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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Abrest, Paul d': Der Salon, [1]
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Kunstausstellung in New-York
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0324

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Kunstnusstellunff in Now-Aork.

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docirt hatten. Garnicr wähltc fiir scin Bild dc»
Brennpunkt der Hntdignng. Thiers sipt allcin, an-
schcincnd gefaßt, abcr doch mit bewcgten Ziigcn ans
seincr Bank, „>» ihn hcrnm ivüthet dcr Orkan dcr Bc-
geisterung, während ihm gegeniiber auf dcr Minister-
bank ciuf der rechtcn »nd im Hcniichkle Bcstürznng,
Eierdruß und verbissencr Zorn sich malcn. Der grvßtc
Wcrth de§ Bildes ist dic Genanigkcit, mit ivelchcr anch
dw kleinsten Details behandelt wnrden nnd dic photv-
g^phische Achnlichkeit der 150 bis 200 anf den klcinen
Rauni zusanimengedrängten Köpfc. Einzclne darunter
Üud nicht nur, was matcrielle Achnlichkeit bctrifft, svn-
auch in Bezng anf moralischc Wiedergabe der
Phhlivgnvmie geradezu Mcistcrwcrke, z. B. Gambetta,
^r mit dem mächtigcn Gcstus eincs Bvlkstribuncn dcn
Gegncrn fcst in's Augc schant nnd auf Thiers mit
^er Hand weist. Der Führer der Majorität kann sich
lür die Nachwelt keine günstigere Vcrewigung wünschcn,
"lS die ihm auf dem Bilde Garnier's zu Thcil wird;
seine vriginellc und urwüchsige Pcrsvnlichkcit kvmmt da
nüt allcr Kraftfüllc znr Geltung. Anch anderc >ve-
'Uger bekannte Mitgliedcr der Linken sind hicr getren
^or Nachwclt überliefert. Das ciu wenig pvmphafte
Denkergesicht des gegcnwärtigen Präsidenten dcr Vcr-
snninilung Henri Brisson, die vcrwettertc, aber hvchst
"'arkige Gestalt des Präsidentcn des Pariser Gemeinde-
rathes Lherusscn, das theatralischc Wcscn Etienne Aragv's
""d viele Andcre. Bon der Rechten ist der spargcl-
lnngeKampfhahn dcrBvnapartistcu am bcstcn getrvffen,
der ain Fuße der Tribüue mit crzwiingenem Lächeln
N"d herausfordernder stNienc in's Wcite blickt. Dic
grdßte Sorgfalt jedvch vcrwcndctc der Künstlcr anf
7" Schildernng des Katzenjammers dcr Ministcr. Dcr
Hrrzvg vvn Broglie lvcndet sich mit stvrrischcm Blickc
""s seineni Sitze um, als läge cr anf dcm Roste dcs
^üigen Laurcntius. Fonrton gleicht dcr leibhaftigen
^tatue der Berblüffnug. Die audcreu Minister sind
sehr in Bergessenheit gerathen, daß man Mühe hat,
Nainen dieser Eintagsflicgen auf ihre Gcsichtcr zu
'ohen. Ju sxlbst dic Zuschancr der Tribüuen sind die
gewvhnten Stammgäste, nnd die Jnsassen dcr brciten
^nurnalisteulvge werden, Ivcnn sic cinen Gang durch die
^nle des Jndustrie-Palast machcu, sich auf dcu ersteu
^l'ck crkenuen, vvn dem Petit-Zvnrnal mit deni wallcn-
Haar angefangen bis zum dürren altkathvlischc»
^ertrctcr der diplvmatischen Dcbats. Das Werk
^urnier's ist nicht allein eine Arbeit dcr Pietät gegeu
großen Staatsmann, svndern ein histvrisches Werk,
^lches nach Jahrhundertcn — wenn dic heutigen Oel-
l"'ben nicht vcrblasscn, —befragt werden Ivird, wenn sich
""" 'wch leidcnschaftlichc Geschichtsfvrscher für uuserc
"'laiiientarischeu Größcn interessircn.

Panl d'Abrcst.

Auiistausstellling in New-!)ork.

Die 53. jährliche Ansstellung der Akademie, welche
am erstcn April eröffnet Ivnrde, nnd ini Mai ihr Ende
erreichte, nmfaßte 747 Nnmmern, eine Zahl, die keinc
frühere AnSstellung nvch anfzuweisen hatte. Wichtigcr
für den Erfvlg isl es jedvch gclvesen, daß ma» hinsicht-
lich der Anfnahme Vvn dcr alten Rcgel abgewichen war,
dcu Wcrken amerikanischer Maler, gleichviel ivie ver-
unglückt nnd stümperhaft sie ivaren, dic Säle der Aka-
demie zn öffncn. Jene uaiven Sudeleien, schlecht kvlo-
rirteu Stickmustern ähnlich, mit znrücktretendem Bvrder-
grund und vvrspringendem Hintcrgrnnd, a»f die mau
früher überall sticß, gehörcu dcr Bergangcnheit an.
Anch die religiöse Malerei, die sich rcgelinäßig nnr
durch Biißgcbnrten bemerklich machte, Ivar anf ein Mi-
ninini» rcdneirt; übcrhanpt Ivar ein richtigereS Bcrhält-
niß zwischen dem Wvllen nnd Können wahrnehmbar.
Ncbcn dcr Landschaft, welche Ivie imnier Vvrherrscht,
Ivird das Genre mehr »nd mehr mit Glück knltivirt,
Ivährend die eigentliche Histvrienmalerei, für die ev einst-
Ivcilen nvch keine znreichendcn Kräfte giebt, diesmal
nnvertrcten Ivar. sticichliche Gelegenheit Ivar gebvten, dic
Leistnngen der ältern Akademiker mit dcnen der jüngern
Künstlcr zn vcrglcichen, dic nnter den Eiuflnß der cnrv-
päischcn Schnlen gckvnimen sind. Ans beiden Rich-
tungen sind anziehcnde, gclnngcne Wcrke hervvrge-
gangcn; einigc dcr Jüngern bekunden bcdcutendes Ta-
lcnt, nnd wenu manche vvn ihnen sich einstwcilen nvch
streng a» ihre Bvrbilder halten, sv tritt dvch in ihren
Leistnngen schou größere Maunichfaltigtcit hcrvvr; sic
crwccken Erwartungen sür die Znknnst,. während in
dcm ältcrn konventivnelten Stil eine geivisse Einsörmig-
keit anffällt, Ivelchc das Hinzntrctcn nener, frischer Elc-
mentc änßerst Ivünschenswerth macht.

Eincr derhervvrragcndsten unter den jiingern Land-
schaftSmalern ist 9k. Slvain Giffvrd. Er hatte cinc
grvße Laudschaft ausgestellt: Dartmvuth Mvvrs. Dcr
nielanchvlische Zauber des HerbsteS ist in seiner ganzen
Pvcsie Iviedcrgegeben; es ist cine ächte StimmungSland-
schaft, dergleicheu Vvr süuf und zwanzig Jahren ein
aincrikanischer Bkaler nicht zn schaffen vermvckit hätte.
Die Ansführung verräth bcsvnders in dcr Bchandlnng
dcs LichtS den günstigen Einflnß eurvpäischcr Knnst.
Ein Glanzpnnkt der Ausstellnng Ivar anch cine Gcgend
anf Lvng Jslaud bei Svnnenuntergang vvn Eharles
Miller, ein herrliches Wcrk, Ivahr, dnftig, nnd stim-
mnngsvoll, die Natnr, wie sic sich in dcm wahrcn Künst-
lcr abspiegelt. Thvmas Moran, der Malerder Felsen-
gebirge und der Gegenden am Vellvw-Stvneflnß, hat
sich dieSmal nach dem Osten gewcndct nnd sein Bild
„eiu vricntalischer Tranm" bcnannt, und tranmartig
ist es auch, buut, Verschivvmmeu, undeutlich, aber dnftig
 
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