Namen für die Hüft- und Beckenbewegungen.
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verschieden. Die Bewegungen im Hüftgelenk selbst sind aber die gleichen,
ob z. B. das Femnr gegen das feststehende Becken gehoben oder das Becken
gegen das feststehende Fenrnr gesenkt wird.
Schwierigkeiten macht die vielfach übliche Nomenklatur. Ich nenne Namen für
jede Bewegung des Femur aus der Senkrechten nach vorn bis zur Horizontalen gungendes
Anteversio, Vorhebung (Gegensatz dazu: Senkung), nach hinten Retro- sPlelbemes
versio, Rückhebung (Gegensatz dazu: Senkung). Die Bewegung nach
vorn über die Horizontale hinaus heißt Elevatio (entsprechende Namen für
die Schulter, S. 234). Die Namen Ab- und Adductio sind für das Spreizen
und Annähern der beiden Oberschenkel, Rotatio ist für die Drehung des
Oberschenkels um die eigene Längsachse (Kreiseln) gebräuchlich.
Die dorsalen Muskeln an der Vorderseite: Extensoren und die ventralen
Muskeln an der Hinterseite des Oberschenkels: Flexoren werden so genannt, weil
sie der Entwicklung nach den gleichnamigen Muskelgruppen am Oberarm entsprechen
(Abb. 152). Man muß sich aber darüber klar sein, daß diese Bezeichnungen funk-
tionell lediglich auf das Kniegelenk bezogen werden dürfen. Will man beim
Hüftgelenk von Flexion und Extension sprechen, so kann man nur die Bewegung
des Oberschenkels nach vorn als Flexion bezeichnen. Obgleich diese Benennung
viel benutzt wird, vermeide ich sie ganz. Denn es sind nach der üblichen Bezeich-
nung auch Extensoren des Oberschenkels an dieser Bewegung beteiligt (Bectus
femoris, Sartorius). Diese Muskeln wären für das Hüftgelenk ..Flexoren". Eine
solche direkt gegensätzliche Bezeichnungsweise öffnet Mißverständnissen Tür und Tor.
Beim Becken ändert sich je nach der veränderten Stellung im Hüftge- Namen für
Hocken-
lenk die Neigung zur Horizontalen (Abb. 231). Werden beide Hüftgelenke bewegun-
gleichsinnig und gleich stark beansprucht, so neigt sich das Becken nach vorn
oder hinten: Anteversio, Vorneigung, und Retroversio, Rücknei-
gung; es steht im ersten Fall steiler, im zweiten weniger steil. Anteversion
des Beckens und Anteversion des Femur sind für das Gelenk gleich, ebenso
Retroversion. Erfolgt die Beckenneigung seitlich in einem Hüftgelenk, so
kippt das Becken nach der betreffenden Seite: Latero versio, Rechts-
oder Linksneigung; das andere Hüftgelenk kann dabei still stehen, er-
leidet aber gewöhnlich eine Mitbewegung, weil das betreffende Bein (Spiel-
bein) der Schwere folgt und passiv seine Lage zum Becken ändert. Latero versio
des Beckens und Abduktio des Femur sind identische Gelenkbewegungen.
Es gibt auch Drehungen des Beckens um eine Längsachse. Ist es die mediane
Längsachse des Körpers, so müssen sehr komplizierte Bewegungen in den Hüft-
und Fußgelenken (bei feststehenden Füßen) zusammenkommen, die erst später
erörtert werden können. Ist es die Längsachse eines Oberschenkels, welche
durch sein Hüftgelenk gelegt wird, so schwingt das Becken, ohne seine Neigung
zu ändern, um das betreffende Bein: Ante- oder Retropositio coxae,
Vor- und Zurücknehmen der Hüfte. Diese Bewegung kann mit Rotation
des Feniur identisch sein.
Die Ausdrücke Pro- und Supination, welche von manchen für Drehungen des
Beckens (Ante- und Retropositio coxae) und Oberschenkels (Rotatio) gebraucht
werden, sind wenig empfehlenswert (S. 320).
Wenn wir im aufrechten Stehen das Bein nach hinten heben oder den Scheinbare
• Bewegun-
Rumpf gegen das feststehende Bein nach hinten überneigen, so sind das nur gen im
scheinbar Bewegungen in den Hüftgelenken; denn in diesen wird durch be- Hllft«elenk
sondere Kürze der vorderen Kapselwand jede Rückhebung des Oberschenkels
oder Rückneigung des Beckens, Retroversio femoris et pelvis, unterdrückt,
welche über die beim aufrechten Stehen übliche Stellung von Becken und
Oberschenkel zueinander wesentlich hinausgeht. Der Oberschenkel steht beim
Stehen im Hüftgelenk nahezu in einer Extremstellung. Es gibt aber trotz-
dem Muskeln, welche eine Retroversion ausführen könnten, wenn die Verstär-
kungsbänder die Hüfte frei gäben. Dieser scheinbare biologische Widerspruch
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verschieden. Die Bewegungen im Hüftgelenk selbst sind aber die gleichen,
ob z. B. das Femnr gegen das feststehende Becken gehoben oder das Becken
gegen das feststehende Fenrnr gesenkt wird.
Schwierigkeiten macht die vielfach übliche Nomenklatur. Ich nenne Namen für
jede Bewegung des Femur aus der Senkrechten nach vorn bis zur Horizontalen gungendes
Anteversio, Vorhebung (Gegensatz dazu: Senkung), nach hinten Retro- sPlelbemes
versio, Rückhebung (Gegensatz dazu: Senkung). Die Bewegung nach
vorn über die Horizontale hinaus heißt Elevatio (entsprechende Namen für
die Schulter, S. 234). Die Namen Ab- und Adductio sind für das Spreizen
und Annähern der beiden Oberschenkel, Rotatio ist für die Drehung des
Oberschenkels um die eigene Längsachse (Kreiseln) gebräuchlich.
Die dorsalen Muskeln an der Vorderseite: Extensoren und die ventralen
Muskeln an der Hinterseite des Oberschenkels: Flexoren werden so genannt, weil
sie der Entwicklung nach den gleichnamigen Muskelgruppen am Oberarm entsprechen
(Abb. 152). Man muß sich aber darüber klar sein, daß diese Bezeichnungen funk-
tionell lediglich auf das Kniegelenk bezogen werden dürfen. Will man beim
Hüftgelenk von Flexion und Extension sprechen, so kann man nur die Bewegung
des Oberschenkels nach vorn als Flexion bezeichnen. Obgleich diese Benennung
viel benutzt wird, vermeide ich sie ganz. Denn es sind nach der üblichen Bezeich-
nung auch Extensoren des Oberschenkels an dieser Bewegung beteiligt (Bectus
femoris, Sartorius). Diese Muskeln wären für das Hüftgelenk ..Flexoren". Eine
solche direkt gegensätzliche Bezeichnungsweise öffnet Mißverständnissen Tür und Tor.
Beim Becken ändert sich je nach der veränderten Stellung im Hüftge- Namen für
Hocken-
lenk die Neigung zur Horizontalen (Abb. 231). Werden beide Hüftgelenke bewegun-
gleichsinnig und gleich stark beansprucht, so neigt sich das Becken nach vorn
oder hinten: Anteversio, Vorneigung, und Retroversio, Rücknei-
gung; es steht im ersten Fall steiler, im zweiten weniger steil. Anteversion
des Beckens und Anteversion des Femur sind für das Gelenk gleich, ebenso
Retroversion. Erfolgt die Beckenneigung seitlich in einem Hüftgelenk, so
kippt das Becken nach der betreffenden Seite: Latero versio, Rechts-
oder Linksneigung; das andere Hüftgelenk kann dabei still stehen, er-
leidet aber gewöhnlich eine Mitbewegung, weil das betreffende Bein (Spiel-
bein) der Schwere folgt und passiv seine Lage zum Becken ändert. Latero versio
des Beckens und Abduktio des Femur sind identische Gelenkbewegungen.
Es gibt auch Drehungen des Beckens um eine Längsachse. Ist es die mediane
Längsachse des Körpers, so müssen sehr komplizierte Bewegungen in den Hüft-
und Fußgelenken (bei feststehenden Füßen) zusammenkommen, die erst später
erörtert werden können. Ist es die Längsachse eines Oberschenkels, welche
durch sein Hüftgelenk gelegt wird, so schwingt das Becken, ohne seine Neigung
zu ändern, um das betreffende Bein: Ante- oder Retropositio coxae,
Vor- und Zurücknehmen der Hüfte. Diese Bewegung kann mit Rotation
des Feniur identisch sein.
Die Ausdrücke Pro- und Supination, welche von manchen für Drehungen des
Beckens (Ante- und Retropositio coxae) und Oberschenkels (Rotatio) gebraucht
werden, sind wenig empfehlenswert (S. 320).
Wenn wir im aufrechten Stehen das Bein nach hinten heben oder den Scheinbare
• Bewegun-
Rumpf gegen das feststehende Bein nach hinten überneigen, so sind das nur gen im
scheinbar Bewegungen in den Hüftgelenken; denn in diesen wird durch be- Hllft«elenk
sondere Kürze der vorderen Kapselwand jede Rückhebung des Oberschenkels
oder Rückneigung des Beckens, Retroversio femoris et pelvis, unterdrückt,
welche über die beim aufrechten Stehen übliche Stellung von Becken und
Oberschenkel zueinander wesentlich hinausgeht. Der Oberschenkel steht beim
Stehen im Hüftgelenk nahezu in einer Extremstellung. Es gibt aber trotz-
dem Muskeln, welche eine Retroversion ausführen könnten, wenn die Verstär-
kungsbänder die Hüfte frei gäben. Dieser scheinbare biologische Widerspruch