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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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685

Kunstliteratilr,

686

Ruiistliteratur.

Ernst Rcthwisch, Das Wcsen der bitdenden Knnst,
Berlin, C. Dnncker's Verlag, 64 S. 8.

Eine Neihe ven Räsonneinents, dic nicht zn Rc-
sterivncn ausgereist sind »nd dic inan Ilnsangs gencigt
stt. uni des stvlzen Titels Ivillcn crnst aufzufassen. Bald
jedvch stvßt man anf incrkwiirdige Behauptnngcn nnd
^orschrjstvn, ivie dic bei Behandlnng der ssiage nach
ber Verwendnng nacktcr inenschlichcr Leichnainc in dcr
Malcrei, Nachdcm dcr „interessantc Unterschied", vb dcr
uacktc stcichnam ein männlichcr vdcr weiblichcr sei, des
Nühercn bcsprvchen ist, wird dckretirt, daß einc solchc
^urstellung nnr erlanbt sei, svweit das Vvn ihr er-
wecktc Gefühl „nicht Unwitlen ist, svndcrn Mitlcid
^^er ein ähnliches (!). Sic Ivird nicht unschvn sein.

und jencs darf nicht dargestcklt Ivcrden'? Es scheinl aber,
daß dcr Berfasscr den Gcsichtspunkl dcs die Knnst Ge-
nießende», der sich heranssncht, was ihm gefälll, nicht
»nterscheidet Vvn deni anderen des Knnsthistvrikers, dcr
das einzelnc Erzcngniß dcr Knnst aus den Berhäll-
nissen, Ivelchc sein Entstehen bedingten nnd ans der
Wirknng, die cs anf dic Weiterentwicklnng ansnbte,
benrthcilen Ivill, nnd vvn dein des Aesthetilers, der
init Zngrnndelegnng der histvrischen Fvrschnng den
inncrstcn Gehalt des Knnstwerks wissenschafslich klar
zn legcn hat. Aber wic kann inan Schärfe des Ge-
dankens da fvrdcrn, Ivv dic Philvsvphie als das „Bc-
innhcn, sich einc Weltvrdnnng zn kvnstrniren, dic dcr
Jndividnalität aiigemcsscn ist" dcsinirt, >vv dic Religivn
als „cinc Erfindnng der Ralnr" bezeichnct Ivird'?
p'assen Ivir alsv licbcr die svnstigcn Erklärnngen, ivie
den Unterschicd der Gcnre- nnd der Histvrienmalerei,

sich'n'^'V^' ^ ^ Kvpfe nnr lebcnsgrvß vder nbcrlcbcnsgrvß gcmalt

ganz fern davvn zu halten, dcnn — uno ywr ^ ^ ^ ^ ^ ,

ginnc» v;» .

kunstgeschichtlichen Kenntnissc des Bcrfasscrs
" uiählich i» dcn Vvrdergrnnd zu trctcn — „die
B'vßen Jtaliener haben fast nie Lcichen gcmalt". Sv-
"uu mird nns der „Fnndamcntalsatz allcr Kunst"
s daß nur „das Mvglichc, nic und niinincr abcr,

' b nie und nimmer gcschchcn kann", znr Darstellnng
^ ungen diirfe, „Der RUtt in's alte rvmantische Land
l"j^' ou^tich cinnial aufhvren. Dcn Ernst dcr Wahr-
dcr Dcnker miihsain in's Svnnenlicht gezvgcn
svll p^r M,isllvr mjt bvin Zanber dcr Schvnhcit
uiivvdvn," „Die Knnst svll nicht Wnnden schlagcn,
'Uiern Wiindcn schlicßen, sic svll das Dcnken mit
ein Soin versöhnen..." Was „svll" die Knnst nicht
os! Nur schade, daß dcr Gcsetzgeber vcrgißt, daß
al^ jubald sie in Wirknng tritt, anfhvrt, cine

^ stvakte Einhcit zn sein, daß sic sich in dic nnendliche
)eit dcr cvncretcn Knnstwerke auflvst, daß es cin
Ueisi,m ist, zn verlangcn, daß dicse Knnstwcrke alle
'chZeitig nnd nnr nach ciner Seite hin Ivirkcn svllen,
sie j,i jjj^. IZielheit dcr berechtigtc Auödrnck eincr
. " ber mannigfaltigstcn Stiinmnngcn sind, daß jedes
ksc „e seincn Zweck crreicht hat, Ivenn cs cinc ivahr
^ upsnndene Stiminung zum vvllcndetcn Ansdrnck ge-
ei'm^ ""d dadurch dic Möglichkeit in sich trägt,

, berivandtc Stimmung zu hvherem Pulsircn zu
r.,'"stou uiid sie, dic sich viclleicht nnklar gelvcsen nnd
l os „ach cincn Ausdruck gernngen hat, ans diesen
u zu bcsreien nnd sich nnn ausznlcbcn. Er ver-
, i . daß es ancki bci den Geniestendcn tausende Vvn

wcrdcn diirfcn, da cs „schvn aus rein äußerlichen
Gründcn rein nninvglich ist, allc charakteristischen
Zügc znm Ansdrnck zn bringcn", cbcnsv die Ilnter-
snchnng der snbtilcn Fragc, Ivie die „2dce der Mensch-
hcit" dargestellt iverdcn svll, Ivas nach des Bersassers
Meinnng nnmvglich ist: „denn dazn Iväre die Dar-
stcllnng eincs Wcsens crfvrderlich, das das Wesen dcs
Mannes mit dem Wcscn dcs Weibes vereinl" — >vv-
bei ihin vielleicht dic Mvglichkeit, Adam »nd Eva
nebeneinander abznbilden, eine lnminvse Lvsnng an die
Hand gcben kvnnte — nnd betrachten Ivir licbcr »vch
cin wenig dic Basis dcr knnstgeschichtlichen Kenntnisse,
anf Ivclchcr sich diese Gedanke» anfbanen. Da lcrneii
wir z. B., daß dic Jdee dcs Gvttlichen nnter dcn
Händen dcö Künstlers „zu menschlichcm Wesen in seiner
Blüthe" Ivird. „Sv bei Phidias, als er den Apvllv
schnf". Es wird das Ivvhl anch sür den Phidiaö'schen
Apvllv zu Dclphi Ivahr gclvesen sein, aber dcm Ber-
fasser hat vffenbar der ZcnS zn Olympia Vvrgcschivebt,
dcr hicr allein als Beispiel dienen kann. Dieses O-ni-
prvquv brancht abcr nicht zn überraschen, ivenn ivir
Ivciter lesen: „Dic Sixtinische Madvnna ist übrigens
dic einzigc aus der Ilnzahl (!) Raphaclischer Madvn-
ncn, anf der sich Engcl sindcn". Ilnd in der zlveiten
Zeile daranf Ivird die „VivvAv nn poisson" erivähnt.
Dvch gcnng! Früge nian den Berfasser nnn, in ivelchc
Wisscnschaft alle diese Ansführnngen gehvrten, sv läßl
sich die Antlvvrt denken: selbstverständlich in die Ilesthetik,
der es nnter den Wissenschaften gcht, Ivie dcr Jvnrna-

tische Forschungcn nnr bestärken. U,„ s^ energischer
 
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