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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Richter, J. P.: Neue Rubensbilder in Antwerpen
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Neuere Bilderwerbungen des fürstlich Hohenzollernschen Museums in Sigmaringen, [2]
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83 Neuere Bildererwerbungen des fnrstlich Hohenzollernschen Museums in Signmringon.

Geringerer, konnte mit solchcr Freiheit und Selbstandig-
keit in der Wahl der malerischcn Mittcl, wie sie dies
Bild auszeichnen, mit dem Meisterwerkc Rnfsael's um-
gehein Neben dem Papstbild hnngt das Brustbild cines
Florentincrs, drei Vicrtcl im Profil gesehen, unvcrkcnn-
bar dns Portrnit Cosimo's de' Medici. Man wird
das zugchörige Vorbild in dem an Andrea del Sarto
sich anschließenden Künstlerkreise suchen müssen. Daß
Rubens in Jtalien auch an den Bildern ältcrer Florcn-
tiner Geschmack gefunden habe, wird man kaum erwar-
ten. Es befinden sich jetzt in den florentinischen Galc-
rien mehrere streng im Profil genommene Portraits,
dercn Bestimmung Cavalcaselle's Kritik zwischen den
Pollajuoli und Sandro Botticelli in der Schwebe läßt.
Jm Museum Plantin hängt bie Kopie eines jener Bil-
der von der Hanv des Rubcns, cinen jungen Mann mit
hellrothcr Kappe in dcr florentinischen Tracht des fünf-
-zehntcn Jahrhunderts vorstellend. Ueber drei wcitere
Bilder dersclben Gattung bin ich gegcnwärtig nicht im
Standc, nähere Auskuuft zn gcben.

Als Rubens dic letzte Oclung des h. Franciscus,
jetzt im Musenm zu Antwerpen, malte, hat ihm ohne
Frage Domenichino's Kommunion des h. Hieronymus
(Pinakothek des Vatikan) vor der Seelc geschwebt. Wenn
er in eines der großen im Louvre befindlichen Bilder
den Apollo von Belvedere, ziemlich getreu nachgebildet,
sogar als Hauptfigur der Komposition versetzte, so darf
das bei ihm am allerwenigsteu als ein Armuthszeugniß
der eigenen Erfindungsgabe gelteu. Darin liegt nicht
mehr, als nur eiu Erkennungszeichcn scines persönlichen
Verhältnisses zu den Kunstwerken in Jtalien. Das
Museum in Antwerpcu hat ganz neucrdings ein schr
umfängliches Tafelbild von Rnbcns aus Lille erworbcn, >
welches bei sonst schr großen und durchaus originellen !
Vorzügen uns in Einzelheiten ganz dieselbe Wahrneh-
mung aufuöthigt. Es stellt die Taufe Christi in lebens-
großen Figureu vor. Die linkc Hälfte des Bildes nimmt
der breite Strom ein. Oberhalb Christus steht am
Ufer Johannes, ein gravitätischer Eremit mit wallen-
Len Llonden Locken. Die Gcstalten der fliegcnden Engel,
welche Christus die Kleider abnehmen, reflektiren ma-
gisch in dem Wasserspicgel. Das Ufergestade auf der
rechten HLlfte des Bildes ist mit Bäumen und Strauch-
werk besetzt. Die vier Männer, welche hier mit Aus-
kleiden sich bcschäftigen, — siud dem Cartvn dcr baden-
den Krieger vou Michelangelo ciitiiommcn. Sie dürfcn
wohl alS die würdigsten Reproduktioncn des verloren
gegangencn Originals bctrachtet werden, obschon dieses
Bild von Nubens unter dcn Unbilden seiner jüngsten
Uebermalung stark gelitten hat. Bisher war nur eine
Handzcichnung von Rubens zur Taufe Christi bekannt,
währcnd man das Original für verloren glaubte.

Von vem oft überschätztcn, in Mantua dominircn-

en mlio llioniano mag der in jcdcr Beziehung übcr-
cgene Nnbens wohl nur fiir die eigentlich röniisch-an-
> en aechus- und Satyrgestalten Anregung cmpfangcn
a en. Wie nnfrei und lahm erschcinen im Vergleich nüt
u cns die Bilder der ältcren vläniischen, von den
^a lenern abhängigcn Malergencration! Bernhard von

>'h düifte wohl untcr ihnen noch der bcdeutcndste
^-n Scine Hauptbilder enthält die Brüsselcr Galeric.
nß er sich Naffael gebildct habe, wie gcwöhnlich
c-anptet wird, ist ft-eilich schwer zu begrcifen.

! ^U'en 'uir vielmehr die Lon.barden und Ferraresen

> U-nen künstlerischen Charakter bestimmt zu haben. Die

' bieten nur ein einziges, aber ganz eigcn-

' -gcs Beispiel raffaelischen Einflusses. Zn dem große»

! arwcrk mit der Geschichtc des reichcn Manncs zeigt
! u -schlußbild densclbcn in der Hölle, von Teufcln ge-
! ^age seines Körpers cntspricht genau der

> Raffael's vatikanischcm Fresco. Doch
r^ernhard's reicher Mann entkleidet nnd in der schw-c-
gen ei ürzung der Glieder ganz ungewöhnlich bc-
mmt und auffallend schön gezeichnet. Man wird das

de,- erklären können, daß man anni»u»b

ei„., habe sich hier des ersten Eutwurfeö

°" ""

Antwerpen, 1. November 1877.

-- I. P. Nichtcr.

rceuere Bildererwerbungen des ftirstlich tzühc»-
Mernschen Musemns in Sig.iniringen.

(Schluß.)

4.

Gemälde auf Holz, H. 0,52, Br. 0,40 Mcter.

^ dkitte stehend hält mit bcide»
s ^ "'E" ^'-nd, das mit cinem Vögclcken sp-e^-
Auf beiden Seiten stehen je zwei Heilige, links S-

0 Ngiskus und Dvnnmküö, rcchts S. Antonius 1"'°
^tcphanns. Maria ist mit blaßrother Tunika --»d

laugrnnem Mantel bcklcidet, die beidcn Ordciisst-ster
-a eu ihren Habit, Antonius einc dnnklc Kuttc »nd
cphanus rothe Diakonenlracht. Das Bild hat Gold'
gn-ud und gehört z„ den Dutzendarbciten der alt-
^^lrscheinlich altflorentinischen Schule, d°ch

1 »d d,e z.opse von anerkenncnswerther Jndividualis-rung-

5.

Gemälde auf H°lz, H. 0,335, Br. 0,445 Mctcr-
Zwei Bildchen der altkölnischen Schule, iu cii-e»-
Nirhmen vcreinigt. Nechts Maria nüt dcm Kindc, li-'ks
Ehristus am Kreuze.

Das Jnteressante dicser Bilder liegt außcr dcr
eizendcn F,g„r der Maria namentlich auch in dc»
!yu-b°l,,chen „nd typologischen Beigaben, von dcncn d-e
Hauptdarstellungen eingerahmt sino
 
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