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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 107
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0436

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weit davon entfernt, sich in dcr Hcmdhabnng ihrer gesetzlichcn
Vefugnisse vvn einem Geiste des Mißtrnucns und des Gegen-
sntzes gcgen die VolkSwnnsche leiten zu lnssen, dnß sic vielmehr
dei ihren Mnßnnlnien nur ihre Verpflichtung für das öffent-
liche Wohl nnch bestcm Gcwissen zu erfüllcn bestrebt ist. Die
Aufgnben, welche in Prcußcn und in Tcntschlnnd uoch zu er-
füllen sind, erfordern nnch wie vor die gemeinsnme und unbe-
fnngcne Hingabe nller Krüfte: innerhnlb der Ncgicrung besteht
über die Größe, über die Dringlichkeit und über dns Wesen
dieser Aufgnbcn keine Verschiedenheit, kein Widerstreit der Vtei-
nungen; alle Theile der Regierung aber sind zugleich dnvon
durchdrungen, dnß dieselben nur nuf dcm Wege einer entgegen-
kommenden, eingehenden Verstündigung mit der Volksvertretung
einer ersprießlichen Lösung entgegengeführt werden können. Wenn
die Regierung in den Frngen der inneren Neugestnltung nicht
so rnsch vorgeht, wie es hier und dn erwnrtet wird, so ist zu
berücksichtigen, daß es sich bei den Letreffenden Schritten nir-
gends um eine vereinzelte Frnge, sondern um einen großen
Znsnmmenhang neuer Schöpfnngen hnndelt, bei welchen nicht
blos die Gesichtspnnkte in der inneren Verwnltung selbst, son-
dern auch der Gnng der weiteren Entwicklung dcr Bundesver-
wnltung und deren Verhältniß zur besonderen Lnndesverwaltung
in Betrncht kommen müssen. Gernde jetzt treten ferner die
jüngst geschaffenen standifchen Einrichtnngen in den neuen Pro-
vinzen zu einer ersten Bethätigung in Wirksnmkeit, und es
empsiehlt sich gewiß, die hiebei hervortretenden Erfnhrungen
über die weitern Entwicklungen mit in Betracht zn ziehen. Es
ist kein Grund vorhnnden, an dem ernsten Willen der Regie-
rung zur Durchführung der Verbcsserungen, deren Vedürfniß
sie selbst offen anerkannt und verkündet hnt, zn zweifeln; je
größer nber die Schwierigkeiten der umfnssenden nnd in nlle
Gebiete des Staatslebens tief eingreifenden Aufgnben sind, nnd
je mehr die Meinnngen über die beste Art der Ausführung
innerhalb der polinschen Kreise anseinnndergehen, desto mehr
ist es Pflicht aller ernstcn Politiker, jene Schwierigkeiten nicht
durch Aeußerungcn bloßen Pnrteistreites zu vcrmehren und durch
unbillige Anklngen dns Ansehcn der Regierung und dnmit zn-
gleich die Geltung Preußens zu schmnlern. Will die libernle
Partei in Wayrheit Preußens Aufgnben erfüllen helfen, so
möge sie vor Allem Gerechtigkeit üben nuf dns, was wir in
Preußen bcsitzen, und nicht unbedächtig Denen in die Hänbe
nrbeiten, die in der Lästerung und Herabwürdigung Preußens
ihren Beruf finden."

V a S e u.

* SchweizingeN/ 9. Sept. Die Errichtung einer höhern
Bürgerschnle dnhier geht raschen Schrittes ihrer Verwirklichung
entgegen und hat solche ohne Zweifel die Frcnnde der wnhreu
Bildung, des Menschenwohlcs und des in unserer Zeit fo un-
nwshnltbaren Fortschrittes in eine frendige Stimmung versctzt.
Die für die Grüudung cines in dcr Gegenwnrt höchst wichtigen
und in der Zukunft reichlich lohnenden Jnstituts sich thütig cr-
wiesene Gemeindebehörde hnr sich durch diese Neuschöpsung
cin unzerstürbnres Denkmal gcsetzt. Die rnstlosen Bemühungen
der Stadtbehörde für gennnnte Anstnlt zcugen von tiefer Eiu-
sicht in die so viele Ansprüche geltcnd mnchenden Verhnltnisse
der lstegenwnrt, von dem richtigen Erfnssen der geistigen und
politischen Weltlnge, die mehr nls in irgcnd einer Zeit mit
der Aufsorderung an uns hernutritt, geistige Tüchtigkcit, Er-
werbung einer nllseitigen, gründlichen Bildung mit ntlem Ernste
nnzustreben.

Wohl ist dieser gebictenden Nothwendigkeit schnn seit eiuer
Reihe von Jnhren durch die biSher bestnndene erweitertc Vols-
schule möglichst Rechnung getrngen worden und konnten die
Leistungen dieser Anstnlt denen einer höheren Bürgerschule in
mnnchcr Beziehung ohne Bedenken zur Seite gestellt werden,
was jedenfnlls dcm Wirken guter Lehrkräfte zu verdnuken ist.
Durch die Anftellung einer größeren Znhl von Lehrkrüften knnn
nber bci der neuen Anstnlt mnnchem Lchrgegenstnnd eine größere
Stundeuznhl zugenüesen und können die Diseipliuen in solchem
Umsnnge gelehrt werden, wie sie durch neueste Verordnung sür
die in Znhl und Reihe gleichstchenden Klnssen eines Realgym-
nnsiums vorgeschrieben sind.

Möge es nnn der für diese wichtige Angelegenheit bisher

in so nnerkennnngswerther und rühmlicher Weise sich bethäkig-
ten Gemeindebehörde bei der iyr eingeraumten Mitwirkung bei
Besetzung der Lehrstelle gelingen, insbesondere die Vorstands-
stelle durch einen tüchtigen, in nicht zu hohem Lebensnlter und
der Gcmeinde nicht zu sern stehcnden rüstigen Schulmnun zu
besetzeu.

D e u t s ch l a tt S.

Mttllcheir, 5. Sept. Die bnyerische Armee ist bisher
iu vicr Armeedivisioueu eingetheilt; vor lüngerer Zeit aber bcab-
sichtigte mnn die Theilnng der Armee in zwei Armeecorps, um
ciue Uebcreiustimmung mit deu Eiurichtuugeu der Armee des
uorddeutschcnBundes herbeiführcn. Die Ausführung ist dnmnls
aus finanziellcn Gründen unterblicben, soll aber nunmehr znr
Ausführung gelangcn und zwnr — weil, wie man vernimmt,
die preußische Negierung eine solche Formation der bnycrischen
Truppen schon in Friedenszeiten für zweckmäßig und nothwendig
crnchtet. Bis nuf die Ernennuug der beideu Armeecorps-Com-
mandnntkn soll dns Projekt vom Köuig in den jüngsten Tngeu
geuehmigt worden, die Erneunung aber demnächst zu erwarteu
^ein, damit die neue Formatiou, wie sie Preußeu wünscht, am
1. Oktober in's Leben treten knnn.

A tt s L a tt S.

Paris, 6. Sept. Dns Hnuptnugenmerk des Pays ist
auf den von ihm erfundenen Plnn Prcußens gcrichtet, sich der
Niederlande zu bemüchtigen. Denselben könnte, wenn sie sich
selbst überlnffen blieben, das gleiche Loos, wie Frnnkfurt und
Hnnnover. blühen. Das Hnng und Amstcrdam würden pren-
ßische Stüdte, die ganze holländische Küste küme an den Nord-
bund, nnd die preußische Marine würde mit eincm Schlnge
„Jnvn, Sumntrn, Borneo, Batnvin" gewinnen, und Dentsch-
land könnte nlsdnnn eine Seemacht ersten Rnngs werden. Und
Frankreich? frngt nun das Pnys. Soll es Gewehr bei Fnß
viesem neuen (im Gehirn der Hnysrednkteure eristirenden) At-
teutnt der Gewnlt nnf das Recht beiwohnend „Soll es die
Demüthigung über sich ergehen lnssen, dnß vor seinen Augen
der Schwache von dem Stnrken unterdrückt wird, ohne dnß es
berechtigt wäre, jcnem Zn Hülse zu kommeu?" Und dabei
klngt mnn über die lammfrommen deutschen Zeiluugen, daß
diese zum Kriege hetzen. — Einen blutigen Cnlembourg sindet
mnu iu der Eclipse. Es ist vom StaaUstreiche die Rede. Eiu
Ordonunnzossizier kommt am 4. Dez. zu Genernl Arnnud uud
verlnugt dringliche Verhaltungsbcfehle: man bnnt nn der
großen Bnrriknde dcr Porte St. Denis. Genernl St. Arnnud
ist gernde von einem surchtbnren Kenchhnsten befnllen, und
wüthend darüber, dnß ihn die Beklemmnng nicht ungehindert
sprechen läßt, stößt er mühesnm die Worte yervor: „Mcin
verwünschter Hnstcn!" Der Offizier erlnnbt sich eine Bemer-
lunn über die große Menschenmenge, welche die Boulevards
erfüllt. Neuer Kramvfnnfall bei dem General, der nochmnls
seinen unglückseligen Husten verwünscht. Der Ossizier eilt fort
nnd die Akiion des 4. Dez. beginnt. ^ Die gräßlichen Pointe
dieser selbstvcrständlich crfnudenen Anekdote wird nur im Fran-
zösischen bemerkbar. Der Gemrnl ries: ulu sLers toux!
(Mein verwünschler Hnsten!) Der Ofsizier verstnnd: bckns-
8o.ere2 tout! lSchlnchtel sie nlle!) — Die Börse hält hente
so z>ez lich nnf dcm Nivenu dcr gestrigeu. Mnu würde wohl
uoeh fester sein, wenn der Moniteur die von Prenßen ergriffenen
Aluüstnngsmnßregeln in seinen Spnllen hntte erwühnen wollen.

Psrris, 6. Sepl. (K. Z.) Die „Frnnce" tritt sehr enl-
schieden gcgen die in einer Korrespondenz der „Jndep. belge"
nnfgestellte Behanptung nuf, dnß die Armee den Rniser zuin
Krieg gegeu Preußen drüuge. „Wir protestiren — sngt sie —
im Nnmen des Pntriotisnuis der Armee, im Nnmen der Würdc
ihrer Anführcr, gcgen dernrtige Anschuldigungeu. Wie? Die
Soldnten des modernen Frnnkreichs wären nur Bnrbnreu-
Kohorten, die dns KriegSrecht reklnmireu, wie die Sozinlisteu-
Kohorten vor einiger Zeit dns Recht nuf die Arbeit retlnmirteu;
sie sollteu die Regicrmig dnzn zwingen wollen, in diesem blutigen
Spicl die Zukuust Frnukrcichs und dcs Kniserreichs nufs Spiel
zu setzen ? Weu hnt denu die Armee dnmit benustrngt, entweder
dem Fürsteu oder dem Lnnd die Ausdrücke dernrtiger Gefühle zu
überbriugen? Und wclche Thatsache hat irgend Jemnnden dns
Necht gegeben, sie ihr beizumessen? Die Armee kennt ihre edle Mis-
sion besser. Sie weiß, dnß sie der Arm der frnnzösischen Politik ist,
 
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