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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Schmidt, Fr.: Die Katharinenkirche in Oppenheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0023

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Die Katharinenkirche in Oppenheim.

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sichtspunkte aus vorgenommen werden, doch gründet sich
dieselbe auf eine möglichst genaue Untersuchung des
Baues in allen seinen Theilen, welche von dem Unter-
zeichneten in Gegenwart des Herrn Bauraths Horst vor-
gcnommen wurde.

Bei dicser Gelegenheit wnrden auch alle vrinzi-
piellen Fragen einer eingehenden Erörterung unterzogen,
deren Resultat in dem Folgenden seinen Ausdruck fin-
den soll, und glanbt der Unterzeichnetc znr erleichterten
Uebersicht in Besprechung dcr einzclnen Punkte die
vom Herrn Baurath Horst in seinem Gutachten vom
November 1874 gewählte Reihenfolge ebenfalls einhal-
ten zn mnssen.

a) Die Dächor des llttttolschiffs, Rreuzschiffs und der
Lhöre, sowie dio Wasserablcituug dasolbst.

Hcer Baurath Horst hat in seinem Entwurfe prin-
zipiell am Fuße der Dächer Brüstungsgeländer durch-
geführt, wie solche an den beiden Giebeln ber Kreuzschiffe
noch erhalten sind.

Ob diese Galerien jemals in dieser Ausdehnung
vollendet gewesen sind, mnß dahin gestellt bleiben, denn
nnr zwischen den Wimpergen an der Südseite des Lang-
schiffes lassen sich bis jetzt die Spnren solcher Galericn
direkt nachweisen; dagegen kann ein Zweifel über die
prinzipielle Richtigkeit dieser Anordnung nicht gehegt
werden.

Die hochanstrebenden Fialen anf den Strebepfeilern
würden in ihrer Jsolirtheit einen peinlichen Eindruck
hervorbringen, wenn ste nicht dnrch Galericn unter sich
verbundcn wären.

Auf die Gestaltung dieser Galericn mit den da-
hinter liegendcn Rinncn werden allerdings die fortge-
setztcn Untersuchungen des Banes mehrfach ändernd
einwirken und glanbt der Unterzeichnete jetzt schon nur
anf cinen Pnnkt aufmerksam machen zu sollen.

Die Anordnung der Wimpergen und Fialen auf
dcr Südseite des Langschiffes stimmt zwar völlig über-
cin mit ähnlichen Anlagen am Dome zu Köln und an
anderen Kathedralen, nur scheint ein Unterschied darin zu
liegcn, daß nicht so, wie es dort ist, hinter diescn Wim-
pergen eine zusammcnhängende Lanfrinne gedacht war.

Herr Banrath Horst hat selbst das ehemalige Bor-
handensein von Bleirinncn könstatirt, wclche sich in die
Winkel zwischen den Wimpergen einlcgten, indcm für
eine Steinrinne und die Auflagerung der Dachbalken
anf der Mauerkrone kein Platz vorhanden ist.

Die Consegucnz davon ist aber sodann die, daß
der Form der Wimpergcn entsprechcnd knrze Sattel-
dächer angcordnet scin müssen, welche in das Hauptdach
cinschneidcn, wodurch in technischcr und ästhetischer Hin-
sicht dic ganze Anlage erst ihre volle Bedentung erhält.

Tie Abfuhr des WasserS von dem Dache dcs

Mtttelschiffs sollte nach der vorhandenen über dcn
Strebebögen stattfinden, und zwar in einem
gchchlosscnen Steingerinne, wie dies am Bau ersicht-
l-ch ist.

Diese Konstruktion der Wasserrinnen war im Mittel-
nlter allgemein gebräuchlich; sie ist in ästhetischcr Be-
ziehung unübertrefflich, nur ist sie schr bedenklich >»
techmscher Hinsicht, denn so manches herrliche Bauwcrk
der ankt seinen Ruin gerade dieser Anordnung.

wird daher wohl zu erwägen sein, ob statt
ellen mcht einfache Stehrohre anzuwenden sind; sollt»
ledoch die ursprüngliche Anlage bcibehalten werden, st
nrs dies wohl nicht anders geschehen, als daß in das
tLtemgermne vollkömmene Röhrcn aus starkem Me>
cmgelegt wcrden.

b) D,e Seitcnschiffdächer und ihre wafferableitimg.

> Die Einsicht in die Konstruktion des Ouerschnittes
rnr ; das Langschifs säßt erkennen, daß eine Neberdachung
cr Seitenschiffe mittelst Pult- oder Satteldächern sch°"
au tcchnischen Gründen unmöglich ist, da die sich b-l'
en en Wmkel gegen die Fenstcr des Hochsch-ffs ""
^-nter mit Schnee angefüllt — und somit cine stet'gc
^ ^°" daugebrechcn abgcben würden. 2n äsch-'
-scher Hinsicht ließcn sich hohe Dächer noch weniger
rcchtfertigen, indem sie die Fenster des Hochschiffs b-s
uber d.e Hälfte verdecken wnrden.

des Herrn Bauraths Horst, d-c
, ^ ° °°° Seitenschiffe mit großen Steinplatten ul'-

zudecken, ist daher vollkommen richtig.

^uß von vornherein Aehnliches beabsichtigt wa»
'cweist der Umstand, daß eines der Gewölbe der N°r->-
sei e noch vollständig mit Mancrwerk ausgefüllt - u>-°
Mtt den Nesten eines Estrichs abgedeckt ist, wclchcr e"t-
ve er sclbst als schützende Decke, oder als Unterlage f--r
Stcinplatten zu dienen hatte.

Die projektirte Art des Zneinander- und Ueber-
greisens dieser Steinplattcn ist gleichfalls richtig,
u ^erwcndung danerhaften Materials werden d-cst
-n-iiier vor dem Eindringen der Feucht-b
ke-t geschützt sein.

^cwandtniß hat es dagegen ui't dc»
g ei scr Höhe liegcnden Dächern der beiden Kapellc"
Zur Seite des Prcsbyteriums.

ästhetische Nücksichten ganz geb--'s
> - die Anfbringung eines spitzen ^cltdaches mit eine>
dem Dache des Mittelschiffs entsprechenden Rösche-
Die Anlage eincs solchen Daches bcdingt allerdings

d-c theilweise Schließnng der dortigen Fcnster ves H°^
sch-stcs wie sie schon längst vollzogen ist.

A, s „I" Laibungcn dieser Fenster sind nun aba
Ansatzsteine ersichtlich, welche darauf hinweisen, daß 0----'
' 'Obung dieser Fenster in irgend wclchcr Ä-cisc bc-
 
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