Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe (13.1878)

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Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause.

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jedem thcatrcilischcn Pathvs, ersiillt cinc schlichtc,
pruntlvsc, fast antike Größc, und schvn nin diescr Chci-
rciktcrcigenschaftcn witlcn habcn die Franzvsen keinen
l^rnnd, Czerniak zn dcn Jhrigcn zn zählen, dcr jetzt
auch, >vic dieser Tage beschlvssen, seinc Ruhcstätte in
hciinischxr Erde finden wird.

Dic vstcrrcichische Ablheilnng mnsaßt iin Ganzcn
>2-1 Oelbildcr, 58 Aqnarclle nnd Zeichnnngen, 40
Sknlptnren nnd Mcdaillcn, 8l Architektnrzcichnnngcn
und 22 Stiche, Radirnngcn, Hvlzschnilte n. s. w., dic
uugarische 01 Oelgcmälde, ä Agnarclie nnd Zeichnnngen,
8 Sknlptnrcn nnd go Architcttnrzeichnnngcn. Es dnrften
Nch wcnige unter diesen Knnstwerken befinden, dic hier
z»»i crsten Male ausgcstellt nnd deshalb in dcr „Zeit-
schrift" nvch nicht besprvchen wvrden sind. Aber diesc
wenigcn sind nicht bedeutend genng, nin einc Bcsprechung
»u svrdern, >vv Ivir n»S niil ciner sninniarischen Uebcr-
stchl über das Bvrhandcne begnügcn inüssen.

Die zwvls Pvrträts Vvn Angeli, Engländcr nnd
^"itschc ans den Äahren 1874—77, untcr ihnen A.
-Oicnzcl, Dvinbannieistcr Schniidt, Lvrd Bcaevnsfield
»iid Graf Hvchbcrg, gchvren, Ivenn sie nni ihrcs schlich-
>r», anspruchslvsen Charaktcrs willen anch nicht das
geräuschvvlle Ansschen crrcgen, wic dic glänzendcn Bild-
»ißschvpfungen Bvnnat'ö vder dic prahlcrischen Rvbcn-
»»chtcllungcn vvn Carvlns Dnran, zn dcn bcsten, die
">»» aus dein Bkarsfeldc zn sehc» bekvninit. Mchr
"vch, das Bildniß dcs Grasen Hvchberg nnd das Selbst-
R'rlrät dcs Bkcistcrs erschicnen niir als die beste»
Pvrlräts, welche bis jctzt nnter dcr Hand des viel-
swschäftigten Künstlcrs cntstandcn sind. Die englischen
Pvrträts verrathen allerdings cinc gelvissc kühle Glcich-
gultigkeit, allcin ani Ende nnterstützt gerade sic die
^hcirakteristik der cdlen Lvrds, deren Ansprüche a»f
o'»e Pvetische Anffassnng ihrcr wcrthen Persvnlichkciten
>'ch vhuehin nnr schwer begrnnden ließen. Canvn nnd
^»»> hätten besser nnd glänzender vcrtreten sein
kv'uien; indessc» charakterisirt das van Dyck'sche Pvr-
lrait der Gräfi» Schvnbvrn hinreichcnd die ncnere
Nichtnng deö Ersteren, dcr anch bei deni Anlchncn an
u»c Bvrbilder die ihni eigelithiiniliche sti'vblessc nicht
berlvren hat.

An das Gebiet der grvßen Malcrei streift das
Aeiterpvrträt dcs Gcneral Landvn vvn L'Alleniand
s"'- ein krästig nnd svlide gcnialtcs Bild Vvn echt hi-
»vrischer Anffassnng. Das Genrc ist dnrch cine reizcndc
»vnetianischc Balkvnsccne vvn Engcn Blaas, dnrch

gmiz vvrtrefflichc kleine Bildchcn Vvn Carl Prvbst
(eiiie Danie in, wcißen Atlaskleide Vvr cincni Biblivthck-
(chranke und eine Wirthshanssccnc niit cincr Karten-
kegcrin) »nd dnrch drei italienische Bilder vvn Schvnn,
""wr ihuen cin kürzlich vvllcndetes „Vvlkssest an dcr
gciiuesischen Küstc", wiirdig vertrctcn. Eine besvndere

Gruppc bilden die Tirvlcr Desrcggcr, Gabl und
Schmid, dcr Wicner Knrzbaner nnd der Böhnie
Gabriel Max, dic sich, wenngleich der Münchcner
Schule angehörig, den Oestcrreichcrn angeschlvssen nnd
dadnrch dcn Vvrtheil crreicht haben, zweinial — hier
nnd in dcr dentschen Abtheilnng — vcrtreten zu scin.

Unler dcn Landschastsinalern nchmen Lichtcn-
scls, Engen Jcttcl, Ribarz, Rnß, A. Schässer
(Küstc vvn Jstrien, durch charaktcrvvlle Wicdergabc dcs
Tcrrnins ansgezeichnet), O. v. Thvrcn »nd Unter-
^ berg er einc hervvrragendc Stellnng cin. — Dcnstinhni
der österreichischcn Agnarellinalcrei haltc» R. Alt n»d
Passini in glänzcnder Wcise ansrccht.

Vvn plastischc» Werkcn habcn nur cinige Büsten,
nntcr ihncn nichrerc vvn Tilgner, und einige Sta-
lnettcn in dcn Gcniäldesalvns cinen Platz gefnnden.
Dic grvßen nivnnnicnlate» Arbeiten sind i» dcr cle-
gantcn, Vvn Lausbergcr init Sgrafsiti gcschiniicktcn
Lvggia ausgestcllt ivvrden, Ivelchc den Eingang zu der
östcrreichischcn Jndnstrieansstellnng bildct. Dvrt stcht
inniitten einer Blnnicngrnppc Tilgner'S Kaiser Franz
Jvseph nnd nntcrdenBögen dcrHalleSchniidgrubcr's
Dürer, Wagncr'ö Michcl Angclv, Becthvpcn und
Prvinethcns Vvn Zninbnsch, »nd die Kiliistindnstrie
vvn Knndinann, dnrchlveg Arbeiten, wctche der öster-
. rcichischcn Sknlptnr neben der frnnzösischcn eine achtung-
gebietende Stellnng sichcrn.

Aiwlf Noftnbcrg.

Die Oahresausstellung im Ivieuer Aüiistlerhause.

111.

Die Jahresailsstctlnng hat, sehr zn ihrcni Vvr-
thcile, gegen den Schluß eine sv bcträchtliche Anssrischnng
crsahren, daß Ivir nvch ciunial anf sic zilriickkvinine»
müsscn. Anf den, Gebiete des Pvrträts sind zn-
»ächst drci nene Arbeiten deö Histvrieninalcrs Grie-
penkerl zn crwähncn, dic zn dei» Besten gehören,
Ivas in Wien scit Äahrcn gclcistet wurde. Vvrnehine
Anssassnng, lebcndigc Wiedergabe, krastvvlle und un-
geschininkte Behandlnng sind insbcsvndcrc scincn Bild-
nissen dcs Landschasters Lichlcnfels nnd dcs Architckten
Nicniann nachzurühinen. Prvs. Gricpenkcrl hat seinen
gcnannten Kvllegcn an der Wiencr K»>Otakade»iie init
dicscn Arbciten eineii schönen BciveiS seines tnnstleri-
schen Verinögens, den Pvrträtijtcn vvn Fach abcr einc
beherzigcnswerthc Lektivn in dcr Behandlung dcs
Pvrträts gegcbcn, ivelche hvffcntlich die bei nns gras-
sircnden Kvstünibilder init Pvrträt einigerniaßen vcr-
schcnchen Ivird. Uebrigens scheint in dieser Beziehnng
dic Erkenntiliß des Guten nnd Böscn endlich doch auf-
zndämincrn; dcnn Canvn, einer dcr Urheber der
theatralischen Richtnng dcs Porträts, hat diesinal