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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Das neue Theater in Augsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0139

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Das neue Theater in Angsburg

268

enthält. — Von diesem Raume, der wie alle anderen
dcs Theaiers durch Heißwasserheizung erwärmt wird,
fnhren rechts nnd links zwei sanft aufsteigende Gänge
zu deu Cperrsitzen des mit fürstlicher Pracht ausgestatte-
ten Zuschanerraums, dessen Anblick überraschend ist.
Der prächtige Kronleuchter, eiu Sonnenbrenucr von 400
Flammen, strömt durch Glasprismeu reichliches Licht
aus und belcuchtet die in den acht Feldern des Pla-
fonds eingesetzten, in Wachstempera auf Lcinwand ge-
malteu Bilver, die von Franz Lefler in Wien
ausgeführt wurden. Die reiche Ornamentik des Pla-
fonds hebt biese znr einen Hälfte im Oval, zur andern
im Viereck (3 M. hoch, 2 M. breil) ausgeführten Gruppen-
bilder kräftig hervor. Jn dieseu Darstellungen ist die
Musik durch eiuen Jüugling versinulicht, der die von
Amor bekränzte Leyer auf's Knie stützt, und durch ein
vou ihm umschlungenes Mädcheu, deren Flotenspiel ein
.am Boden lagernder Faun mit der Panspfeife begleitet.
Eine hohc Fraueugestalt mit zum Sprechcu geöffnetem
Muude, eine Pergamentrolle haltend, versinnlicht' die
Nedekunst nnd deren Macht ein Genius mit Donner-
keilen. Zur Darstellung von Epopve und Satire
erscheint cine weibliche Figur, eine Tuba haltend; deu
linken Arm auf einen Löwen gcstützt, mit eincn: Salhr,
der Geißel und Panspfeife hält, zur Seite. Die Tra-
gödie kounte nicht bcsser als durch Medea, die sich
ihren Kindern mit dem Dolche naht, repräscntirt sein.
Den Tanz verkörpert eine fcnrige Bacchantin mit dem
Tambourin, die ein Sathr znm froheu Neigen umfaßt.
Die Poesie ist in einer Jungfrau mit walleudem
Schleier, dcn Blick nach Oben gerichtet und in der
Hand die Lhra, personifizirt; eiu Knabe reicht ihr die
pfeilgetroffcne Nose, während zwei nebcn ihr schwebende
Genien die Fackel halteu uud Blnmen ausstreuen. Die
Komik ist durch eine sitzende Frauengestalt, die den
Jocnsstab mit der rechten Hand schwingt, mit der linken
Papiere anfschlägt, ausgcdrückt. Ein Mädchen mit
Pfauenfächer nnd ein Knabe mit vorgehalteuer Gesichts-
niaskc stehen zu beiden Seiten. Obgleich sämmtliche
Bilder höchst gelungene Leistungen sind, zieht doch die
über dem Proscenium befindliche Geburt der Schön-
heit am meisten den Blick auf sich- Die anmuthsvolle
Gestalt, die sich aus der Flut erhob, uud deren Geburt
Tritouen mit Muschclhörnern über das Mcer verkünden,
ist ja Aphrodite selbst, die bei Leflcr's Leistungen Pathen-
stelle vertrat. Der Gruudtou des Hauses, ein vorneh-
mes Gelb (cilmiriois), ist durch reiche Vergolduugen des
Plafonds, des Prosceniums und der mit geschmackvoller
Ornameutik gezierten Logenbrüstungen belebt. Die etwas
zurückstehenden Logenabtheilungen fasscn halbseidene Dra-
perien ein, dereu glühendes gioth bei dieser Anordnung
nicht übermäßig wirken kann. Das Orchester liegt nach
dem neuen Grundsatze etwaö tiefer wie bei älteren

Theatern und das Podium des Zuschanerraums ste'gt
stark amphitheatralisch empor, wodurch ein großer Theil
e charterres, das unter dem Logenvorsprung liegt, cen
Andlick der obern Bühnenhälfte verliert. Noch schlm»»«
>1 es auf der Stehgalerie, wo größtentheils imr ci»
^hrengenuß erwartet werden darf. Dagegen bietet der
!. ^ dkang den Miiiberbemittelten durch sei""
gnnstige^ Lage Entschävigung. DaS Auoitoriui»
ckOO Personen nud enthält 123 Sitze in Logen

Nanges, 90 II. Nanges, 58 in den Parterre-Logen, 2?
Sperrsitze, 165 nummerirte im Parterre, 183 "" H '
9l.ang, 136 in der Galerie, die festgesetzte Zahl für Sle)
Plätze eingerechnet. Der Zuschauerraum wird d»rch
den Hauplvorhang von cer Hand des Profcssors Eise"
menger in Wien gegen die Bühne abgeschlossen. D>e
originelle Koinpvsition des Hauptbildes, welche schr'"
ökr. 37 des vorigen Jahrgangs und erst kürzlich wic^>
in der Kunst-Ehronik besprochen wurde, steüt dar,
Aesop auf der Mauerkrönung einer Ouelle einem
fälligen Zuhörerkreise seine Fabeln erzählt, und zeigt
der Erfindung wie in der Ausführung die eininenlr
Begabung des Künstlers. Jn einer reizcnden Landsch-Ü'
ist der Vorgang dnrch die gelungcnsten Gruppir""b''
zum Ausdruck gebracht. Allerdings sindet nian vicsta 1
das Kolorit des sigurcnreichen Bildes zu düster, was
abcr vielleicht der gcrade dem Vorhang nicht i"
schenswerthem Maße zukoiumcndcn Beleuchtung Z"»"
schrelöen ist, bei deren genaner Kenntnijz der Künl^^
gewiß anch den breiten Rahnicn in seiner Färbung eiw"
untergeordnet hätte. Jn dicser Bordürc sino in ci»e>"
sortrankenden Ornamente Thierfiguren angcbracht, >"
zwei Medaillons die Grazien und Horen und im

Längr'"

schilde Illustrationen zu zwei Acsvpischen Fabelu- ^
ncre Schilde tragen die Namen von hervorrage"^
Dichiern. Obwohl die Zeit seit dem 16. August l"'
solches Werk sehr knapp zugemessen war, wußtc es ^
Künstler trotzdem zu eiuer hervorragenden Zierde
Theaters zu gestalten; erfreulichcr Weise hat dersellw a"^
die Herstellung des Zwischenvorhangs übernommen.'
erübrigt noch der Bühne zu gcdenken, deren dkaiiiii
hältnisse jenen dcr größten gegenwärtigen Theatcr >
annähern. Sie ist 25 M. breit, 18 M. tief, die H>"^
bühne 13 M. breit und 11 M. tief. Die Höhe bis »"
Schnürboden ist 21 M. Die Tiefe vom Prvste"'"
mit den drei Unterbühnen bis zum Kellerbodcn betrw^
8^2 M. Die Prosceniumsöffuuug hat 13 M-
und 11 M. Höhe. Brandt in Darmstadt besorgll
Bühneneinrichtung, Angelo Quaglio in Münche", '
die Dekörationen übertragen waren, könnte wcgen a" ^
weitiger Aufträge leider nur einen Thcil ausf""'"
Alle Nebenräume, Garderoben, Niusikzimmer,
saal rc. sind sehr zweckmäßig eingerichtct. Ebensv l>'^
alle Erfahrungen für Borkehrungcu gegen Feiu
 
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