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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Schmidt, Fr.: Die Katharinenkirche in Oppenheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0024

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Die Katharinenkirche in Oppenheim,

-bsick)tigt war, nm den Anschlnß des Daches zn er- >

""^Bei ^der Anordnnng eines solchen Z°ltdaches können
ubrigens tieferliegende Dachdreiecke ^"'ües s
den, die sich an die Flügelmauer des HochschM . -
schließen, s° daß das Zeltdach mit seiner Spche volt-
konnnen frcisteht.

°) Die Dächer an d°n niedrigon Aaxellcn d°r S°it°nschiff°
nnd die wasscrableitnng dasclbjt.

Die Behandlung dieser Bautheile in dem
des Herrn Baurathes Horst erscheint im Prmzipe vo -
kommen richtig, es wird jedoch noch eingehender e ai
siudien bedürfen, um die richtigen Asungcn, nament i >
beim Anschlusse der Kapellen an die romanischen Dhurme,
zu sinden.

ch Dic ^ialen, wimxcrgcn und widcrlagsbogcn im

Langhause. ^

Die Anlage der Strebebogcn und Widerlagspfciler !
tst auf der Südseite nahczu oollkommen vnrch das or ^
handene bestimmt; auch vie analoge Disposition aus
der siivrdseite ergiebt sich bis aus die Form der tre e
Pseiler.

Die Art und Weise, in welcher Herr Baurath Horsl
letztere ergänzt hat, ist jedenfalls die richtige, dagegen
kann sich der Unterzeichnete mit der gewählten Form der
Maßwerksdurchbrechungen in den Strebebogen mcht em-
verstanden erklären.

Der Strebebogen darf den Ausdruck des Krästigen
und Massigen nicht verlieren, und wird es zur Be-
lebung dcr sich bildcnden dreieckigen Fläche genugen,
«nen einfachen kleinen Vierpaß einzufügen nack, vem
Borbilde von Straßburg nnd Freiburg.

Eine derartige massive Behandlung des Strcbe-
bogens erscheint um s° mehr berechtigt, wcnn in Betracht
gezvgen wird, daß die Abfuhr des Wassers über den-
selben beabsichtigt war.

ch Dcr Thurm anf dcr Rrcuzvicrung.

Der Vierungsthurm, in seiner ganzen Anlage un-
streitig vie knhnste Konstruktion diescs wundervollcn
^aues, hat durch den Brand anch am meistcn gelittcn;
lein Gefügc ist in den oberen Thcilcn vollständig gelo,t;
^ Quadcrn sind ausgesprengt und vas Füllmauerweik
'"^et mit den Quadern kein organisches Ganzes mchr.

Uuter diesen Umständen muß sich der Unterzeichncte
»unz dem Antrage des Herrn Bauraths Horst anschließen,
^lcher dahin geht, diesen Vierungsthnrm bis zu ben
^hlbänken der Fenster abzutragen und nen aufzuführen.

Es ist dies eine tiefeinschneidende Maßregel, und der
»"und des Alterthums wird unwillkürlich davor zurück-
^U«ken; bie Sache erscheint jedoch gewiß m einem an-

deren Lichte, wenn man berücksichtigt, daß es sich hier
um Sein oder Nichtsein handclt.

Würde der Thurm nicht abgetragen, so müßtc er,
so wie er ist, seincm Schicksale nberlassen werden, in-
dem jeder Bersnch eincr thcilwciscn Rcstauration dcsscn
völlige Auslösiing znr unmittclbarcn Folgc haben koniite.

Noch viel weniger könnte daran gedacht werden,
anf dcn jetzigen Thurmkörper den richtigen Helm auf-
zusetzen, dcnn allc technischen Hilfsmittel wärcn nichl
im Stande, diesem zerklüftcten Mauerwerke jene Fcstig-
keit zurückzugeben, dcren cs unbediiigt bedürflc, nm dcn
durch vie Stürme vcranlaßten Erschüttcrungen des Hcl-

mes dauernd zu widerstehcn.

Würden die oberen Mauerthcile dcs Thurmes unter
sich cine gcschlvssene Masse bilven, so inöchtc cine Nestan-
ration von giiicm Erfolge sein könncn; da vies jcdoch
nicht der Fall ist, sondern im Gegcntheile die acht Pfeilcr
nur durch die Fcnstcrbvgcii und Winipergcn unter sich
verbunden sind, selbst dicse Verbindung jedoch in ihrcm
Gefüge gelöst und unterbiochen ist, so erscheint es nach
der innigstcn Ueberzcugung dcs Unterzeichneten ganz
unerläßlich, den Abbruch vorzunehnicn, wenii überhanpl
an eine Nestauration des Thurmes sowie an die Ans-
setzung eines Helmes gcdachl werden will.

Zu bemerken ist hierbei, daß die Ausführung dieser
Arbeiten am Thurme jedenfalls allcn übrigen Arbeiten
vorausgehen muß.

Das Höhcnverhältniß des projektirtcn Thurnihclnics
erscheint vollkominen richtig und ergicbt sich auch mit
nnlicher Sichcrheit aus den übrigen Verhältnisscn ves
aues; weniger einveistandcn iimß sich der Uutcrzeichncte
it der bcabsichtigten Dekoration dieses Hclmes durch
leiverzierungen crklären.

Dieser ganze Thurm ist anfzufasscn als die höchste
teigerung des Bansystems, welches in den Kapellcn
i Seiten des Presbytcriunis beginnt, in dem Presby-
ciuni selbst weiter geführt ist, und schließlich in der
-pitze des Thurmcs ausklingen niuß.

Es darf sich dahcr der Thurnihelni in seineni Wesen
cht von dem der übrigen Dächer trennen, sondcrn inuß
eselbe Einfachheit der Form gcgenüber dem reichcn

iteinwerke des Baues bewahren.

Für die Nichligkeit dieses Satzes läßt sich aller-
ngs ein malhematischer Bewcis nichl crbringen, wie
berhaupt ästhelischeFragcn uicht bcwicscn werden können,
.igegeu mnß der Unterzeichnele niil dem vollen Gewichie
^iiier inneren Ucberzengung für die Richiigkeit dieser
nischauungen eintreten.

Bezüglich der tcchnischen Ausführung des Helmes
laubt der Unterzeichnete cmpfehlcii zu sollen, daß wenig-
ens die Hauptkonstruktionstkcile aus Eisen hergcslellt
>erden, wenn anch das Sparrwerk und die Verschalimg
ir das Dcckinalerial auö Hvlz verblciben.
 
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