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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen
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Ausstellungen und Sammlungen

Ausstellungen und Sammlungen

tr. Düsseldorf. Die vierte Jahresausstellung des Vereins
Düsseldorfer Künstler wird, wie in den letzten Jahren, in der
Zeit vom 6. März bis 4. April in der Kunsthalle stattfinden.
Es können sich an derselben statutengemäß nur Mitglieder des
Vereins Düsseldorfer Künstler und der Lokal-Kunstgenossenschaft,
sowie die auswärtigen Mitglieder beider Vereine und die in
Düsseldorf wohnenden Künstler, auch wenn sie keinem Vereine
angehören, beteiligen. Die Einsendungen müssen bis zum
27. Februar erfolgen. Ein illustrierter Katalog wird wie bisher
ausgegeben werden. Gleichzeitig mit der Jahresausstellung
welche der Verein Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unter-
stützung und Hilfe im Monat März in der Kunsthalle veran-
stalten wird, wird von demjenigen Teile der Künstlerschaft, wel-
cher auf Grund des in einer vor kurzem stattgehabien General-
versammlung gefaßten Beschlüssen, daß die Jahresausstellung
von dem Verein Düsseldorfer Künstler allein ohne Mitwirkung
des Lokalverbandes der Deutschen Kunstgenossenschaft arrangiert
werden sollen, sich an dieser Veranstaltung nickst beteiligt, eine
Ausstellung in den Räumen der Schulteschen Ausstellung geplant.
Uber die Aufnahme von Bildern zu dieser Ausstellung soll eine
nur von den Einsendern der Kunstwerke gewählte Jury entscheiden.

— Paris. Die 14. Ausstellung der französischen Aquarel-
listengesellschaft wurde am 2. Februar in Paris eröffnet. Usch

L-O Darmstadt. Heinz Heim, ein Darmstädter Künst-
ler, der in letzter Zeit vielfach genannt und in Dresden, London
und München ausgezeichnet wurde, hat hier wieder eine größere
Anzahl seiner neueren Gemälde und Rötelzeichnungen ausgestellt.
— Sind des Künstlers Bilder oft überaus nüchtern, ja ab-
stoßend, da er mit Vorliebe das nichts weniger als interessante
Leben alter Arbeitshäusler, Pfründner, Krankenwärter und Spital-
insassen schildert und dabei weder viel Phantasie noch Schönheits-
sinn offenbart, so ist doch das unermüdliche Streben des eifrigen
Künstlers nach Wahrheit, Einfachheit und gänzlicher Unabhänigig-
keit von fremden Mustern unbedingt auzuerkennen. Aus der
Reihe der Bilder sind besonders das figurenreichere „Pfründner-
mahl", „die Geschwister" und „lesendes Mädchen" hervorzuheben.
Seinen Namen erwarb sich Heim jedoch in erster Linie durch seine
Rötelzeichnungen, die denn auch geradezu vollendet meisterhaft
genannt werden müssen. Hierin tritt uns Heims bedeutendes
Können um so überzeugender entgegen, als die Studien frei von
jeder Effekthascherei mit der größten und ungesuchtesten Einfach-
heit gezeichnet sind. Gibt der Künstler in seinen Gemälden immer
absolut bewegungslose Figuren, so finden wir unter den Zeich-
nungen Blätter, die auch von seiner sicheren Auffassung lebhaft
bewegter Figuren beredtes Zeugniß ablegen so „die Ringer",
lachende, spielende, musizirende Kinder, dann treffliche Porträts.
Die großherzogl. Gemäldegalerie hat mehrere der ausgezeichnetsten
Blätter Heims erworben und wären die meisterhaften Zeichnungen
des Künstlers allen öffentlichen Kunstanstalten als Vorbilder für
die lernende Künstlerjugend angelegentlichst zu empfehlen. issq
^V. N. St. Petersburg. In der Akademie der Künste
hat neben Repin auch unser berühmter Landschaftsmaler
Schischkin seine Bilder ausgestellt. Es sind Werke aus allen
Perioden seines künstlerischen Schaffens von 1848 — 1891, und
man kann daher die allmählige Entwickelung seines Talentes
genau verfolgen. Als Schüler von Calame hatte Schischkin in
der ersten Zeit sich die Manier des berühmten Schweizers ange-
eignet, doch konnte er dem Einflüsse des damals in die Kunst
mächtig eindringenden Realismus sich nicht entziehen und warf
sich zuletzt demselben auch gänzlich in die Arme. Seine Vor-
würfe zeichnen sich nicht durch Mannigfaltigkeit aus. Er malt
vorzugsweise den russischen Fichten- und Tannenwald, den er sein
ganzes Leben lang studiert hat und auch ausgezeichnet kennt.
Seine Landschaften haben aber wenig Stimmung; sie sind viel-
mehr eine treue Wiedergabe der Natur ohne jeglichen Inhalt.
Der Künstler kommt in ihnen gar nicht zum Vorschein. Origi-
nelle Naturanschauung, tiefere Empfindung, künstlerisches Tem-
perament siud diesem Maler nicht gegeben. Auch hat er kein
Auge sür die Farben. Sein Kolorit ist kraftlos und monoton.
Als Zeichner hingegen leistet Schischkin Hervorragendes und daher
kommt sein Talent besonders in der Radierung zur Geltung.
Hier steht der Künstler auf der Höhe seiner Begabung und ver-
dient volle Anerkennung. Mit erstaunenswerter Geduld und
Gewissenhafti keit führt er seine Landschaften aus, und spart
dabei weder Mühe noch Zeit. Er ist ehen ein fleißiger Arbeiter
aber kein Poet. — Am 2 /14 Dezember fand die Eröffnung der
französischen Ausstellung im Gebäude der „Kaiserlichen Gesell-

schaft zur Förderung der Künste" statt. Sie besteht aus einer
Auswahl von den Gemälden, die bereits auf der französischen
Ausstellung in Moskau waren und hat einige interessante Nummern
aufzuweisen. Es wären folgende Künstler zu nennen: Bonnat
(Bildnis des Kardinals Lavigerie), Flameng (Die Fischerinnen
von Cancale), Geröme (Die Verfolgung), Aime Morot (Ein
Stiergesecht), Neuville, Detaille, Couturier, Duez, Duhrs, Har-
pignier, A. Moreau, Pelouse, Robert Flenry, Roll, Toudouze,
Vuillesroy, Ziem, Zuber, Agache, Lesebre und Jwill. l«7ch
— Bonn. Das Städtische Museum (Villa Obernier) zu
Bonn. Durch Testament vom 20. Oktober 1882 vermachte der
Verl. Prof. Obernier sein Wohnhaus nebst einem Kapital der
Stadt Bonn. Elfteres etwa 7 Meter breit und 10 Meter tief
ist einstöckig und zwischen dem Hotel Kley und Hotel Royal ge-
legen. In dem ic. Testamente bestimmte der Stifter folgendes:

„Die hiernach überschießenden Zinsen und Revenuen müssen
„zu dem weitern Erwerb von in der erwähnten Besitzung ferner
„aufzubewahrenden und aufzustellenden passenden Gegenständen
„des Kunstgewerbes und der Kunst verwendet werden und hier-
„bei Erzeugnisse des Bonner Kunst- und Gewerbefleißes nach
„Möglichkeit berücksichtigt werden. Für den Anfang soll der
„Schmuck der Zimmer durch einige gute Kopien klassischer
„Bilder von Rubens, van Dyck, Raffael und anderen Meistern
„vervollständigt werden."

Das Kapital beträgt etwa 180,000 ^t. und müssen aus den
Zinsen dieses Betrags die Kosten der Unterhaltung des Gebäudes,
des Gartens und der Gehalt des Kastellans zunächst bestritten
werden. Die von dem Stifter hinterlassene Sammlung von Öl-
gemälden war künstlerisch unbedeutend. Die Räume im Erdge-
schoß sind klein und dunkel und können im oberen Stocke nur
2 größere Zimmer als geeignet zur Aufstellung von Bildern in
Betracht kommen. Die Herren Or. Thode und Prof. Justi,
welche dem Kuratorium des Museums angehörten, sind freiwillig
ausgeschieden. In jüngster Zeit sind erworben: 2 Bilder von
Oswald nnd Andreas Achenbach und ein Bild des Spaniers
Benliure (Madonnensest), dessen Erwerb von der „Kölner Zeitung"
hejtig angegriffen worden. Fachmänner versprechen dem Museum
keine Zukunft, weil das Gebäude sich dazu nicht eignet, die
Revenüen zu unbedeutend sind und die Stadt Bonn nicht geneigt
ist, etwas für die Entwicklung des Instituts zu thun. i«24;

tb. Aus Rom schreibt man uns: Der ökonomischen
Krise, an der die ewige Stadt schon seit Jahren leidet, ist eine
Kunst-Krise auf dem Fuße gefolgt, und zwar eine Krise, die
in ihrer Art noch genug Verwirrung und Unheil anstifien kann.
Das traurige Schicksal der Galerie Borghese, die bekanntlich
nach der „Villa" gebracht worden ist und jetzt — so verlangt we-
nigstens der mit Prozeß drohende Unterrichtsminister — wieder
nach dem Palaste an der Ripetta zurückgeschafft werden soll, ist
bekannt; bekannt auch der heimliche Verkauf desangeblichen„C es are
Borgia" durch den von Schulden bedrängten Fürsten an einen
ausländischen Krösus; bekannt endlich bis zu einem gewissen Grade
auch die Misere der bisher dem Publikum ängstlich verschlossen ge-
haltenen Galeri e Sciarra, deren Besitzer, der Fürst Sei arra-
Colonna in leinen Finanznöten jetzt nach der Hilfe der Re-
gierung schreit, an die er, da das Edikt Pacca, leider Gottes, öen
Verkauf von Kunstwerken an das reiche Ausland verbietet —
seine Gemälde um einige hunderttausend Lire losschlagen will. Nur
schade, daß die Regierung mit dem besten Willen die Summe
im Augenblicke nicht auftreiben kann, so daß also die „Blonde
Schöne" Tizians resp. Palma Vecchios und der „Violinspieler"
Raffaels, resp. Sebastians Piombos vermutlich noch geraume
Zeit in dem trübseligen Palaste am Korso in vollständiger Abge-
schiedenheit von dem Kunslsreunde weiter träumen werden. — Nun
ist, wenn auch in etwas verschiedener Art, die Reihe an die bis
zum heutigen Tage aller Welt unbekannte Galerie Torlonia
gekommen — angeblich eine Sammlung von wahren Juwelen,
die der kunstsinnige Egoismus der bekanntlich aus dem Börjianer-
stano hervorgegangencn Fürsten fortwährend hinter Schloß und
Riegel gehalten. Plötzlich wußten die römischen Zeitungen, zur
Freude aller guten Bürger zu berichten, daß der Fürst Torlo-
nia, Herzog von Ceri, laut dem Testamente seines Groß-
vaters (des Begründers der Sammlung) in seinem Patriotis-
mus die Galerie der Stadt gestiftet habe. Ein in unserer traurigen
Zeit doppelt rührender Akt von Mäzenatentum. Leider Gottes
hat man aber auch hinter der Großmut des Fürsten Torlonia,
Herzogs von Ceri,b- reits den Pferdefuß entdeckt,und zwar gebührt das
Verdienst u. a. seinem allerdings etwas blaublütigeren Standes-
genossen, dem Fürsten Odescalchi, dem Mitglied der vom
Unterrichtsminister unlängst zum Studium der Kunstkrise einge-
 
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