Günther Stern
HAKhnA I IEX
Brief Richard Wagners an Ludwig II. von Bayern.
Theuerster Geliebter! Hier ein Briefchen für die erhabene Liebliche! Ich
schreibe ihr darin von unserem Parzival.
Wie geht es dem holdesten Herrn der Erde? Ich fürchte, Er hat jetzt viel
zu ,,hexen“ und sehnt sich bald wieder „zaubern“ zu dürfen? Armer!! — Ich
bin für das Hexen jetzt sehr müde geworden, und hoffe getrost für einige Zeit
es Andren lassen zu können. Ich denke, mit meinem wunderlichen Hans ist
nun alles in Ordnung: Am 15. April trifft er mit der Freundin nun wieder in
München ein, um auch für mich Quartier zu machen. Wenn nur die „Hexerei“
mit Putlitz gelingen wollte! Ich erfahre nichts davon und fürchte, Ihre kleinen
Räthe usw. werden Ihnen viel Schwierigkeiten machen, dazu sind sie nun einmal
in der Welt, und selbst in der Residenz München. Machen sie es gar zu schwer,
so wird Parzival wohl wieder einmal zum Siegfriedschwert greifen müssen:
In Betreff dieser Leute steht mein Spruch jetzt so: „Ihr sollt leben, laßt uns
aber auch leben.“ Bitte, Bitte! Lassen Sie sich gegen Putlitz nichts ein-
wenden: Ich gehe bei dieser Bitte mit großer Vorsicht und Überlegung zu
Werke! Seine Berufung ist das Beste und Zweckmäßigste was Sie tun
können, um mit einem Male Ordnung und sich selbst Ruhe und Fortgang
der Sache zu versichern. Der treffliche Schmitt soll dabei ungestört Intendanz-
rathen so gut und viel er kann. Aber: „leben und leben lassen.“
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Brief Richard Wagners an Ludwig II. von Bayern.
Theuerster Geliebter! Hier ein Briefchen für die erhabene Liebliche! Ich
schreibe ihr darin von unserem Parzival.
Wie geht es dem holdesten Herrn der Erde? Ich fürchte, Er hat jetzt viel
zu ,,hexen“ und sehnt sich bald wieder „zaubern“ zu dürfen? Armer!! — Ich
bin für das Hexen jetzt sehr müde geworden, und hoffe getrost für einige Zeit
es Andren lassen zu können. Ich denke, mit meinem wunderlichen Hans ist
nun alles in Ordnung: Am 15. April trifft er mit der Freundin nun wieder in
München ein, um auch für mich Quartier zu machen. Wenn nur die „Hexerei“
mit Putlitz gelingen wollte! Ich erfahre nichts davon und fürchte, Ihre kleinen
Räthe usw. werden Ihnen viel Schwierigkeiten machen, dazu sind sie nun einmal
in der Welt, und selbst in der Residenz München. Machen sie es gar zu schwer,
so wird Parzival wohl wieder einmal zum Siegfriedschwert greifen müssen:
In Betreff dieser Leute steht mein Spruch jetzt so: „Ihr sollt leben, laßt uns
aber auch leben.“ Bitte, Bitte! Lassen Sie sich gegen Putlitz nichts ein-
wenden: Ich gehe bei dieser Bitte mit großer Vorsicht und Überlegung zu
Werke! Seine Berufung ist das Beste und Zweckmäßigste was Sie tun
können, um mit einem Male Ordnung und sich selbst Ruhe und Fortgang
der Sache zu versichern. Der treffliche Schmitt soll dabei ungestört Intendanz-
rathen so gut und viel er kann. Aber: „leben und leben lassen.“
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