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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Wellmann, Rob: Moderne Kunst in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0310

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Moderne Kunst in Rom

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Vom HLringssang zurück, von Hermann Barsch

Nun steigen wir eine breite, groß angelegte Treppe hinauf in die oben gelegenen Säle. Wie öde doch
dieses Stiegenhaus ist l Der Mangel an Farbenschmuck thut einem wehe l Der Geruch frischer Oelbilder strömt uns
unangenehm entgegen. Man schlendert aus einem Saal in den andern und schließlich haben wir recht viel
gesehen. Es wird eigentlich in Rom noch sehr viel produziert, wenn man bedenkt, daß dieses alles Lokalausstellung
ist und sogar eigentlich nur die Ausstellung zweier Künstlervereine. Schwung- und bedeutungslos ist nun
sicher der größte Teil dieser Werke; das meiste nur für den Verkauf berechnet. Die Farben bunt und roh und
sind sie an manchen Bildern natürlich und fein, dann ist der Vortrag brutal. Bunt! Bunt! Hier und dort
eine Arbeit, der man ansieht, daß der Künstler in besserer Schule war, etwa in München und in Paris, oder
doch von dort aus sehr beeinflußt wird; diese Arbeiten haben sehr viel gutes. Das beste zunächst, daß sie der
Motive und nicht des Verkaufes willen allein und dann mit Überzeugung gemalt sind. Zu diesen gehören
Laurentis Bilder; sie sind stimmungs- und inhaltsvoll und mit wahren Farben gemalt; in der Zeichnung
sind sie aber nicht sehr fein und edel.

Fein in der Farbe ist auch Anastasio Pietro, und G. Raggio faßt die ernste Campagna auch ernst und
poetisch auf. Ein großes Historienbild von Swedomsky aus dem Jahre 1790 gehört der Malerei an, wie
sie etwa noch 10 Jahre früher war. Roh, brutal in Technik und Farbe und schauerlich der Gegenstand I Eine
Aristokratin liegt ganz vorne erschlagen, in der Mitte zieht der rohe Haufen der Revolutionäre davon und
nimmt den verräterischen Diener und Kutscher im Triumph mit sich, seitwärts liegt die zertrümmerte Kutsche.
Wie viel ehrliche Mühe ist doch hier vergeblich verausgabt! Kann so etwas je anregend und ästhetisch auf
den Menschen wirken? Es erschüttert die Nerven und davor müssen wir uns doch sehr hüten, denn sie werden
ja andrerseits schon genügend in Anspruch genommen.. Die Dame ist ja kaum einige Minuten tot, ich bin

überzeugt, sie könnte noch warm sein und der Künstler hat sie schon grün, gelb und blau gemalt, als läge sie

am dritten Tage da.

Warum, frage ich mich schließlich und so werden sich vielleicht schon viele gefragt haben, warum lernen

diese Künstler von den Alten gar nichts? Diese Ausstellung sonstwo gesehen, würde uns vielleicht nicht so kränken,

als gerade in Rom, wo man doch etwas verwöhnt wird durch die Bilder der Renaissancezeit. Und ganz
moderne Bestrebungen, wie sie augenblicklich in Paris und München und in den übrigen Kunstzentren gepflegt
werden, finden sie hier denn keinen Widerhall? Und doch, wo könnte man plslir air ruhiger studieren als
hier?! Aber Rom ist kein Kunstmarkt und deßwegen ist alles erklärlich und das meiste zu entschuldigen.

Manche Namen wären noch zu nennen, die sich durch Talent und guten Willen ausgezeichnet haben.
Aber wem ist mit deren Aufzählung gedient, wenn wir doch keinen besingen und loben können?! —

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