Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

DOI Artikel:
Benndorf, Otto: Der Hermes des Praxiteles
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0396

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
78 l

Der Hermes deS Prnxiteles.

Mvthck, ist nciicrdings als Batcr dcS Praxitclcs
^^vicscn. Danach habcn dic dtaincn Kcsthisvdvtvs
und Praxitelcs, viclfachcr gricchischcr Familicnsittc cnt-
il'uchcnd, zwischen Vater nnd Sohn gcwcchscll Dicsc
^ latsachc ist vvu Wichtigkcit. Sie bcrcchtigt zu der
^'"lcrn, auch an sich dnrch glaublvürdigc Griiude an-
">^r Art unterstütztcn Auuahinc, daß cin ältercr Bild-
-aiicr Praxitclcs, von Ivclchein Pausanias in Athcn cinc
(Dcincter, Kore und Jakchos) anführt mit cincr
^ünstlerinschrift in attischen Bnchstabcn, ivclchc vor
>nklcides (403 v. Chr.) in Gebranch ivarcn, Großvater
^ Praxitcles gcwescn sci. Eiu süugcrer Bildhaucr
UiaxitcleS, deu die Scholieu zu Thevkrit bcstiniiut nntcr-
lchcidcn nnd in dic Zcit des Kvuigs Dcinetrivs sctzcu,
">sclbc Künstlcr vhne Zweifel, ivelchcin der niu 287
^ Chr. vcrstorbene Thcvphrast tcstanieutarisch die Aus-
iühruug ciuer Porträtstatuc iu Athcu übertrug, ist dauu
i'cm Abstaude dcr Jahrc cutsprechcud tvahrscheiulich als
^utcl dcs Praxitclcs zu Lctrachtcu. stlvch iu rvuiischcr
-äcit lcrnen ivir aus attischeu Juschriftcn zwei Bild-
Micr alS Träger des bcrühintcn Naiucus kcuucu.
^cide ivarcu für vffeutliche Ehrcudcukinate beschäftigt,
ivclchc dcr Staat rvuiischcn Gvuncrn crrichtete: ciu
-vlaritelcS, dcr cinc Statne dcsCasns Aclius Gallns, dcs
U>äfcctcu vvn Acgvptcn iu dcn Jahreu 20—24 v. Chr.,
'"'sführtc uud eiu spätcrer, der ciu Pvrträt dcs Prv-
>cnsnls Cn. AccrrvniuS Prvclus (Cvusul d. I. 37
nach Chr.) nrbcitete. Auch diese bcideu Künstlcr alsv
iü'hcn in cincin zcitlichcn Abstandc, ivclchcr dcm Bcr-
hältniß von Grvßvatcr nnd Eukcl entsprcchcn kvnutc.
Danach crgicbt sich — Vvu dcn lctztgcnauntcn abgc-
schcn — thcilS sichcr, thcils tvahrschciutich als Staiuni-
bauui dcr Familic:

dvr 403 v. Ch. der glcichuamigc Grvßvatcr des
Prapitcles, Mcistcr ciucr Gruppc iu Athcu mit
Küustlcrinschrift in altattischcn Buchstabcu:

2) Zu Anfaug deS vicrtcu Jahrhuudcrts der Vatcr
dcs Praxiteles, Kcphisvdvtvs, Mcistcr dcr svgc-
nauntcn Lcukvthea uud andercr Wcrke in Athen;
gegcn die Mittc des vicrtcn Äahrhnndcrts Pra-
pitcles;

'l) iu der zwcitcu Hälftc des vicrtcu Jahrhuudcrts

782

sauias gcgcuüber. Beispiclswcise daukcn tvir sciner
Pcricgesc die Kcuntuiß vielcr pvlykletischer Wertc; nur
bci ciucm abcr hat er deutlich deu älteru Pvlyklet
vvu dcm jüugcru Pvlyklct geschiedeu. Die Vcrtheiluug
der ciuzclucn Wcrke aus dcn eincn vdcr dcn andcrn
Pvlyklct muß dahcr thcilivcise dnrch Schlnßfvlgcrungcn
vvllzvge» Ivcrdcu uud blcibt tvic begreiflich mchrfach
uusichcr. Pausauias hat auch das Wert dcs ältcru (vcr-
muthlicheu Großvatcrs) Praxitelcs iu Athen ohnc aus-
gcsprvchcuc tluterscheiduug dcr dlamcu angcsührt, sv daß
dassclbe trvtz dcr chrvnvlvgischen tlnmvglichkcit bis hcutc
uutcr die Arbcitcu dcs grvßcu PraxitclcS gezählt Ivcrdcu
kvuutc. Pausauias zeigt übcrhanpt nirgcuds, daß cr
mehr alS cincu Träger dicscS sttamcnö keuue. Auch
vvu dcm ii» Heraivn zu Dlympia aufgcsuudcueu Wcrkc
sagt cr vhuc erläuterudcu Zusatz, daß es vvu Praxi-
tclcs hcrrührc. Mag er dicsc Augabe ans eincr Künst-
lcriuschrift, die wir mit dcu vbcreu Thcitcu dcr Basis
vvu dcu wcitcrcn Ausgrabuugen nvch crivarten kvunteu,
sclbst eutuvmmeu, ciucr ältcrcn Pcricgcsc cutlchnt vder
aus müiidlichcr Lvkaltraditivu crsahrcn habeu, gleich-
viel: uach dcn angesührten Thatsachen ist cs
uicht blvß zuläßig, svudern gcbvtcu, zu fragen,
auf welcheu Praxitcles sich jene Angabc bc-
zichc.

ni erster Liuic Ivird das Wert sclbst darübcr
zu cntscheideu habeu, da andcrwcitige crgäuzendc dlach-
richtcn aus dcm Altcrthui» nicht Vvrlicgcu.

Dic eingehcndcu Bcvbachtuugcu Gcvrg Treu's,
wclche die Gew'ähr eiuer auschanlicheu Fvlgcrichtigkeit
iu sich bcsitzen, stcllcu außcr Ziveifel, daß die ivicder-
gcfundeuc Statuc ciu Origiual deö vierteu Jahr-
huukcrts ist. Als attisch giebt eS sich, bei eiucr Schvu-
hcit, dcrcu uugew'vhulichen Eindruck man dcr cmpfnn-
d^iicii Cchilderung Ivillig glaubt, durch cinc gewissc
geuialc Uugleichmäßigkeit dcr Durchbildnng zn er-
keuncn, ivclchc thciliveise durch hinzntreteude Färbuug,
auch ivvhl durch Bcrcchuuug auf die BeleuchtuugS-
verhältuisse des Aufstelluugsvrtes sich crkläreu mag, im
letzten Grnnde abcr, um es ungefähr mil eineui Wvrte zu
sageu, aus dem Tcmperamente des Athcncrs zu vcrstchcn
seiu Ivird. Praxitelisch ist die Gesammtaulagc derFigur.
Das aumuthigc Aiilchueu au ciueu Baumstamm, dic
Iveichc Ausbiegung der

, ber Svhu des Praritclcs Kephisvdvtvs, alS Bild ' (V (( vo eiueu Hüskc, dcr grazivs über

hauer thätig mit seiucm Bruder Timarchvs; ! . -oli ohvbon 2l>m, >iud Züge, Ivelchc dcr Blcister

>"» 300 v. Ch. der glcichuamige Enkcl des Pra- ' »»b Vvr Allem zarte Schvuhcit gclang

- - - - - - - ""t besvndcrer Vvrliebe verwertlietc.

xitclcs, Zcitgcnvssc dcs Thevkrit uud Thevphrast.

besvuderer Vvrliebe veriverthete. Prvpvrtivu uud
Haltuug dcs im Ari» sitzcudc» Kiudeö ivicdcrhvlt sich

Ein sv häusigeS Vvrkvmmcu eiucs uud dcsselbe» ' auffallcud geuan iu deu, Wcrke, daS ivir vvi üt -
^"'ItlcruamcuS au eincm Orte vcrpflichtet sicherlich telcs' Vater Kephisvdvt bcsitzeu. Vvu dcmselbu o! ?-"
o»cr Prüfuug scdcs cinzclueu Fallcs, ivcuu cr iu > svdvt keuut Pliuius eiucu Alvroui-in.--
Ueberlicfernug ohuc uähcrc tlnterscheiduug auftritt. , puti-um i» inl'nntiu. nntriong

llur

?erpflichtuug vcrschärsl sich der zuverläßigeu abcr ! Ivaudtcs Mvtiv, daS niau sich mithi» M ciucn Licb-
allznvft ivvrtkargcu Bcrichtcrstattuug dcs Pau- I lingsgedaulcn, alS eine Art traditivucllcS Eigcutbum

getviß cin ver-
eincn Lic
Eigcuthum
 
Annotationen