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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermische Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0042

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Personal- und Ateliernachrichten

Personal- und Alrliernachrichkrn

Breslau. Im Meisteratelier für Bildhauer des Hrn.
(ihr. Behrens herrscht eben rege Thätigkeit. Fertig gestellt
und die Sandsteinfiguren für die südliche Außenwand des Rat-
hauses und die Modelle zu zwei Figuren (Literatur und Kunst)
nir die Attika des Reichstagshauses in Berlin. Weiter ist der
?^is^r mit dem Hilfsmodell zum hiesigen Kaiserdenkmal be-
schäftigt, das dem im Herbst zusammentretenden Denkmalsaus-
schuß zur Entscheidung vorgestellt werden soll. ftsH

K. Berlin. Aus Bildhauerwerkstätten. Verschiedene Ber-
liner Bildhauer sind gegenwärtig dabei, „Kaiserbüsten" zu
modellieren, die den jugendlichen Monarchen Deutschlands „im
Vollbart" darstellen. ZahlreicheKorPorationen und Vereine möchten
schon jetzt Büsten besitzen, die jene Eigenschaften haben. Nun, bis
Min nächsten Geburtstage des Kaisers werden ihre Wünsche wohl
Erfüllung finden. — Altmeister Reinhold Begas arbeitet
an der Fertigstellung des Grabdenkmals für Kaiser Friedrich,
das in Serravezza bei Lucca nach dem Modelle des Meisters
in Marmor übertragen und kürzlich in die Werkstatt des Künstlers
zurllckgebracht wurde. Das Denkmal hat die Form eines
Sarkophags, in seiner imposanten Formenbildung jenen: als
Meisterwerk viel gerühmten Grabdenkmal des Cardinals Tavere
in Toledo ähnlich. Auf dem in farbigem Marmor ausgeführten
Unterbau, dessen Schmal- und Langseiten mit den Krön- und
Herrscher-Insignien sowie von Gruppenbildern geschmückt sind,
welche das ruhmvolle Schaffen und Streben des Kaisers ver-
herrlichen, auf diesem Kunstwerke ruht die Heldengestalt des
Kaisers, wvhl ausgefllhrt in gleichartigem Marmor. Auf dem
Feldmantel gebettet ruht der Held, angethan mit dem Prächtigen,
von der Kette des schwarzen Adler-Ordens geschmückten Küraß
seines Leib-Kürassier-Regiments. Während im linken Arme der
Pallasch ruht, Hallen die unter der Brust gekreuzten Hände das
Ruhmeszeichen von Wörth — einen Lorbeerkranz. Zu Füßen
der Gestalt breitet sich der Hermelinmantel aus, in mächtigen
Falten die untere Schmalseite des Sarkophags überflutend.
Der Eindruck, den das Denkmal auf jeden Beschauer macht, ist
ein gewaltiger.-Professor Fritz Sch aper, welcher be-

reits unbegründeterweisc als Künstler des dem Andenken Kaiser
Wilhelm I. in Berlin zu errichtenden Nationaldenkmals genannt
wurde, trifft Vorarbeiten zu dem auf der Insel Helgoland dem
Andenken Hofmann v. Fallersleben bestimmten Monument. —
Fernab von den oft noch mit einem gewissen Luxus ausge-
statteten Ateliers zahlreicher Meister, arbeitet im Ausstellungs-
park in einem halben Stadtbahnbogen ein in jeder Hinsicht
origineller Künstler, der Bildhauer Ludwig Klinck aus Klein-
Zeisgendorf bei Dirschau, der gelegentlich der Jubelausstellung
im Jahre 1886 mit einem Riesenwerke „Mazeppa" vor die Öffent-
lichkeit trat und Anerkennung fand, wenigstens in den Angen
der Preisrichter, die das Werk mit einer „Ehrenvollen Aner-
kennung" auszeichneten; von dem großen Publikum ward das-
selbe aber seiner riesigen Dimensionen wegen wohl meist über-
sehen; es war zu groß, zu klein der Raum, in dem es stand,
die Komposition äußerst verwegen und der Stoff vielen zu er-
greifend. Nun im Atelier Klincks, das gleichzeitig dem Künstler
als Salon, Wohn- und Schlafraum, Vorratskammer und als
Küche dient, befinden sich noch drei andre Entwürfe zu einem
„Mazeppa," die noch eine viel verwegenere Komposition zeigen,
als der ausgeführte. — Großartiger und gewaltiger in der
Komposition als der Mazeppa ist das jetzige Kolossalwerk des
Künstlers; an ihm arbeitet Klinck seit 1887 mit nie erlahmen-
dem Schaffen. Sein Wunsch, es in diesem Jahre zur Aus-
stellung zu bringen, ist nicht in Erfüllung gegangen; voraus-
sichtlich wird derselbe im Frühjahr 1892 erfüllt werden. „Be-
freiung" heißt die neue Gruppe. Ein Riese hat ein herrliches
Weib entführt, das er auf sein Roß gehoben davonträgt. Im
wilden Jagen wird er von dem Befreier aufgehalten, der mit
hocherhobener Lanze gegen den Entführer auftritt, seine Brust
gegen die des Rosses stemmend, letzteres hochaufbäumcn macht,
mit seiner Linken den linken Arm des Weibes faßt und mit
der Rechten kaltblütig zum Todesstoß gegen den Entführer aus-
hvlt. Das Weib unterstützt den Befreier. Mit dem rechten
Fuße stößt es den Entführer von sich, der mit dem linken
Arme sich zu decken sucht, während er mit der Rechten in die
Mähne des Pferdes greift und das linke Bein krampfhaft gegen
den Schenkel des Pferdes preßt, um sich auf demseben zu erhalten.
— Doch im nächsten Augenblicke muß die Befreiung vollendet

sein.-Das Werk, eine großartige Komposition und sicher

und geschickt durchgesührt, zeigt volle Originalität und eine

auf der Höhe ihres Könnens stehende, völlig in sich abgeschlossene
Künstlernatur, von der man sich verwundert fragen muß, wie
es möglich war, daß sie bis jetzt unbekannt und verborgen blieb.

— Klincks „Mazeppa" blieb der Akademie der Künste als

Dekorationsstück des Landesausstcllungsgebäudes; jetzt ist cs
inzwischen wieder zerfallen; hoffen wir, daß indessen seine „Be-
freiung" recht bald in Bronce ausgeführt als klassischer Zeuge
deutscher Plastik an einer hervorragenden Kunststätte Deutsch-
lands zur Aufstellung gelange. l^bch

tb. Aus Rom schreibt man uns: Zwei in ihrer Art hervor-
ragende Statuen, beides Werke anerkannter italienischer Künstler,
sind in vergangenem Monat in Piemont und in den Marken
enthüllt worden. In Mondovi (Cunco) das vortrefflich gelungene
Standbild Carl Emanuels I. von Savoyen von DellaVedvra;
in Pcsaro (Marken) die leider der oben erwähnten nicht eben-
bürtige Statue Garibaldis von dem sonst so tüchtigen F'im en es.
Die 4'/? m hohe Bronze-Statue Carl Emanuels stellt den ritter-
lichen, Italiens künftige Einheit prophetisch vorahnenden Herzog
in der spanischen Tracht seiner Zeit dar, den Arm befehlend aus-
gestreckt. — Weniger gut, sogar etwas grob und nachlässig aus-
gcführt ist die Marmorstalue Garibaldis zu Pesaro von 2 i m e nes.

— Beiden, im künstlerischen, wie historisch-patriotischen Leben

Italiens immerhin hervorragenden Ereignissen stellte sich das in
dem Städtchen Cento gefeierte dreihundertjährige Guercino-Jubi-
läum würdig zur Seite. Professor Panzacchi hielt dort die Fest-
rede und alle Künstler-Centren des Landes waren bei dem Feste
vertreten. — Wie uns ferner geschrieben wird, hat der eine Zeit
lang in Italien berühmt gewesene Mailänder Bildhauer Fer-
ruccio Crespi Selbstmord begangen. Crespi, der sich mit
Vorliebe in das Soldatenleben vertieft und ganz besonders das
Pferd studiert hatte, war der Schöpfer zahlreicher beliebter Bronze-
Figuren und Gruppen. Sein auf Vorposten befindlicher Lancier
(»In ve-l-nm-) hat wegen der vorzüglichen Behandlung von Reiter
und Pferd großes Aufsehen erregt und ist stark reproduziert
worden. Der erst 31 Jahre alte Künstler litt schon seit geraumer
Zeit an Melancholie. (145)

v. D. Schwyz. Das nach der den Flecken Schwyz im
Jahre 1642 größtenteils zerstörenden Feuersbrunst umgebaute Rat-
haus wurde vollständig restauriert und mit stilvollen, allgemein an-
sprechenden Wandmalereien versehen, welche F erd inand Wag-
ner von Passau (in München) in Keim'scher Mineralmalcrci aus-
geführt hat. Diese an den Fassaden angebrachten Bilder be-
stehen aus zwei großen Gemälden: „Die Niederlage der Öster-
reicher in der Schlacht am Morgarten" und „die Slauffacherin",
welche gegen den Himmel weisend, dem verzagten Galten Mut
zuspricht. Die kleineren Felder und Nischen enthalten folgende
Figuren: „Switto", der nordische Gründer des Fleckens; „der hl.
Martin", Schutzpatron des Fleckens; „Kaiser Friedrich II- zu
Franz« den Schwyzern die Reichsunmittelbarkeit zusichcrnd";
„der Bund der drei Länder"; „der ewige Bund zu Brunnen";
„Walter Fürst"; „Werner Staufsacher"; „Arnold an der
Halden"; „die Freiheit"; „die Gerechtigkeit"; Wappen u. s. w.

— Der gleiche Künstler führt gegenwärtig ein Gemälde für
das Giebelseld der Stauffacher-Kapelle in Steinen aus. l"vl

— Der Kaiser von Österreich hat dem Maler Th. Adju-
kiewicz Auftrag gegeben, eine Episode aus den Schwarzenauer
Manövern zu malen. Das Gemälde soll als Geschenk für den
deutschen Kaiser bestimmt sein und die Porträts der drei Monarchen,
die an dem Manöver tcilgenommen haben, mit denen der hervor?
ragendsten Persönlichkeiten ihres Gefolges in sich vereinigen, liä»;

v. 4?. Frei bürg. Für die Kirche in Romont wurde
ein Altargemälde, „der hl. Canisius erhält von Christus seine
apostolische Mission" erstellt. Neben dem Heiligen steht die
Mutter Gottes, im Hintergrund ein Cherub mit der Standarte:
darüber das Wappen des Stifters und ein Engel mit dem
österreichischen Rcichsschild und den Wappen von Freiburg und
Romont. Megerle (Zürich) lieferte die Komposition, K. Lüthi
(Bern) die fünf Figuren und R. Lauterburg (Bern) die
dekorative Malerei-!

v. 1. Aarau. Durch den Brand des Klosters Muri
war der Hochaltar arg beschädigt. Die Regierung des Kantons
Aargau ließ durch Karl Räuber in Baden, Schüler der
Kunstakademie in Karlsruhe, ein großes Altarbild malen, welches
die Himmelfahrt Mariä, in freier Nachbildung des Tizianfchcn
Gemäldes, darstellt. l^2f

v. D. Genf. Durch den Maler G. de Beaumont
werden die Fassaden des alten Genfer Zeughauses mit Wand-
malereien geschmückt, welche die hauptsächlichsten Perioden der
Genfer Geschichte illustrieren. luH

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