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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Miethe, Adolf: Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0463

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Similixlarinpgxirr.

7>as Platinpapier ist sür viele Amateure
^ nicht gerade eine angenehme Erinnerung.
Fast alle versuchen es einmal damit, um
es nach einiger Zeit wieder fallen zu lassen,
weil es ihnen fast nie gelang, damit wirklich
befriedigende Resultate zu erzielen. Um
gute Tiefen und reine Lichter herauszu-
bekommen, muß man entweder ganz frisches
Papier erhalten können oder dasselbe selbst
präparieren. Das letztere ist für den Ama-
teur besonders bei ungeeigneten Hilfsmitteln
und Räumen sehr schwer. Das folgende

dunllrlküminern auf Krisen.

Da es oft so schwer hält, eine wirklich
sichere Dunkelkammer zu bekommen, ist die
Anwendung derneuen gelben Celluloidschalen
sehr zu empfehlen. Dieselben sind, wie Ver-
suche ergaben, vollkommen undurchlässig
für chemisches Licht, müssen natürlich mit
einem Passenden Teckel versehen werden.
Wenn man ein Plaid, einen Ueberzieher
oder ähnliches in einem Halbdunkeln Zimmer-
Winkel ausbreitet, darunter die Platten in
die mit dem Entwickler beschickte Schale aus
der Kassette praktiziert und dann erstcre

Verjähren giebt sehr leicht Resultate, welche ^ mit dem Celluloiddeckel schließt, so kann man
dem Platinpapier in nichts außer vielleicht leicht im Hellen weiterentwickeln, indem
in der absoluten Haltbarkeit nachstehen: man durch den eigenen Körper die Platte
zudem ist dasselbe außerordentlich wohlfeil. ^ vor zu intensiver Bestrahlung schützt und

nur von Zeit zu Zeit
in der Durchsicht den
Fortschritt der Ent-
wicklung verfolgt. —
Ist, was leicht vor-
kommt, der Zylinder
der roten Laterne ge-
platzt, so kann man
selbst bei einem ge-
wöhnlichen Stearin-
licht das Wechseln der
Platten vornehmen.
Man stellt dasselbe in
der einen Zimmerecke
auf, begiebt sich in die
andre und stellt zwi-
schen sich und das Licht
einen undurchsichtigen
Schirm (Kleiderständer
w.) auf. Die künstlich
erzeugte Dämmerung
erlaubt zu sehen und
schadet den Platten
nicht das geringste.

Eine Entwicklungs-
schale kann man zur
Not aus einem Bogen
Packpapier improvisieren. Man schneidet
ein passendes, rechteckiges Stück, knifft die
Ecken so ein, daß vier schräge Wände ent-
stehen, näht in dieser Lage die Ecken mit
Zwirn zusammen und tränkt die hiemit
fertige Schale mit geschmolzenem Paraffin
oder im Notfall Olivenöl.

— Wenn man keine passenden Wässcrungs-
kästen mitgenommen hat, kann man sich
eines Eimers — im Notfälle sogar eines
Waschnapfes bedienen. Regel bleibt dabei
immer, daß die Platten so gestellt werden,
daß sie die Schichtseite möglichst nach
abwärts wenden, so kann man selbst
in wenig Wasser gut gewaschene Platten
erzielen. Liegt die Schicht abwärts, so kann
eine Platte in dreimal gewechseltem Wasser
in 1 Stunde vollkommen genügend ge-
waschen sein.

— Das Trocknen erfolgt bei leidlich war-
mem Wetter über Nacht mit aller Sicherheit,
wenn man folgendermaßen verfährt: Die
gewässerten Platten werden in die Hand
genommen, ganz fest gefaßt und durch schnelle
Bewegung des Armes alle überschüjsigeFeuch-
tigkeit abgeschleudert. Dann stellt man sie
einzeln auf der Schmalseite auf dem Tisch

auf ein Streichholzdöschen re. und stützt
die Oberkante gegen einen passenden Gegen-
stand. Durch die Verdunstung entsteht ein
schwacher Lnftsirom, der an der nassen Seite
der Platten nach abwärts fließt und das
Trocknen ungemein fördert. Die Schicht
muß hiebei nach außen und ein wenig nach
aufwärts geneigt sein. li2S4s

konzcmricrtcr Pprogsllolemwiclller
für die Keife-

Wer an den Pyrogallolentwickler gewöhnt
ist, thut wohl, denselben auch auf der Reise
zu benützen: um aber nicht unnütz viel
Lösungen miinehmen zu müssen, kann man
folgendermaßen verfahren: Man löst in
Liter kochenden Wassers:
Schweflichsaures Natron . . 160 Ar

Pottasche.40 Ar

Zitronensäure. 4 Ar

in der angegebenen Reihenfolge. Diese Vor-
ratslösung, welche sich unbegrenzt lange hält,
nimmt man auf die Reise mit. Sie reicht

zur Entwicklung von mindestens 80—100
9X12 om-Platün. Andrerseits nimmt
man 20 Fi- trockene Pyrogallussäure in
einem weithalsigen Glase mit und ein
kleines Maßlöfselchen, welches etwa '/z Ar
der Substanz faßt. Zum Gebrauch verdünnt
man lOeein. der Vorratslösung mit 4—6 Tei-
len Wasser und fügt ein Löffelchen Pyro-
gallol hinzu, um augenblicklich einen sehr

kräftigen Entwickler zu haben.

Thor in Tangermünde. Aufnahme von A. M.

Die empfindliche Lösung besteht aus:
Zitronensaurem Eisenoxyd-Am-
moniak .34 Ar

Silbernitrat.6 Ar-

Oxalsäure .0,3 Ar

Wasser . ..180 eein

Jede dieser Substanzen wird einzeln in
Wasser gelöst in Vorrat gehalten und

zum Gebrauch der Lösungen in passendem
Verhältnis und in richtiger Menge zusammen-
gegossen. Das Papier, welches man ver-
arbeiten will, ist am besten Arow-rootpapier*)
und wird gleichmäßig mit der Lösung be-
pinselt. Man kopiert solange, bis das Bild
deutlich hervortritt, und ruft dann auf fol-
gendem Bade hervor:

Rochellesalz.60 Ar

Borax.45 Ar

Doppelt chromsaures Kali . 51 Ar

Wasser. 500 eom

Der Ton ist reinschwarz, genau wie bei
den besten Platinbildern; das Fixieren ge-
schieht in einem Bade von verdünnten: Am-
moniak, welches man zweimal im Lauf einer
Viertelstunde erneuert.

') Zu beziehen z. B.
Fabrik, Wien.

von E. A. Just, photogr.




§66 F.4/?77/6^^L77^7.?—/§/??-.

§6/ L4^V77

§6F

§6- 7>^7M /6^o-. 7)/e

§70 ^6/F

Ledaktiousschluß 6. AuguS — Ausgabe 20. AuguK

Inhalt des dreiundzwanzigüen Leftes:

Tcrt: Fr. Pecht. Die Münchener Internationale
Kunstausstellung 1892 (VII) — G. von Muvden.
Die neueren Lervielsältigungsverfahren — Kunst-
u. Ateliernotizen. Feuilleton. Herman Hel-
fer ich. Berühmtheiten von Madrid. Aer TUnatcur-
^hotograph: vr. A. Miethe. Similiplatina-
p^pier u. s. w. Aitderbeitagen: L. H orovitz.
Damenporträt — Gerhard Portielje. Die
Erbtante — Franz Rou bau d. Verwundet —
L. Willroider. Landschaft.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei intMünchen
 
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