Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0377

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
298

Denkmäler — Preisausschreiben — Ausstellungen und Sammlungen

tll. Rom. Wie man uns aus Rom schreibt, ist im Dome
von Perugia eine vortreffliche Statue des Papst Leo XIII. ent-
hüllt worden. Der Schöpfer sdes allgemein als ausgezeichnet
geschilderten Werkes ist der Bildhauer Professor Giuseppe
Luchetti.

— Schön buch in Böhmen. In unserm Ort soll
Kaiser Josef II. ein Denkmal errichtet werden, das in einem über-
lebensgroßen Standbilde des unvergessenen Kaisers bestehen wird.
Mit der Ausführung des Denkmals ist Bildhauer Wilfert in
Eger beauftragt worden.

— Ravenna. Am 4. Juni ward zu Ravenna die Statue
des Generals Garibaldi enthüllt. Der Schöpfer des gelungenen
Werkes, Bildhauer G. Franchi, wurde aus Anlaß dieser Ereig-
nisse vom König zum Cavaliere ernannt. pisq

Preisausschreiben

* Dresden. Der akademische Rat erläßt folgendes Preis-
ausschreiben für Bildhauer. Die Nischen der Rücklage des neuen
akademischen Kunstausstellungsgebäudes auf der Brühlschen Terrasse
sollen mit den Figuren der Geschichte, Religion und Poesie,
darüber den Reliefs der drei Parzen, Glaube, Liebe und Hoff-
nung und der drei Grazien geschmückt werden. Die Figur der
Religion, darüber das Relief Glaube, Liebe und Hoffnung soll
die Mitte einnehmen, links vom Beschauer soll die Geschichte,
darüber die drei Parzen, rechts die Poesie mit den drei Grazien
zu stehen kommen. Die Figuren sind in Höhe von 2,70 w,
die Reliefs 1,70 m hoch und 4,60 m lang gedacht. Als Stoff
ist bester weißer Postelwitzer Sandstein gedacht. Zur Beteiligung
sind sächsische und in Sachsen lebende Bildhauer berechtigt. Die
Skizzen sind, in der wirklichen Größe mit deutlich erkennbaren
Motiven ausgeführt, bis zum 1. Oktober ds. I. beim Kastellan der
kgl. Akademie der Künste, abzuliefern, müssen mit Kennwort
und gleichbezeichnetem, den Namen enthaltendem, verschlossenem
Briefumschläge begleitet sein. Für die besten, wirklich tüchtigen
Arbeiten sind vier Preise von 600 und dreimal 500 M. aus-
gesetzt. Der erste Preis begründet kein Anrecht auf die Aus-
führung. _ PI82I

Ausstellungen und Sammlungen

s. 8. Berlin. Zwei neue Künstlervereinigungen haben
sich hier gebildet: die „Vereinigung deutscher Aquarellisten" und
die „Vereinigung der XI.". An der Spitze von beiden stehen
die Entschiedensten der Jungen, die auf neuen Wegen nach alten
Zielen streben. Merkwürdigerweise haben beide Vereinigungen
je einen Vertreter der alten Richtung ausgenommen, der vermutlich
hier dieselbe Rolle spielen soll, wie der sogenannte „Kompromiß-
schultze" in adeligen Offizierskorps. Die Aquarellisten haben
ihre kleine Ausstellung zu Amsler L Ruthardt gegeben, sie ist
nach kurzer Dauer nach München übersiedelt und in Heft 16
dieser Zeitschrift von dem Herrn Herausgeber gewürdigt worden.
Die „XI" haben beiSchulte ausgestellt. Einige der Aquarellisten
finden sich auch unter den „XI", so Franz Skarbina, der hier
vielseitiger erscheint, als auf der Aquarellausstellung. Zwei Pastell-
bilder geben das abendliche Berlin in feinster Stimmung. Hell
und bunt ist die Weinlaube in der Herbstsonne. Einen besonders
verschmitzten Beleuchtungseffekt behände lndie zwei Schwestern, die
neben der geöffneten Thür vor zwei Fenstern stehen. Aber
auch vor diesen Bildern machen wir wieder die Beobachtung, daß
es Skarbina so selten zu einer fertigen Bildwirkung bringt.
Gewiß ist es bedauerlich, daß sich seine Studien nie zu einem
Gemälde verdichten. In technischer Beziehung steht er oben an,
der hohe Aufschwung, den speziell die Aquarellmalerei in
Berlin gemacht hat, ist ihm in erster Linie zu danken. Hans
Herr manns Bilder wirken noch kälter und kreidiger als die
Aquarelle, mit Ausnahme der (wohl älteren?) Rückkehr der Lootsen.k
Das Haupt der „XI" ist unstreitig Liebermann. Er verdankt die
führende Stellung weniger seinen Oelbildern, trotz der Kuhhirtin,
die eine der besten Freilandschaften ist, die hier überhaupt ge-
schaffen wurden und trotz des kleinen frühen Kinderporträts, dessen
auszeichnende Eigenschaften auch in der Auffassung und in der
Zeichnung zu erkennen sind. Das große Olporträt des Hamburger
Bürgermeisters Petersen hat schon viel abstoßendes. Die Pastell-
malerei ist Liebermannsleigenstes Gebiet. Das in dieser Technik
ausgeführte Bildnis des Grafen Keiserlingk dürfte eines der besten
Porträts sein, die»lin letzter Zeit in Berlin geschaffen wurden,
die ausgezeichneten) Landschastsstudien (getuschte Kreidezeichnungen)
! äugen so im Dunkel, daß man sich hier von ihren großem Reiz

nicht überzeugen kann. Der originellste und verblüffendste unter
den „XI" ist L. von Hofmann. Die Figurenmalerei ist nicht
seine Sache, seine schemenhaften Menschen können ihre Herkunft
aus der verschrullten neuesten Pariser Schule nicht leugnen. Hof-
mann ist aber einer der begnadetsten Landschafter, die wir her-
vorgebracht haben, dem die große Natur mehr erzählt als andern.
Der „Abend auf Rügen", der leider sehr hoch gehängt ist, hat
mich besonders angesprochen. Der Abhang verschlimmert schon
im Abendschatten, am Hellen Himmel ziehen gelbe Wolken. Ein
ebenso wunderbar ergreifendes Naturbild stellt das Gemälde „Bei
sinkender Nacht" dar- — Die übliche Auffassung der Freilichtland-
schaft vertritt WalterLeistikow gut. Mir gefiel hier wieder ein
hochgehänqtes Bildchen am besten: Motiv aus Machnow, Bäume,
deren Wipfel von der untergehenden Sonne rot beleuchtet
werden. I. Alberts tritt mir hier in Berlin zum ersten Mal
entgegen. Das Bild „Im alten Museum" ist äußerst fleißig
gemalt, vielleicht zu fleißig, die grüne Bronzestatue ist ganz
vortrefflich wiedergegeben. In mehreren Bildern, deren Motive
dem Leben auf den friesischen Halligen entlehnt sind, zeigt sich
Alberts als Mitglied der „XI" besonders deswegen würdig, weil
er die Pariser Schuleinflüsse so schnell und so selbständig ver-
arbeitet hat. Hug o Vogel ist in der Ausstellung nicht besonders
vertreten. Er ist ja unleugbar einer der ernsthaftesten Vorkämpfer
der neuen Richtung, der sich ihr erst spät aus freier Wahl an-
geschlossen hat. Es will aber fast scheinen, als ob er aus dem
nun Gewonnenen nicht weiter vorwärtskommen könne. Das
Porträt von Robert Dohme ist von packender Ähnlichkeit, aber
doch wenig angenehm, ein Vorwärtsschreiten wirkt bei einem Knie-
stück selten gut, auch der starre Blick paßt zu der Bewegung nicht.
Das zweite Bild zeigt auf dunkelviolett getupftem Grund eine
weißgekleidete blonde Dame mit Helllila Schleifen, die eine große
Base mit Chrysanthemum hält. Die koloristische Unterordnung
der Dame ist fein gegeben, doch würde sie auch dann noch
ganz Vase sein können, wenn das Gefäß selbst weniger groß und
klotzig wäre und das Halten der Trägerin geringere Mühe ver-
ursachte. Müller-Kurzwelly, der sonst treffliche Landschafter in
der alten Weise, ist der Kompromißschultze der „XI". In den
vorderen Sälen waren bei Schulte einige Bilder von Franz
Stuck ausgestellt, die wieder von der reichen und fruchtbaren
Phantasie des begabten Künstlers zeugten. Die Radierungen
Stucks sind wider alles Erwarten wenig glücklich und fallen
namentlich durch die geringe Herrschaft über die so reichen tech-
nischen Mittel der RadierUmst auf. — In der Nationalgalerie
waren eine reiche Anzahl Bilder zum ehrenden Gedächtnis an
Gustav Spangenberg zu einer Ausstellung vereinigt. Die
„Kunst für Alle" hat dem verstorbenen Historienmaler bereits
einen längeren Nachruf von berufenerer Seite gebracht. Durch
die Vereinigung zu einer geschlossenen Ausstellung haben Spangen-
bergs Bilder indeß nicht gewonnen. Neu war den meisten von
uns aber, daß Spangenberg ein so trefflicher Zeichner war.
Seinen Studien und Zeichnungen bleibt auch zu einer Zeit,
die sich zu seinen großen Historienbildern ablehnend Verhalten
wird (und diese Zeit ist wohl schon gekommen), eine hohe Wert-
schätzung sicher. li02?i

i Düsseldorf. In der Kunsthalle ist eine Aus-
stellung zum Ehrengedächtnis des kürzlich verstorbenen Jagd-
und Tiermalers Carl Friedrich Deiker veranstaltet worden.
Dieselbe ist von seinen Freunden und ehemaligen Schülern pietät-
voll und mit künstlerischem Sinn und Geschmack arrangiert.
Einige für das Schaffen Deikers sehr bezeichnende Bilder, eine
große Anzahl von Oel- und aquarellierten Studien, Handzeich-
nungen und Skizzen sind in übersichtlicher Weise, so daß alles
zur Geltung und Wirkung kommt, ausgestellt und plaziert. Den
Hintergrund bildet dunkles Waldesgrün. Um und neben die
Bilder sind die Jagdgewehre und andere Jagdwaffen des ver-
storbenen Meisters, der ein gewaltiger Nimrod war, gehängt.
Hirschfänger, Saufedern, Jagdtaschen, dekorative Lappen, wie sie
in früherer Zeit bei der Lappenjagd gebraucht wurden,, sind in
sinniger Weise angebracht und charakterisieren die Zusammen-
stellung als eine solche von Werken eines Jagd- und Tiermalers.
Inmitten der Bilder hängt ein von Theodor Rocholl gemaltes,
noch nicht ganz vollendetes ungemein lebensvolles Porträt
Deikers, nach einer Photographie und aus der Erinnerung meister-
haft gemalt. Gleichzeitig ist ein Selbstporträt des am. 7. April
hier verstorbenen Historien- und Porträtmalers Otto Rethel,
mit einem Trauerflor umgeben, zu seinem Gedächtnis aufgestellt.
Viel Interesse findet auch Professor Emil Hüntens neuestes
großes Bild, ein Reiterporträt Kaiser Wilhelm I. mit Gefolge,
Bismarck, Moltke, Roon u. s. w., für die Gesellschaft „Erholung"
 
Annotationen