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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Heilbut, Emil: Etwas über die Neu-Idealisten, [2]
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0116

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Eiwas über dir Vcnidcolisien. vom Herman Helferich. Unsre Bilder. vom Herausgeber.

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Harrmssrevr. von F. vezin.

stimmten und unlogischen Brauseköpfen vorgespielt
werden sollen und die Sinne füllen. Denn Malerei,
die an das geheimnisvolle Lächeln der Lionardoschen
Zeichnungen von Frauenköpfen und an das geheim-
nisvolle Innerliche im Klange der Musik anknüpft —
das ist ja, wovon man fühlt, daß man es erreichen
möchte und was diesen Neu-Jdealisten, so verschieden ihre
Themen im einzelnen sind, allen gemeinsam endgiltig vor-
schwebt. Und auch das scheint noch wichtig, besonders
beachtet zu werden: daß es Bachsche Fugen sind, die
man höre» will. Tritt solcher Gedanke bei einem Volk
auf, dem strenge Musik derartig fremd ist, wie den Fran-
zosen, so ist hundert gegen eins zu wetten, der Gedanke
an Bachsche Fugen (auch wenn sie sie gar nicht verstehen)
ists, der sie berauscht und dem sic sich hingebeu wollen.
Bachsche Fugen, das ist diesen Kreisen etwa dasselbe, was

der Gedanke „Ganges" den Gebrüdern Schlegel, oder
was die Vorstellnng von Faustens Studierstube den jungen
Leuten in Paris 1830 gewesen. Sie denken an wunder
wie weit entlegene Tinge dabei, die namentlich sehr weit
von dem Philisterium entfernt sind, und wir unsrerseits
können nur (ohne rechten Glauben freilich) wünschen, es
möchten aus diesem Taumel und Tumult in unseren
Tagen, aus soviel Talent und Gefühlen, aus halb- oder
gar nicht verstandenen Anregungen und Klängen, Werke
von halbwegs so viel Wert geboren werden, wie die
Romantiker-Generation sie aus der Vorstellung von In-
diens Fernen schuf, aus dem Goldgründe mittelalterlicher
Erzählung heraustrnumte, oder wie sie sie entstehen ließ,
wenn sie einen »aonte dleu« ersann, der allen Märchen-
reiz hatte, und »contes ck'IrspaZne et ck'Italie« schrieb
voll Geist, Laune, Gläubigkeit und Phantasie.

Unsre Bilder

vom Herausgeber

nter den vielen Nachahmungen des Kunststyls der
älteren Niederländer, der Van Eyks und Memling, ist
die hier mitgeteilte „Vermählung der hl. Katarina", vom
Belgier Anthony, einem echten Flamminger, jedenfalls
eine der glücklichsten. Vor allem weil er den Verstand

gehabt, bei seinen Charakteren gar nicht die herzinnige
Einfalt und Unschuld seiner Vorbilder anstreben zu
wollen, was ja doch nicht erreichbar gewesen wäre, da
man sich einmal nicht nach Belieben mit seiner Empfin-
dung um ein halbes Jahrtausend zurück und am aller-
 
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