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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Die Schnorr-Ausstellung in der Berliner National-Galerie
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Verschiedenes Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0132

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Kunstlitcratur und Kmisthanbel.

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die Sage bezügliche Jiguren, Dämonm mid Nixen, die
cr mit Raukm, Fruchtschnüren und phantastischen Orna-
»lenten umgab. Jn dicsem vckorativen Beiwerk entfaltete
" eine reine, freic Schönheit, welche die Hauptbilder des
Nibelungenepklus und in iwch höherem Grade die Kaiser-
siesken bisweilcn vermissen lasscn. Trotz eines außerordent-
iichcn 8'vinpositiviistalentes, das selbst deni cines Cvr-
»elius überlegen ist, verniochte er das wirre Getüinniel
ri»cr uiittelalterlichen Feldschlacht nicht zn beherrschen.
^uch sinv die Pferde so steif und hvlzern gebilvet, vaß
biese Vernachlässigung bei einem so eifrigen Berehrer
^ei Natur geradezu auffallend erschcint.

Bon deiu großen Bibelwerk, welches der Meister
^eizugsweise in den fünfziger und sechziger Jahren
senies Lebens, während seiner uinfangrcichen amtlichen
^bätigkeit in Dresden, beschäfliglc, sind etwa 150 Ori-
Sinalzeichnungen, also zwci Dritttheile des ganzen Werkes,
»»l der Ausstellung vorhanden. Einen wie großcn Fleiß
^i Eünstler auch auf diese Jllustrationen, in welchen
" ßch iiu Gegensatz zu Cvrnelius auf einen specisisch
p^lcstantischen Standpunkt stclltc, verwendet hat, beweist
durch zahlrciche Beispielc illustrirte Thatsache, daß
si' sür cinc Rcihc von Seenen verschiedene Koinpositioncn
l"»d, die er allinählich bis zu einer rclativcn Vollendung
»usreifcn ließ. Einc diescr Sccncn — Elias crwcckt
den Sohn der Wittwc — hat er in einem Aquarell von
'naßigein Uinfange wicderholt- Das kleine, sauber aus-
Sefnhrte Bild niacht dcn Eindruck cincs großartigen
mcscogcniäldes. Auch dcr eigenthünilichc, kalte Ton der

»eesconialerei ist, vielleicht mit ALsicht, durch die Wasser-
karben ' ^

mntirt.

>ȟrfi

^ndlich bietet uns dic Ausstellung noch die Ent-

"""le zu den enkaustischen Gemälden in einem
" Nesidenz zu München, deren Stoffe den hoi

Zimmer

a,, ' "'a ^ruuu/cu, ocic» VI-,I homerischen

^llnnen entlehnt sind. Das Gebiet ver klassischen Mythe
ivar binzige, welches dem vielseitigen Meister fremd
^ ' Sein romantischer Sinn, seine Neigung zum
^^^»islischen konnte zu der antiken Formcnwelt keine
i' ung nehmen. Diese homerischcn Götter athmen eine
'»dezu unhcimliche KLlte. L,.

bruiistliteratur und 4ruusthandel.

'Ellviiuuteiizug imn AsmilS Jakob CurstenS,

^ Blatt. Nach den Originalzeichniingcn in der
^'»>gl. Kupfcrstichsammluiig zu Kopenhagcn photo-
graphirt vvn Budtz-Müllcr in Kopenhagen. Mit
drläuterndem Text von Hcrmann Riegel. Dresdcn,
Berlag von Adolf Gutbier. Qnerfol.

k»r ^ei ^^^'dn überraschte uns die Kunde, daß
^ Sänlenhalle des alten Museiims in Berlin das
E andbild des Asmus Carstens in Marmor von A.
''g ansgeführt wcrden sollte. Das Ehrendentmal I

wird, zugleich als ein seltencs Zeugniß der freisinnig
dankbaren Urtheilsfähigkeit unscrer Tage, den Glauben
an die sittlichen Jdealc ncu beleben Jn diesem Siimc
darf auch der künstgeschichtlicheii Betrachtung*) cin reich-
liches Verdicnst zugesprochen werdcn, indem sie seit
Fernow's vortresflichem Bnche, von Ziicgel wescntlich
ergänzl im Einzelncn und in der Auffassung dcs Ganzcn
verticft, überall, wo unserem Mcister das Wort gilt,
in einer stabilen, hohen Werthschätzung gipfclt. Eine
Stimmc wie dic des Tenfelsmüller in Schiller's Hvrcn,
so vereinzelt richtige Züge selbst aus der Larve des
Neides und hämischer Tadelsncht blicken iiwgen, hat nic-
mals sich wieder erhoben. Denn dic Selbstzucht nnd
Begeisterung, mit vcr Carstens den Kranz einer ge-
läulerten Kunst errnngen, ist gleichsam zur vorbilvlichen
Idee gewvrden, dic dem Nachcifernden um so lebens-
fähiger sich offenbaren muß, als der Träger derselben
inmitten zehrender Sorgen aus ihr allein die Macht
des Gcmüths gcschöpft, um die mit gänzlichem Vcrlust
bedrohten werthvollslen Güter der Knnst vermöge seiner
bildcnden Kraft zurückzuerobern. Scine Werke sind nach
cinem Ausspruche Goeihe's (vgl. Winkelmann und sein
Iahrhundert. Tüb. 1805. S. 826) „mit Vcrdiensten
derjenigen Art ausgcstattet, die ihreQuelle in dcr Brust
des Künstlcrs, in den schvncn Cigenschaftcu seines Geistes
und Hcrzens haben." Jhre Wahlverwandtschaft abcr
mit dem Wesen der Antike, in der die zahlreichsten
Keime scines Formcn- nnd Gedaiikeiireichthums wie im
inülterlichen Boden, der das Samciikorn gehegt, die
Blüthe getrieben und die Frucht sich entfalten hieß, anch
untcr dem Wandel mamiigfach sich krcuzender Einflüssc
mit ihren besten Fasern gewurzelt, sie erklärt sowohl
den Bruch mit ben falschcn Göttern zcitgenössischer Kunst
als den geschichtlich bcgrciflichen Zusammenhang mit
den durch Michclangelo's Riesengeist crschaffenen Tppen
und jcner vvn reinerem Ebenmaß beherrschten Grazie
in der Komposition des nnsterblichen Urbinatcn. Anch
dic im Palazzo del Te ans siiinlich glühcnder Sphäre
von Carstens empfangenen Zmpulse werden im Hinblick
auf dic immcrhiii gclockertc Gemeinschaft mit dcr Antikc
am verständlichsten sein. Doch trotz dieser aus der Natur-
anlage des Künstlers abgclcitetcn Empfänglichkeit, dic in
der Äntike ihr Jdealbild verkvrpeit schautc, erwucksen
seine Künstschöpfnngen nichl als freie Umwandlnngen
gegebener Motive, sondern vorwiegend alö vrganischc,

»I Die Literatur über Carstens ist verzeichnet bei Reber,
Gesch. d. nenern deutschen Knnst, S. tuu nnd bei Riegel,
Gesch d deutschen Kunst, S. 64. — Rnchträge zu Riegel's
Ausqabe der Fernow'schen Lebensbeschreibung des MeisterS
finden sich in: Kunstgeschichtliche Vorträge unü Nufsntze von
Herinann Nicgel. Braunschweig, Westermann, 1d77, S.
186—200. — Vgl- auch Zeitschrift f. bild. Kunst. V. Jahrg.
S. 52-59-
 
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