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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0378

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Ausstellungen und Sammlungen


Jüdische Frirdhosszrnr in Polen, von Samuel lhirschenberg

der benachbarten Stadt Neuß am Rhein bestimmt, ein Bild von
großer, monumentaler Wirkung, und zwei Meisterwerke Professor
Eugen Dückers, eine große Marine „Sommerabend", Motiv
von der Nordsee und eine Sommerlandschaft, Motiv von Rügen,
beides Bilder von hoher Farbenschönheit, bilden im weiteren
hervorragende Anziehungspunkte der Ausstellung in der Kunsthalle.

ch 3. Berlin. Im Uhrsaal der Akademie Unter den
Linden hat der Verein von Künstlerinnen eine gut beschickte
Ausstellung veranstaltet, die uns Werke seiner Mitglieder und
solche von Kunstfreundinnen vorführt. Die Zweckmäßigkeit einer
gesonderten Künstlerinnenausstellung fftann allerdings nicht recht
einleuchten. Denn den ausgereiften.Werken stehen die großen
allgemeinen Ausstellungen offen, offener sogar als den männ-
lichen Fachgenossen. Auch sind Beispiele bekannt, daß malende
Damen die Zurückweisung ihrer Bilder in geschickt geleiteter Jn-
trigue zu nutzbringender Reklame zu verwerten verstanden. Daß
sich die Berliner Mnstlerinnen zu einem Verein zusammengethan
haben, geschah in richtiger Würdigung ihrer Interessen und daß
der Verein eine Zeichen- und Malschule eingerichtet hat, war
gleichfalls ein lobenswertes gemeinnütziges Unternehmen, das
vielen unbemittelten jungen Damen von unsicherer Zukunft die
Möglichkeit bot, sich ihr kärgliches ehrliches Brot selbst zu ver-
dienen. Denn wenn auch die Künstlerinnen ihren männlichen
Fachgenossen eine erhebliche und nicht immer ehrliche Konkurrenz
machen, so muß doch zugegeben werden, daß es eine große An-
zahl lohnender künstlerischer Aufgaben gibt, die auch eine Frau
von mäßiger Begabung lösen kann. Etwas anderes ist es aber freilich,
wenn der Verein der Künstlerinnen mit einer besonderen Aus-
stellung an die Oeffentlichkeit tritt, die im wesentlichen nur von
Mitgliedern beschickt ist. Dieses pretentiösere Auftreten weist der
Kritik gleich von vornherein einen andern Standpunkt ein. Und
diese jetzt notwendig strengere Kritik, die sich von der sonst den
Damen zugestandenen Rücksicht nicht mehr beeinflussen lassen darf,
wird von der Ausstellung wenig zu rühmen wissen. Von den
bekannteren malenden Damen Berlins haben nur wenige aus-
gestellt, es muß bezweifelt werden, ob die fehlenden überhaupt
dem Verein angehören. Frau Begas-Parmentier würde mit
ihren beiden venezianischen Veduten auch in andrer Umgebung

vorteilhaftjsaufsallen. Annsa Gerresheim hat ein gutes Ham-
burger Stadtbild und ein sehr pikant aufgefaßtes „Kind im
Freien" ausgestellt. In den holländischen Landschaften von
Marie v. Bunsen ist eine gesunde Aquarelltechnik zu erkennen.
Die Blumen- und Stilllebenmalerei war von jeher das bevor-
zugte Gebiet der malenden Damen. Es sind auch auf beiden
Gebieten anerkennenswerte Stücke auf der Ausstellung, so etwa
das Blumenstück (Nr. 133) von Helene Jversen, die Feld-
blumen (Nr. 132) derselben Künstlerin sind etwas trocken. Clara
Lobedans Flieder und Hyazinthen sprechen gleichfalls an.
Recht gut ist auch das große Blumenstück von Hermine
v. Preuschen (Nr. 255), ihre Feldblumen (Nr. 256) sind weniger
erfreulich. Bon den Stillleben sind mir die Fische von Frau
Elise Hedinger als dekorativ wirksames Stück ausgefallen.
Mit zwei großen Süllleben hat sich auch die regierende Fürstin
zur Lippe an der Ausstellung beteiligt. In der Genremalerei
ist nicht gerade auffallender Weise eine Vorliebe für zart ge-
stimmte, sentimentale Borwürfe zu erkennen, so z. B. die Liebes-
träume von Paula Kohlschütter, das Thränenkrüglein und
Verzagt von Eomtesse Marie Kalckreuth. Sehr humorvoll
in der Erfindung und fein ausgeführt ist das Bild von Minna
Stocks Quer durch Afrika (Katzen, die die Landkarte von Afrika
zerrissen haben.) Das Genrebild von Fanny Levy (Nr. 176)
ist mir als recht gut m der Farbe erinnerlich. Es sind auch
Porträts versucht worden- manchem sieht man es an, daß die
Freundin sich zum Modellstehen hat hergeben müssen. Es ist
mir unter den Bildnissen keines ausgefallen, dessen Erwähnung
nötig wäre, um so mehr aber solche, bei denen man, wenn sie
noch naß wären, ausrufen möchte: „Schwamm drüber". Plastische
Arbeiten sind nur in geringer Zahl vorhanden, diese Technik hat
die kunstübenden Damen von jeher wenig gelockt. Die Büsten
von Frau Henny Geiger-Spiegel sind recht wirkungsvoll.
Herben und schärfsten Tadel verdienen aber die kunstgewerblichen
Sachen; es sind zwar nur Geschenke, die für die Verlosung
bestimmt sind, da aber der Verein auch diese Verlosung mit
seinem Namen deckt, so hätte dafür Sorge getcagen werden müssen,
daß nicht nur Schund zusammengebracht würde. Bedauerlich ist
namentlich, daß sich so viel ästhetisch Unzulässiges Vorfindel, die

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