, gibt einen ganz
ausgezeichnet energisch arbeitenden Ent-
wickler. Eine gute Vorschrift von Eder ist
folgende:

Wasser.. 1000 ccm.

Natriumsulfit . . ILO gr.

Pottasche.40 §r.

Paramidophenol**) . 4 §r.

Wir haben gefunden, daß man in diesem
Recept für Momentaufnahmen zweckmäßig,
die Pottasche ersetzt durch:

Ätzkali .... 5 xr.

Pottasche . . . 15 §r.

Der so gewonnene, äußerst haltbare Ent-
wickler wirkt fasst ebenso blitzschnell, wie der
Rapidhydrochinonentwickler, nur erhält man
leichter glasklare Platten und kräftige
Deckung. In neuester Zeit ist uns ein fertig
gemischter, konzentrirter Paramidophenolent-
wickler zur Probe übersandt worden, welcher
von der Badischer Anilinfarben-Fabrik her-
gestellt und Dr. Andresen patentirt ist. Der-
selbe nennt sich Rodinal uud dürste Jeden,
der damit Versuche anstellt, überraschen.

**) Von Schuchart, chemische Fabrik, Görlitz.

doir Aklbeck

Z. O Treue in Berlin

Mit der dreißigsachen Menge Wasser ver-
dünnt, gibt er in kurzer Entwicklungszeit
glasklare, weiche, sehr schön modulirte Ne-
gative von unübertrefflicher Vollendung
selbst bei sehr kurzer Bekichtungszeit. Mit
100 ccm des konzentrierten Entwicklers kann
man sicher L00 bis 400 0><12 cm Platten
Hervorrufen, so daß es selbst für eine längere
Reise genügt, ein kleines Fläschchen von
100 ccm mitzuführen.

Rückwands-Retvnche. Platten,
welche partieller Aufhellung der Schatten
oder Erhöhung der Lichter bedürfen, kann
man in folgender Weise behandeln: Man
übergießt die Glasseite mit Rohkollodium,
in welchem man etwas Aurantia, einen
gelben Anilinfarbstoff, gelöst hat. Nach dem
Trocknen kratzt man das Kollodium überall
da herunter, wo die Deckkraft nicht vermehrt
werden soll. Hierauf übergießt man die
Platte mit gewöhnlichem Mattlack und
schabt aus diesem die tiefsten Schatten des
Negativs heraus. Auf diese Weise kann
man unübertreffliche Resultate erzielen.

Redaktionsschluß 5. vezember. — Ausgabe 15. vezemder.

Inhalt des siebenten Deskes:rcrt! Friedrich

Pecht. Das Album des Prinzregenten Luitpold
von Bayern — H erman Helferich. Ein fran-
zösisches Provinzial-Mnsenm — Friedrich
Pecht. Nufere Bilder. — D e r selbe tr-eih-
nachtsbücherschan. — Kunst und Ateliernotizen. —
DerÄmatcur-Dhotographstvr Adolf Miethe.
Die Behandlung des haltbar gesilberten Albumin-
papierS — Derselbe. Rodinal. — Derselbe.
Rückwands-Retouche. — UilderSeilagen B.
Piglhein. Am WeihnachtSmorge». — H. von
Siemiradski. Tie Unvorsichtigen. — I.
Wopsn er. Ave Maria. — A. Braith. Die
Lieblinge der Bäuerin.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei in München
 
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