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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Miethe, Adolf: Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0265

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208

Anzündci, de§ Magncsium-
pulver^.

Von Vr. Adolf Mi et he

Das Magnesiumblitzpulver darf nie
direkt mit der Hand entzündet werden, da
man sich sonst bei der intensiven Hitze der
Flamme unbedingt verbrennen würde.
Am einfachsten verfährt man folgender-
maßen. Man schüttet die passende Quan-
tität des Blitzpulvers auf ein dünnes Eisen-
blech in Form eines spitzen Häufchens
(1- 1,5 gr. der Mischung genügt für eine
Porträtgufnahme mit einem Aplanaten bei
voller Öffnung), stellt das Blech auf der
Camera oder noch besser elwas seitwärts
neben und hinter derselben auf und ent-

streiten werden. — Doch erst zur Geschichte des
Werkes. Im vorigen Jahre war es. daß in Wien
unter dem Protektorat der Erzherzogin Maria Theresia,
welche selbst eine eifrige Jüngerin der Photographie
ist. eine Ausstellung künstlerischer Photographien ver-
anstaltet wurde. Es war dies das erste derartige
Unternehmen und der Erfolg hat gezeigt, daß es ein
glücklicher Griff war. Mit Strenge waltete die An-
nahmejurv ihres Amtes, nur Photographien zuzu-
laffen. welche den Stempel des künstlerisch vollendeten
an sich trugen. Vollendete Technik, fachmännisch be-
wundernswerte Kunststücke fanden keine Gnade; nur
der Kunstwert, selbstverständlich verbunden mit der
Technik, ohne welche ein vollendeter Ausdruck des
Gedankens auch in der Photographie nicht möglich
ist, öffnete dem Aussteller die Hall.n. — Zwei große
Strömungen beherrschten zu jener Zeit die Photo-
graphien. eine impressionistische Schule und die ältere,
strengere, auch auf das technische wertlegende Rich-
tung stiitten um den Vorrang. Der impressionistische
Photograph verschmäht die ibm von der Linse ge-
lieferte Schärfe, die „unausstehliche Aufrichtigkeit"
der Photographie in der Wiedergabe des minutiösen,

Die Issbella-Brücke zu Bilbao. Aus Lspuua ilustrackar

zündet es mit einem ca. 1 m. langen Stocke,
an dessem Ende man ein Stück glimmende
Sprengkohle oder gewöhnliche gelbe Lunte
befestigt hatte. Das Einstellen geschieht bei
einer Hellen Petroleumlampe, welche man
während der Aufnahme brennen läßt, aber
aus der Bildfläche hinausrückt. Das Licht
der Petroleumlampe wirkt nicht merklich,
jodaß man das Objektiv ruhig minutenlang
offen stehen lassen kann.

Autterarur

Amateur! un st, 37 Heliogravüren nach
Naturaufnahmen re. hcrausgegeben von der Ge-
sellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien. Preis
aus chines. Papier 40 M. — Den Satz, daß die
Linse für den künstlerisch strebenden Photographen
nicht mehr ist als der Pinsel für den Maler, möchte
man sich versucht fühlen zu verteidigen, wenn man
das vorliegende großartige Werk durchblättert. In
der Thal hat die künstlerische Photographie hier einen
Triumph gefeiert, den auch ihre Feinde nicht be-

unwesentlichen, ja winzigen Details; er stell! mit
Willen unscharf ein, oder macht aus andre Weise die
Einzelheiten auf Kosten des Gesamteindrucks ver-
schwinden. Er sieht nur Flächen, Töne, Stimmungen.
In der That erscheint dieser Standpunkt auf den
ersten Augenblick als der künstlerisch berechtigtere.
Jedenfalls wird er das Weck mehr dem Bilde des
Künstlers ähnlich machen, der auf das Detail, das
Nebensächliche verzichtet, um das Charakteristische
allein zum Ausdruck zu bringen. Diese Schule der
Photographie, welche in England hauptsächlich ihre
V"rtreter hat, ist gewiß nicht ohne Verdienst um
die künstlerische Entwickelung der Lichtbildkunst. Aber
sie ähnelt einem Mann, der die Sprache seines
Vaterlandes verbirgt, wenn er in der Fremde eine
neue Heimat suct t. Viel größer stehen die da.
welche das der Photographie charakteristische, die un-
barmherzige Schärfe nicht fallen lasten, und trotzdem
es durch feine Auswahl des Stoffes, durch Meister-
schaft' in der Technik und durch Anwendung speziell
photographischer Mittet dahin bringen, daß die
Schärfe einen Reiz ihrer Bilder darstellt. So finden
wir auch in der vorliegenden Sammlung, welche mit
seinem Kunstverständnis aus der Fülle des vorzüg-
lichen das beste und edelste herausgegriffen hat, eine
überwiegende Anzahl haarscharfer Bilder. Die eng-
lische Schule ist nur durch einen stimmungsvollen '

Abend des Vorkämpfers des Impressionismus, Robin-
son, vertreten: allerdings bildet dieses Bild mit den
Glanzpunkt der Sammlung. Unter den übrigen
ziemlich zahlreichen landschaftlichen Blättern ragt
besonders eine Studie von Liebig hervor, „am alten
Kanal", welche in ihrer ganzen ruhigen, ernsten
Stimmung an die besten Werke unsrer modernen
Landschafter erinnert; würdig reihen sich diesem
Bilde die Ausnahmen von Boissonas „Eccogia" und
Worsley-Benison. „Brandung am Felsenriff" an.
Unter den Genrebildern und den figürlichen Dar-
stellungen einzelnes hervorzuheben, ist schwereiner
geringfügigen Zahl weniger bedeutender Leistungen
steht' eine Mehrheit gleichwertvoller, großartiger
Arbeiten gegenüber, die in technischer wie künst-
lerischer Hinsicht auf erstaunlicher Höhe stehen. Aus
der großen Zahl des ausgezeichneten ragen zwei
Bildernoch um Haupteslänge hervor, es ist dies in erster
Linie das wirklich wunderbare Blatt dcrGräfin Loredana
da Porto-Bonin „Religionsstunde", den Bildern Pai-
sinis, welche sich in derselben Themensphäre bewegen,
ebenbürtig und ein männliches Bildnis von Buffo
de la Scaletta. — Die Reproduktionen selbst sind
meisterhaft ausgesübrt und sind ihrer Aufgabe, welche
in diesem Fall keine leichte war, glänzend gerecht
geworden. Es hat wohl selten eine derartig zahl-
reiche Sammlung so gleichmäßig gelungener Kuvfer-
ätzungen Vorgelegen, die mit voller Tiefe und Kraft
der Schatten Feinheit und Glattheit der Lichter
verbinden. In der That, auch die Reproduktionen
sind ein Triumph der photographischen Technik. —
Wir glauben, daß kainer dieses Werk ohne einen
hohen' Genun mustern wird und daß diese Sammlung
ein b'eilendes Denkmal in der Geschichte der Photo-
graphie bilden wird, ein Markstein, der die Er
reichung eines hohen Zieles darstellt und bereits über
die Grenze der Kunsttechnik bis in das Gebiet der
wahren, freien Kunst verschoben ist. Mi et he

Lur Berichtigung

In der Anweisung im „Amateur Photograph"
Hest ll Spalte 2: „Aristobilder mit höchstem Glanz"
ist infolge eines Druckfehlers angegeben: „Heißes
Wasser" 1 Teil. Es muß heißen : „W eißes Wa ch s."

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
l)r. Adolf Miethe, Potsdam, Mühlenhäuser I.

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Ncdaktiollslchlllß 12. Zllärr — Ausgabe 26. Miirr

Inhalt -es dreizehnten Heftes:

F, v. Ostii, i. Verborgene Kunstpflege — ve.
Georg Hirth. Die Vererbung des Talentes und
Genies (Schluß) - Fr. Pecht, Unsre Bilder —
Kunst- und Ateliernotizen — Feuilleton Georg
Buß. Die Galerie Pumps. Der Ämaleurphoto-
grapst: vr. Adolf Miethe, Anzünden des
Magnesiumpulvers - Litteratur. ZrikderSeilagen :
I. Boldini. Bildnis — WilhelmDiez. Aus
der Flucht — O. Scholderer Verhallende Ak-
korde - P. Flickei. Waldeinsamkeit.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei in München
 
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