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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

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SanSecondo, Rosso di; Manasse, Margarethe [Übers.]: Der Aufruhr der Zimmermädchen
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Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#0099

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schmutzig und ungepflegt, das Bild der großen Künstlerin mit der
glatten Haut nur entstellen würde.
Man ließ ihn nicht zu Ende sprechen; auf der Stelle wurde ein
Komitee von geeigneten Zimmermädchen gewählt, die sich sofort an-
schickten, den Philosophen einzuseifen, ihm die Wolle herunterzu-
scheren, ihn in einem günstigen Moment zu knipsen und in einen
Rahmen zu stecken. Übersetzung von Margarethe Manasse.


KUNSTMARKT
Zur Zeit steht einem ständig wachsenden Angebot, das den Bücherliebhaber
mit einer Unmasse von Katalogen überschwemmt, eine schnell ermattende
Nachfrage gegenüber. Allen ökonomischen Gesetzen nach müßten infolge-
dessen die Preise immer weiter sinken. Statt dessen begannen sie in den letzten
Wochen zur Überraschung aller Beteiligten wieder anzuziehen.
Eine weitere eigentümliche Erscheinung: Berlin scheint wirklich ganz wider
Erwarten wie London und Paris Mittelpunkt des Kunstmarktes des ganzen
Landes werden zu wollen. Während in der Inflationszeit sich gewisse Dezen-
tralisationsneigungen geltend machten, schlagen zurzeit die meisten Auktionen
außerhalb Berlins fehl, bringen wenige Käufer und geringen Ertrag, indessen
Berlin noch zu wirtschaften vermag. So haben gleichzeitig mit den letzten
großen Berliner Bücherauktionen, die eine Befestigung der Preise zum Resul-
tat hatten, in Hamburg und München Bücherauktionen mit völligem Fehlschlag
stattgefunden.
Über die große Boernerauktion in Leipzig vom 13.—15. November
wurde bereits kurz berichtet. Die in der Qualität sehr gemischten Handzeich-
nungen wurden schwach bezahlt, die Kupferstiche gut. Aber diese guten
Preise hatten ihr Besonderes. Wenn z. B. der Engländer Colnaghi für die
niederländische Biblia Pauperum von 1465 21 000 M. bezahlte, so konnte er
diese Summe leichten Herzens anlegen, da er selbst die Bibel zur Ver-
steigerung auf die Auktion gegeben hatte. Und so soll es mit einer ganzen
Reihe von andern der wichtigsten Stücke gewesen sein. Das ist immerhin ein
zweifelhaftes Verfahren, gute Auktionsresultate zu erzielen, und es wäre doch
zu erörtern, ob nicht in solchen Fällen die Auktionsfirma, anstatt mit einem
für den Zeitungsbericht vorteilhaften englischen Käufer aufzuwarten, ehrlich
und reell mit dem Wörtchen „zurückgekauft“ operieren sollte I

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